Torjäger Dzeko rettet Wolfsburg 1:1 bei St. Pauli
Hamburg (dpa) - Torgarant Edin Dzeko hat den VfL Wolfsburg vor dem freien Fall in der Fußball-Bundesliga bewahrt. Mit seinem neunten Saisontreffer rettete der Torjäger (54. Minute) den Niedersachsen beim 1:1 (0:1) im Nordderby beim FC St. Pauli einen glücklichen Punkt.
Vor 24 150 Zuschauern im ausverkauften Millerntor-Stadion hatte Innenverteidiger Markus Thorandt (28.) die über weite Strecken überlegenen Gastgeber in Führung gebracht. Zwar stoppten die Kiezkicker nach zuvor vier Niederlagen den freien Fall, sie liegen nach dem Heimremis aber nur drei Punkte vor den Abstiegsrängen. „Ich sehe das Ergebnis mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagte St. Paulis Kapitän Marius Ebbers und fügte nach dem verschenkten Sieg hinzu: „Ein Punkt ist besser als keiner, aber es hätten eigentlich drei sein müssen.“
Nur einen Zähler mehr als die Hamburger hat die mit Europacup- Ambitionen gestartete Millionen-Truppe aus Wolfsburg nach dem neuerlichen Rückschlag auf dem Konto. „15 Punkte nach 13 Spielen - natürlich ist das nicht das, was unser Ziel ist“, sagte Dzeko und bilanzierte: „Wir wollten unbedingt drei Punkte holen, das haben wir leider nicht geschafft.“
Den Hausherren war vom Anpfiff weg das Bemühen anzusehen, die Talfahrt zu beenden. Mit energischem Pressing störten die Hamburger früh den Spielaufbau von Diego und Co. und erarbeiteten sich Feldvorteile. Bereits in der dritten Minute wäre dieses Rezept der kontrollierten Aggressive fast aufgegangen, als St. Paulis Stoßstürmer Marius Ebbers mit einem Kopfball nur die Latte traf.
Initiiert hatte diese Chance der agile Max Kruse, dessen Hereinnahme sich als geschickter Schachzug von Trainer Holger Stanislawski erwies. Kruse war es dann auch, der VfL-Keeper Diego Benaglio zur ersten Flugeinlage zwang (22. Minute). Sechs Minuten später wurde St. Paulis Dominanz belohnt. Nach einer Kruse-Ecke schüttelte Thorandt seinen Bewacher Josué ab und markierte per Kopf seinen Premieren-Treffer in der Bundesliga. Kurz vor der Pause hätte Fabian Boll (45.) am 58. Geburtstag von Ex-Präsident Corny Littmann fast das 2:0 für die immer wieder anrennenden Kiezkicker erzielt, die mit einer Torschussbilanz von 11:1 in die Kabine gingen.
Die Wolfsburger, bei denen Mario Mandzukic anstelle des angeschlagenen Torjägers Grafite (muskuläre Probleme) stürmte, enttäuschten im ersten Durchgang auf ganzer Linie. Keine Kombinationen, keine Leidenschaft, keine Chancen - Coach Steve McLaren verfolgte erzürnt den leblosen Auftritt seiner Elf. Es passte ins Bild, dass die einzig nennenswerte VfL-Aktion ein Foul von Diego war, der dafür seine fünfte Gelbe Karte der Saison sah und im nächsten Spiel beim 1. FC Köln fehlen wird.
Nach Wiederanpfiff fanden die Niedersachsen, die zuvor in acht Anläufen am Millentor noch nie gewonnen hatten, besser in die Partie. Ein Freistoß von Diego (53.), den St. Paulis Keeper Thomas Kessler parierte, diente als Initialzündung. Nur 60 Sekunden später der unverdiente Ausgleich: Der immer wieder brandgefährliche Bosnier Dzeko verwertete eine Kopfball-Vorarbeit von Diego und staubte zum schmeichelhaften Ausgleich ab. Stanislawski meinte dazu: „Wir haben bei einem langen Ball geschlafen. Dafür werden wir im Moment bestraft.“
Den Schock über das 1:1 schüttelten die St. Paulianer relativ schnell ab. In der nun ausgeglicheneren Partie berannten sie zwar nicht mehr permanent das Gäste-Gehäuse, blieben aber dennoch das etwas bessere Team. Mittelfeldabräumer Boll (75.) hatte mit einem Distanzschuss, den Benaglio nicht festhalten konnte, die beste Gelegenheit für die tapfer kämpfende Stanislawski-Elf. Aber zum Sieg reichte es für die Hausherren nicht mehr.