Bundesliga Stürmer-Misere: Schalke 04 schießt immer weniger Tore
Trainer Weinzierl macht die Stürmer-Misere verantwortlich für die Krise. Die Statistik gibt ihm vor dem Spiel bei den Bayern Recht.
Gelsenkirchen. Vielleicht sorgt Markus Weinzierl beim Auftritt beim FC Bayern für eine Überraschung. Schließlich hat der Trainer des FC Schalke 04 einen Schuldigen ausgemacht für die zuletzt enttäuschenden Ergebnisse seiner Mannschaft. „Der fehlende Mut“ seiner Spieler sei wesentlich für die schwachen Leistungen gewesen, urteilte Weinzierl gestern vor der Reise nach München. Um seiner Mannschaft eine gewisse Courage vorzuführen und auch vorzuleben, könnte der 42-Jährige in der nächsten Partie ein Zeichen setzen und den von einer Knieverletzung genesenen Angreifer Klaas-Jan Huntelaar in die Startelf berufen. „Es entspricht keinem normalen Ablauf nach dreieinhalb Monaten und nur einer Trainingseinheit, aber ich bin in einer Situation, in der ich nichts ausschließen kann“, sagt der Trainer.
Denn die Not im Angriff ist trotz der Rückkehr des Niederländers noch einmal größer geworden. Neuzugang Guido Burgstaller konnte nach muskulären Problemen in der laufenden Woche noch gar nicht trainieren, sein Stürmerkollege Eric Maxime Choupo-Moting musste das Training am Mittwoch mit Adduktoren-Problemen abbrechen. Der Einsatz beider Spieler gegen die Bayern ist überaus fraglich. Außer dem rekonvaleszentem Huntelaar wäre nur noch der erst 20 Jahre alte Nachwuchsstürmer Donis Avdijaj (Fünf Bundesligaeinsätze) einsetzbar. Und an eben dieser Verletztenmisere macht Weinzierl die Problematik der laufenden Saison vor allem fest. „An der Defensive liegt es nicht. Uns fehlen acht bis zehn Stürmertore“, sagt Weinzierl. „Die Stürmertore machen es halt aus.“
Tatsächlich sank die Tor-Quote der Schalker im Vergleich der jüngsten vier Spielzeiten stetig ab. Erzielte die Mannschaft in der Saison 2013/14 noch durchschnittlich 1,94 Treffer pro Spiel nach 18 Spieltagen, waren es in der Spielzeit darauf nur noch 1,61Treffer pro Spiel. In der Saison 2015/16 sank die Quote weiter auf 1,33, aktuell treffen die Schalker Spieler nur noch 1,17 Mal pro Partie ins gegnerische Tor. Der negative Trend hat sich in der jüngeren Vergangenheit manifestiert. Mit derzeit 21 erzielten Toren und Platz elf spiegelt sich der graue Durchschnitt des Weinzierl-Teams wider. Sämtliche Teams, die vor Schalke in der Tabelle liegen, haben mehr Treffer erzielt.
„Es ist kein Zufall, dass derzeit keiner unserer Angreifer unter den Top-Torschützen der Liga zu finden ist“, sagt Weinzierl dazu. Mit dieser für den Verein betrüblichen Faktenlage werden die Schwierigkeiten, in der Bundesligaspitzengruppe mithalten zu können, von Spielzeit zu Spielzeit größer. Dass der Ruhrgebietsklub dennoch noch nicht ganz den Anschluss an die internationalen Plätze verloren hat, liegt vor allem am gegenläufigen Trend bei der Defensivarbeit. Den Schalker Teams der vergangenen Jahre ist gelungen, ihre Gegentore deutlich zu verringern. Kassierten die Schalker 2013/14 ebenfalls nach 18 Spieltagen im Schnitt noch 1,6 Treffer in jeder Begegnung, waren es in der Spielzeit darauf nur noch 1,2 Gegentreffer. Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg auf 1,4 Treffer in der Vorsaison, sind es derzeit nur noch 1,17 Gegentore pro Partie.
„Nach vorne müssen wir uns verbessern. Die Mittelfeldspieler müssen mutig sein und den Ball von der Abwehrreihe fordern“, sagt der Trainer mit Blick auf die Begegnung in München, bei der Max Meyer nach einem Infekt wieder dabei sein kann.
Zudem würde kein übergroßes Maß an Mut erfordern, Huntelaar einzusetzen. Denn bereits in 2014, als der 33-Jährige die gesamte Vorrunde aufgrund einer Verletzung verpasste, erzielte er gleich bei seinem ersten Spiel den wichtigen Führungstreffer zum 3:0 beim Hamburger SV. Das könnte doch Mut machen.