Stevens & Co.: Das Wagnis mit den Trainer-Rückkehrern

Stuttgart (dpa) - Huub Stevens, Jupp Heynckes oder Felix Magath: Die Rückbesinnung auf den Ex hat auch in der jüngeren Geschichte der Fußball-Bundesliga fast schon Tradition. Trainer kommen und gehen - und in manchen Fällen kommen sie sogar ein zweites Mal zu ihrem früheren Verein.

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Stevens und der VfB Stuttgart sind nur das jüngste Beispiel in dieser langen Reihe. Doch so verlockend und hoffnungsvoll das Zurück zum Ex-Coach auch scheinen mag, in dem einen oder anderen Fall hat sich die Aktion als Flop erwiesen.

Am Anfang stehen in der Regel große Not und große Überzeugung. „Klar war, dass wir eine schnelle Entscheidung brauchen, aber vor allem eine gute Lösung. Wir sind sicher, dass wird diese mit Huub Stevens gefunden haben“, gab Stuttgarts Präsident Bernd Wahler Anfang der Woche zu Protokoll, nachdem Trainer-Rückkehrer Armin Veh bei den Krisenschwaben überraschend seinen Rücktritt eingereicht hatte.

Der gebürtige Augsburger hatte bei seiner Vertragsunterschrift vermutlich die Defizite bei dem Traditionsverein verkannt und sich unter Umständen von seiner erfolgreichen ersten Amtszeit samt Meisterschaft 2007 blenden lassen. Nun bemängelte Veh vor allem das fehlende Glück. Erst durch dieses Missverständnis wurde dann der Weg für seinen niederländischen Vorgänger wieder frei.

„Stevens kennt sich mit solchen Situationen aus. Er hat außerdem den Riesenvorteil, dass er den Großteil der Mannschaft, den Verein und das Umfeld kennt“, erläuterte Wahler die Vorzüge eines Rückkehrers wie Stevens, der den VfB im Sommer nach gerade mal 112 Tagen zum Klassenerhalt geführt hatte und nun das Kunststück von neuem vollbringen soll.

„Wir haben es in der vergangenen Spielzeit geschafft, den Klassenverbleib zu sichern und wir werden es auch in dieser Saison schaffen“, zeigte sich bei seiner Vorstellung Stevens selbstbewusst, der seinem Team in gewohnter Rettermanier zunächst wieder Spaß und Disziplin vermitteln will. Der Limburger weiß nur zu gut, dass die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte durchaus Brisanz birgt. Von 1996 bis 2002 prägte Stevens beim FC Schalke eine titelreiche Ära. Die Neuauflage bei „Königsblau“ endete allerdings nach einer Reihe von Misserfolgen nach rund 15 Monaten im Dezember 2012. Stevens' Start in Stuttgart jedenfalls glückte: Der VfB siegte am Freitagabend mit 4:1 (1:1) beim SC Freiburg und schoss sich den Frust von der Seele.

In existenzieller Not reaktivierte Borussia Dortmund 2000 sogar Udo Lattek, der eigentlich nur noch als TV-Experte auftrat. 19 Jahre nach seinem letzten Engagement beim BVB rettete der damals 65-Jährige mit Matthias Sammer an seiner Seite den Traditionsverein. Nach fünf Spielen als Chef hatte Lattek aber genug. „Manchmal habe ich gedacht, mir wird Schwarz vor Augen, und ich falle von der Bank. Ich will in meinem Leben noch das machen, was mir Spaß macht“, sagte nach der umjubelten Rettungsaktion der ausgelaugte Lattek, der zuvor rund sieben Jahre nicht mehr als Coach gearbeitet hatte.

Jupp Heynckes zog es immer wieder zu früheren Clubs. Borussia Mönchengladbach und Athletic Bilbao in Spanien trainierte der heute 69-Jährige jeweils zweimal. Sogar dreimal griff der FC Bayern München auf die Qualitäten dieses stets verlässlichen Trainers zurück, der den Rekordmeister im Kampf um Titel und internationale Startplätze auf Kurs bringen musste. Im vergangenen Jahr trat Heynckes schließlich mit dem historischen Triple ab.

An den Glanz ihres ehemaligen Meistertrainers Felix Magath erinnerte sich 2011 die Vereinsführung des VfL Wolfsburg. Der als extrem kompromisslose Coach bekannte frühere Nationalspieler bewahrte die „Wölfe“ bei seinem spektakulären Comeback zunächst vor dem Abstieg, konsolidierte daraufhin den Bundesligisten, musste nach einem miserablen Saisonstart im Oktober 2012 aber wieder gehen.

An einen Abschied denkt Stevens, der beim VfB erstmal einen Vertrag bis zum Sommer 2015 unterschrieb, momentan sicher nicht. Sein Projekt trägt nur einen Titel: Klassenerhalt.