Stuttgart gegen Bremen: „Ein Spiel für Europa“
Stuttgart (dpa) - Einen solchen Andrang hat der VfB Stuttgart nicht einmal vor seinem Pokalknüller gegen Bayern München erlebt. Einen Tag vor dem Schlüsselspiel um die Europa-League-Qualifikation gegen Werder Bremen waren bereits 57 000 Eintrittskarten verkauft.
„Das ist ein Spiel für Europa“, sagte Sportdirektor Fredi Bobic. „Da können wir einen unserer Konkurrenten distanzieren.“ Sechs Vereine streiten sich in der Fußball-Bundesliga noch um die Plätze fünf bis sieben. Die Frage, wer die Europa League erreicht, ist längst genauso spannend wie der Abstiegskampf.
Zu Bobic' großer Genugtuung haben sich die Stuttgart in den vergangenen Wochen die beste Ausgangsposition in diesem Rennen verschafft. Sie liegen nach mittlerweile acht Spielen ohne Niederlage vier Punkte vor Werder auf Platz fünf. „Bei uns ist eine Entwicklung zu sehen“, meinte der ehemalige Nationalspieler. „Man spürt bei unseren Spielern die Gier, etwas erreichen zu wollen. Wir sind zurecht in dieser Position, aber die müssen wir jetzt verteidigen.“
Bei den Bremern ist der Trend komplett gegenläufig. Nur der Hamburger SV, der 1. FC Köln, Hertha BSC und der 1. FC Kaiserslautern haben in der Rückrunde bislang weniger Punkte geholt als Werder (13). „Es ist immer noch alles eng beieinander. Doch jetzt müssen Siege her“, sagte Kapitän Clemens Fritz. „Wenn wir in Stuttgart nicht gewinnen, werden wir unsere Ziele nicht erreichen. Unser gutes Polster ist verspielt.“ Nach dem Ende der Hinrunde hatte seine Mannschaft in der Tabelle noch sieben Punkte vor dem VfB gelegen.
Lässt man die aktuelle Formkurve einmal beiseite, sind beide Vereine in einer vergleichbaren Situation. Beide haben mehrfach in der Champions League gespielt und sich entsprechend teure Kader gegönnt. Seit die Millionen-Einnahmen aus der Königsklasse nicht mehr fließen, sind beide zu einem Umbruch gezwungen. Nationalspieler wie Tim Wiese (Werder) oder Christian Träsch (VfB) sind unter diesen Umständen kaum zu halten, teure Profis wie Mikaël Silvestre (Werder) oder Khalid Boulahrouz (VfB) lässt man so gerne gehen.
Eine Qualifikation für die Europa League würde an diesem Sparkurs weder in Stuttgart noch in Bremen etwas ändern, dazu sind die Einnahme-Unterschiede zwischen den beiden Europacup-Wettbewerben viel zu groß. Doch internationale Spiele haben noch einen anderen Reiz: Sie können neue Spieler locken und die, die schon da sind, besser machen, glaubt VfB-Trainer Bruno Labbadia. „Wir würden uns freuen, wenn wir in diese Situation kämen“, sagte er. „Es wäre definitiv wichtig, sich mit internationalen Mannschaften messen und sich an den internationalen Rhythmus gewöhnen zu können.“
Was den personellen Umbruch angeht, sind die Stuttgarter den Bremern genau wie in der Tabelle schon einen Schritt voraus: Denn ihre Einkäufe von Tamas Hajnal über William Kvist bis hin zu Vedad Ibisevic haben zuletzt überzeugt. Bei Werder stagniert die mannschaftliche Entwicklung auch deshalb, weil die Bilanz auf dem Transfermarkt so schlecht ist. Einige Spieler haben sich kaum weiterentwickelt (Marin, Arnautovic), andere haben dem Verein nie weitergeholfen (Avdic, Wesley). Labbadia warnt dennoch vor seinem Ex-Club: „Werder ist eine Mannschaft, die immer einen raushauen kann“, sagte er.