Nürnberger Trainer sauer Köllners Fundamentalkritik am Videobeweis und Referees
Berlin (dpa) - Michael Köllner redete sich richtig in Rage. Im breiten Oberpfälzisch polterte der Coach des 1. FC Nürnberg über den Videobeweis und übte nach dem 0:1 bei Hertha BSC gleich auch noch Fundamentalkritik am deutschen Schiedsrichterwesen.
„Am Ende tun mir die Leute leid, die mit ihren andersfarbigen Trikots auf dem Platz stehen, weil sie nichts mehr zu sagen haben. Am Ende muss der Schiedsrichter die Entscheidungshoheit haben, es selbst alles zu regeln, so wie es früher war“, grantelte der Coach. „Es ist für mich ein Humbug, dass man sowas auf die nächste Ebene schickt.“
Im offiziellen Teil der Pressekonferenz grummelte der 48-Jährige noch nur vor sich hin, dass man die Entscheidungen „akzeptieren“ müsse. Nur wenige Minuten später redete sich Köllner dann in kleinerer Runde den Frust der Auftakt-Niederlage nach der achten Rückkehr der Franken in die Fußball-Bundesliga von der Seele.
Köllner erzürnte vor allem die Schlüsselszene vor dem Berliner Treffer. Nürnbergs Georg Margreitter strauchelte nach einem Laufduell mit Hertha-Kapitän Vedad Ibisevic, der anschließend das entscheidende Tor erzielte (27. Minute). „Ich wäre froh über einen Pfiff gewesen“, sagte der FCN-Verteidiger.
Schiedsrichter Tobias Welz blieb aber auch nach Studium der Videobilder am Spielfeldrand bei seiner ersten Entscheidung, kein Foul zu pfeifen. „Das war für mich grundsätzlich regelwidrig. Das muss zurückgepfiffen werden, weil die Mannschaft nicht mehr in ihrer Verteidigungsstruktur ist“, sagte Köllner. Nach Ansicht der Fernsehbilder entsteht jedoch eher der Eindruck, dass Margreitter über seine eigenen Beine stolpert.
Köllner sprach den Unparteiischen dennoch die Fähigkeit ab, einen „taktischen Einfluss“ bei Foulspielen zu erkennen. „Die Schiedsrichter stehen zu selten in fußballspezifischen Situationen auf dem Platz“, kritisierte Köllner. Da gebe es ein Missverhältnis zu Spielern und Trainern, er selbst sei insgesamt zehnmal in der Woche auf dem Platz. „Der Schiedsrichter kommt genau einmal um halb 4 am Samstag raus, und ansonsten ist er im Fitnessstudio oder läuft durch den Wald.“
Auch kurz vor Ende der Partie stand Referee Welz erneut im Mittelpunkt. Berlins Verteidiger Karim Rekik hatte den Ball an die ausgestreckte Hand bekommen. Nürnbergs Stürmer Mikael Ishak, der im DFB-Pokal beim 2:1 beim SV Linx noch zweimal getroffen hatte, konnte die Chance jedoch nicht nutzen und scheiterte an Hertha-Keeper Rune Jarstein.
„Das war kein Pech, der war einfach sehr schlecht geschossen“, sagte der Schwede selbstkritisch über seinen völlig unplatzierten Versuch. „Ich habe schon lange keinen Elfmeter gehalten, endlich“, schwärmte Jarstein über seinen zweiten parierten Strafstoß in der Bundesliga. „Ich habe zu mir selbst gesagt: Den muss ich jetzt halten.“
Nürnbergs etatmäßiger Elfmeterschütze Hanno Behrens war nur wenige Augenblicke vor dem Strafstoß angeschlagen ausgewechselt worden. „Ich war mir sicher, dass Mika den reinhaut, schade“, sagte der Kapitän zerknirscht. „Es ist dumm gelaufen. Es war eine Riesenchance kurz vor Schluss.“