Stevens ist Stuttgarts neues Konzept

Stuttgart verpflichtet den Routinier und trennt sich von allen Inhalten, die der Club mit Vorgänger Schneider verband.

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Stuttgart. Nun also Huub Stevens. Der zweite Trainerwechsel in einer Saison soll den drohenden zweiten Abstieg in der Bundesliga-Geschichte des VfB Stuttgart noch verhindern.

Der 60 Jahre alte Niederländer scheint die letzte Rettung, da ist es auch egal, dass seine Verpflichtung alles über den Haufen wirft, was in dieser Saison bisher das Nachwuchskonzept genannt wurde.

Es geht ums Überleben in der Liga, da sind Konzepte uninteressant.

Stevens kennt diese Situationen und ist froh, in der Bundesliga wieder mitmischen zu können. Nur das ließ ihn einen Vertrag bis zum Saisonende unterschreiben. Entsprechend hoch wird die Nichtabstiegsprämie sein und die damit verbundene Chance der Weiterverpflichtung.

Mission VfB: Neuer Job für Trainerfuchs Huub Stevens
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Als Stevens noch Trainer bei Hertha BSC war und Fredi Bobic dort Profi, galten die beiden nicht gerade als Freunde. Aber das spielt in Notsituationen keine Rolle mehr. Stevens, der einst den HSV aus ähnlich prekärer Lage gerettet hatte, ist der einzige von allen gehandelten Kandidaten, der in der misslichen Situation überhaupt noch Aussicht auf Erfolg verspricht.

Die Vorstellung der Stuttgarter beim 2:2 gegen Eintracht Braunschweig war phasenweise erbärmlich. Die Stuttgarter Fans, bisher immer auf Seiten ihrer Spieler und von Trainer Thomas Schneider, sorgten mit ihren Protesten nach Spielschluss dafür, dass auch Bobic klar wurde: Mit Schneider geht es nicht mehr weiter.

Nun also Huub Stevens. „Ich brenne, ich bin heiß“, sagt der Mann, der gerade erst beim griechischen Erstligisten Paok Saloniki als Tabellenzweiter entlassen worden war. Bobic sagt: „Huub ist hochmotiviert, wir müssen noch etwas mit voller Überzeugung versuchen mit einem sehr erfahrenen Mann, der sich perfekt mit solchen Situationen auskennt.“

Dumm nur, dass sich die Mannschaft damit nicht auskennt. Die romantische Vorstellung, wie zu Beginn des Jahrhunderts eine Erfolgsgeschichte im „Geist der jungen Wilden“ mit einem jungen Fußballlehrer fortzuschreiben, hat sich in Stuttgart erledigt. Stevens’ Glaubenssatz, die „Null muss stehen“, wird fortan Marschroute sein. In der Bundesliga hinterließ Stevens auf Schalke tiefe Spuren, in Berlin, in Hamburg und in Köln dagegen kaum.

Und Thomas Schneider? Der ist mitsamt der Co-Trainer Tomislav Maric und Alfons Higl bis zum Sommer freigestellt. Schneider soll dann wieder im Nachwuchsleistungszentrum arbeiten. „Er soll jetzt erst einmal durchschnaufen“, sagte Bobic. Die Entlassung sei „sehr emotional“ gewesen. „Wir haben eine Schlacht verloren, den Krieg aber noch nicht“, hatte Schneider nach dem 2:2 noch gesagt. Das wird jetzt Aufgabe des Feldherrn aus Kerkrade sein.