Sportrechtler: DFB versteckt sich hinter der FIFA

Frankfurt/Main (dpa) - Sportrechtler Lothar Jordan wirft im Fall des Phantomtors von Hoffenheim dem DFB vor, sich hinter der FIFA zu verstecken.

Der Vize-Präsident des Arbeitsgerichts Mannheim/Heidelberg spricht in einem Interview der Heidelberger „Rhein-Neckar-Zeitung“ bei DFB-Vizepräsident Rainer Koch von einer unbotmäßigen Einflussnahme.

„Als ich das gelesen habe, hat es mir die Sprache verschlagen. Koch ist schließlich nicht irgendjemand, sondern beim DFB für Rechts- und Satzungsfragen zuständig“, sagte Jordan vor der Sportgerichtsverhandlung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) am Montag. Koch hatte gemeint, dass die Aussichten auf eine Wiederholung der Partie der Hoffenheimer gegen Bayer Leverkusen „sehr gering“ seien.

In dem Bundesliga-Spiel war ein Kopfball von Bayer-Stürmer Stefan Kießling in der 70. Minute seitlich durch ein Loch im Netz ins Tor gegangen und von Schiedsrichter Felix Brych zum 2:0 für Bayer anerkannt worden. Das Spiel endete 2:1.

„Er gibt damit eine Prognose über den Ausgang eines Verfahrens vor dem eigenen Sportgericht ab - und drohte außerdem mit der FIFA“, erklärte Jordan zu den Koch-Äußerungen. „Das wäre in etwa so, als wenn mein Justizminister in der Öffentlichkeit den Ausgang eines Verfahrens bei mir voraussagen und zudem mit dem Europäischen Gerichtshof drohen würde. Diese Vorabeinschätzung hat mit rechtsstaatlichen Grundsätzen nichts zu tun.“

Der DFB hatte immer betont, dass er sich vom Weltverband FIFA beraten lassen werde. Dieser legte in der Vergangenheit stets Wert darauf, dass Tatsachenentscheidungen von Unparteiischen Bestand haben.

Nach Ansicht Jordans liegt ein Regelverstoß von Schiedsrichter Brych vor, der nach der viel diskutierten Szene nicht nur Kießling, sondern mindestens auch einen Hoffenheimer Spieler hätte befragen müssen. „Das DFB-Sportgericht kann sich nicht einfach hinter der FIFA verstecken“, sagte Jordan. Der 63-Jährige hatte als Arbeitsrichter unter anderem mit dem Fall des Hoffenheimer Stürmers Eren Derdiyok zu tun. Der Bundesliga-Profi war vor dem Heidelberger Landgericht gegen seine Versetzung in die sogenannte Trainingsgruppe 2 der TSG vorgegangen.