Stehplatz-Verbot: "Fans müssen Ernst der Lage erkennen"

Beim Sicherheitsgipfel beraten Clubs und Politik über Maßnahmen gegen Gewalt in deutschen Stadien. Bundesinnenminister Friedrich hält sich die Option für ein Verbot von Stehplätzen weiter offen. Die Anhänger müssten den Ernst der Lage erkennen, warnt DFB-Vizepräsident Koch.

Berlin (dpa). Vor dem Sicherheitsgipfel des deutschen Fußballs hält sich Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich ein Verbot von Stehplätzen weiter offen und fordert stärkere Sicherheitsmaßnahmen. „Der wichtigste Vorschlag wird sein, dass die Vereine den Dialog mit den Fans suchen müssen, dass sie Fanarbeit verstärken, aber auch Sicherheitsvorschriften beachten müssen, zum Beispiel Einlasskontrollen für die Stadien verstärken“, sagte der CSU-Politiker am Dienstag im ARD-„Morgenmagazin“.

Am heutigen Dienstag treffen sich Vertreter der 54 deutschen Proficlubs in Berlin, um mit Friedrich über Maßnahmen nach den Ausschreitungen der vergangenen Saison zu beraten. Dabei stünden die Stehplätze zunächst nicht zur Disposition, bekräftigte der Innenminister, warnte aber: „Wenn wir keine Ruhe in die Stadien bekommen sollten, (...) dann wird man auch über diese strikteren Maßnahmen nachdenken müssen.“

Fanvertreter wie René Lau von der Arbeitsgemeinschaft Fananwälte hatten diese Haltung bereits zuvor als „Erpressung“ kritisiert. Auch Rainer Koch, Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), sprach sich für die bei Zuschauern populären Ränge aus, warnte allerdings auch die Anhänger. „Damit uns die Stehplätze aber dauerhaft erhalten bleiben, müssen alle Fans spätestens jetzt den Ernst der Lage erkennen und sich für die Einhaltung der Stadionordnungen einsetzen“, teilte der Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes mit.

Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, forderte vorab erneut eine Sicherheitsgebühr, durch die die Vereine an den Einsatzkosten der Polizei teilhaben würden. Eine Kostenbeteiligung der Clubs und Verbände an den direkten Polizeieinsätzen in den Stadien soll es laut Innenminister Friedrich aber nicht geben. Die Vereine seien für die Ordner und Begleitung der Fans auf Auswärtsfahrten verantwortlich. „Für die allgemeine Sicherheit ist die öffentliche Hand zuständig. Bei dieser Arbeitsteilung muss es bleiben“, sagte Friedrich.

Nach Ansicht des Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Lorenz Caffier, muss auf dem Sicherheitsgipfel ein umfangreiches Maßnahmenpaket abgesegnet werden. „Wir erwarten auf jeden Fall, dass eine verbesserte Videotechnik eingeführt wird, dass eine Qualifizierung der Ordnungskräfte durchgeführt wird“, sagte der CDU-Politiker dem Rundfunksender „NDR Info“ kurz vor dem Treffen.

Zudem solle geprüft werden, „inwiefern personalisierte Eintrittskarten eingeführt werden können. Wir erwarten ganz klar eine wesentlich bessere finanzielle Ausstattung für die Fanprojekte“, sagte Caffier weiter, der gleichzeitig Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern ist. „Denn die Einnahmen, die im Rahmen der Fernsehrechte in den Fußball einfließen, davon muss zwangsläufig über die Fußballverbände auch die Fanarbeit profitieren und deswegen erwarten wir eine wesentliche Erhöhung der Zuwendung.“