VfB-Sieg im Krisenduell: Zu zehnt 2:0 in Frankfurt
Frankfurt/Main (dpa) - Der Mann des Tages sollte eigentlich gar nicht spielen. Für VfB-Torwart Sven Ulreich war für den Rest der Saison ein Bankplatz vorgesehen. Beim Stuttgarter 2:0 in Frankfurt gab er aber sein schnelles Startelf-Comeback - und avancierte zum Matchwinner.
Degradiert, in der Not gebraucht und jetzt gefeiert: Innerhalb weniger Tage hat Stuttgarts Torhüter Sven Ulreich alle Höhen und Tiefen im Fußball erlebt. „Natürlich war das einer der schönsten Siege meiner Laufbahn“, sagte der 22-Jährige nach dem 2:0 (0:0) des VfB im Krisengipfel bei Eintracht Frankfurt, dem eine emotionale Achterbahnfahrt für den Youngster vorausgegangen war. Mit Glanzparaden fast im Minutentakt sicherte der Keeper den Schwaben den so wichtigen Dreier, durch den die Stuttgarter bis auf zwei Punkte an den Relegationsplatz herankamen.
Bei der Eintracht schrillen dagegen nach dem siebten sieglosen Spiel in Serie und nun schon 634 Minuten ohne Tor die Alarmglocken. „Wir müssen schleunigst wieder treffen“, sagte Frankfurts Trainer Michael Skibbe, der mit seinem Team nur noch drei Punkte vor Rang 16 rangiert. Am 25. Spieltag gastiert der 1. FC Kaiserslautern zum nächsten Abstiegskracher in der Commerzbank Arena. Bei einer erneuten Niederlage dürfte es auch für Skibbe eng werden.
Die Stuttgarter Akteure wussten nach der Partie ganz genau, bei wem sie sich zu bedanken hatten. Inklusive der Ersatzspieler stürmten alle VfB-Profis auf Ulreich zu, den Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia nach dem 2:4 in Leverkusen eigentlich bereits auf die Bank verbannt hatte. Doch da sich Marc Ziegler im Europa-League-Spiel gegen Benfica Lissabon jedoch verletzte, kehrte Ulreich schneller als auch von ihm erwartet ins VfB-Tor zurück und avancierte vom Ersatzmann zum unverhofften Helden.
„Das hat er klasse gemacht. Man hatte schon in den zwei Tagen, die er praktisch draußen war, gemerkt, dass ein Rucksack voller Erwartungen von ihm abgefallen ist“, sagte Labbadia. Ulreich genoss seinen großen Tag äußerlich gelassen. „Ich habe immer an mich geglaubt. In den vergangenen Tagen habe ich vieles analysiert und dabei gesehen, dass ich auch sehr viel richtig gemacht habe“, sagte die alte und neue Nummer eins der Schwaben.
Auch mit Vorgänger Jens Lehmann, dessen Schatten nach wie vor extrem lang für den jungen Nachfolger ist, hatte Ulreich in der vergangenen Woche Kontakt. „Er hat mir gesagt, dass ich mich nicht unterkriegen lassen soll. Der Austausch mit ihm hat mir sehr geholfen“, sagte Ulreich.
Während der 22-Jährige mit stolz geschwellter Brust in den Mannschaftsbus stieg, verließ Frankfurts Torwart Ralf Fährmann mit gesenktem Haupt den Rasen. Sowohl beim 0:1 durch Martin Harnik (64. Minute) als auch beim 0:2 von Tamas Hajnal (68.) hatte der Ersatz des verletzten Oka Nikolov keine glückliche Figur gemacht. „Da sah er nicht gut aus“, kritisierte auch Skibbe. „Den darf ich nicht nach vorne abklatschen lassen“, gab sich Fährmann zumindest mit Blick auf den ersten Gegentreffer selbstkritisch.
Doch an den beiden Wacklern des Keepers lag es nicht allein, dass die Eintracht immer tiefer in den Abstiegssumpf gerät. 30 Torschüsse gaben die Hessen auf das VfB-Tor ab, erspielten sich 13:3 Ecken und 21:4 Flanken. „Der Ball will einfach nicht rein“, das Tor ist wie vernagelt“, sagte Maik Franz, ein weiterer Hauptdarsteller eines turbulenten Spiels.
In der 15. Minute trat das Eintracht-Raubein VfB-Kapitän Matthieu Delpierre im Strafraum nach eigenen Worten „aus Versehen“ auf den Fuß, Delpierre ließ sich dadurch zu einer einer Tätlichkeit hinreißen und sah die Rote Karte. „Wenn du 75 Minuten in Überzahl spielst, musst du einfach gewinnen“, sagte Frankfurts zweiter Manndecker Marco Russ.
Doch weil unter anderem Theofanis Gekas in der 56. Minute nur den Innenpfosten traf, geht die Frankfurter Talfahrt weiter. „Auf der Leistung können wir dennoch aufbauen. Wir werden uns gegen Kaiserslautern wieder mutig, aggressiv und angriffslustig präsentieren“, sagte Skibbe, der mit seinem Team wohl unter der Woche ins Kurztrainingslager fahren wird.