Siebten Streich verpasst: Wolfsburg 0:1 bei 96
Hannover (dpa) - Ausgerechnet Lästermaul Sergio Pinto hat Hannover 96 zum 1:0 (1:0)-Sieg im Niedersachsen-Derby der Fußball-Bundesliga geschossen.
Der Mittelfeldspieler setzte bereits in der 5. Spielminute den entscheidenden Treffer gegen den VfL Wolfsburg, nachdem er sich vor dem Spiel über die Einkäufe des Gegners lustig gemacht hatte. Der Meister von 2009 verlor das erste Mal nach zuletzt sechs Siegen in den Nachbarschafts-Duellen und hat nur noch einen Punkt Vorsprung vor dem Relegationsplatz. Die Gastgeber feierten hingegen den ersten Heimsieg gegen den Nachbarn seit Mai 2004, bleiben souverän die Nummer eins im Norden und schoben sich auf Platz vier der Tabelle.
„Sehr schön“, sagte Pinto nach der Partie grinsend: „Es war ein rassiges Spiel mit vielen Zweikämpfen.“ Den Freistoßtrick vor seinem Tor hatten die Hannoveraner erst am Tag vor dem Spiel trainiert: „Da hat es nicht wirklich gut geklappt.“
VfL-Keeper Diego Benaglio machte bei dem Schuss von Pinto allerdings eine denkbar schlechte Figur, konnte den Aufsetzer nicht festhalten. „Dieses Tor muss man nicht kriegen“, kritisierte VfL-Manager Dieter Hoeneß.
Der Kaufrausch der Volkswagen-Tochtergesellschaft zeigte keine Wirkung. Mit zwei von sechs Wintereinkäufen in der Startelf spielte der VfL erneut schwach. Vor allem die vielen technischen Fehler waren auffällig. Zudem spielte Diego wieder einmal zu eigensinnig, hielt den Ball zu lange und scheiterte fast immer mit seinen Einzelaktionen. Die Riesenchance zum Ausgleich vergab der Brasilianer außerdem, als er in der 80. Minute einen Foulelfmeter an die Latte donnerte, nachdem Emanuel Pogatetz ihn von den Beinen geholt hatte.
Unmittelbar vor dem Strafstoß stritt sich der Brasilianer mit dem eingewechselten Patrick Helmes, am Seitenrand tobte Co-Trainer Pierre Littbarski. „Das ist bereits der dritte Elfmeter in dieser Saison, den wir nicht nutzen“, klagte Hoeneß.
Die neu verpflichteten Jan Polak im defensiven und Tuncay Sanli im offensiven Mittelfeld passten sich dem üblichen VfL-Spiel mehr oder weniger an. Der aus Anderlecht gekommene Tscheche fiel durch Fehlpässe und Stockfehler auf. Der zuletzt bei Stoke City spielende Türke war technisch besser, blieb aber ohne Wirkung.
Helmes saß hingegen zunächst auf der Bank, während Grafite sich als einziger Stürmer mühte und in der 3. Minute die einzige gute VfL-Chance der ersten Halbzeit besaß. Der Torschützenkönig der Meister-Saison bekam aber zu wenige Anspiele und war auf sich allein gestellt, bis Helmes nach der Pause eingewechselt wurde.
Trainer Steve McClaren stellte dafür seine taktische Formation um, versuchte es mit nur einem Sechser und zwei Stürmern. Doch auch mit dem aus Leverkusen gekommenen Stürmer wurde das Spiel der Wolfsburger nicht besser. Auch die Einwechslung des vierten Wintereinkaufs Dieumerci Mbokani brachte nichts mehr.
Die Gastgeber agierten hingegen als geschlossene Einheit mit mehr läuferischem Einsatz. Die Hannoveraner wirkten nach den beiden Niederlagen gegen Schalke und Leverkusen überhaupt nicht verunsichert. Selbstbewusster und souveräner wirkte das Auftreten im Gegensatz zum Nachbarn. Hannover hatte auch die besseren Chancen, versäumte es allerdings, diese zu nutzen.
„Spielerisch ist es bei uns nicht so gelaufen, wie wir uns das vorstellten“, sagte 96-Trainer Mirko Slomka: „Aber aufgrund der ersten Hälfte war der Sieg wohl verdient - allerdings hart erkämpft. Wolfsburg war in der zweiten Halbzeit sehr stark.“