Torgarant zum Nulltarif: Polter nimmt Magath den Druck
Wolfsburg (dpa) - Felix Magath kann holen, wen er will, der derzeit erfolgreichste und effektivste Fußballer des VfL Wolfsburg kommt aus den eigenen Reihen. Für insgesamt 50 Millionen Euro bastelte sich der VfL-Trainer und -Manager in dieser Saison den Kader, mit dem er künftig Erfolg haben will.
Die Tore schießt und gleichzeitig die Punkte aber bringt derzeit der erst 20 Jahre alte Sebastian Polter. Die beeindruckende Quote des Nachwuchsstürmers, der bis Mitte Dezember ausschließlich bei den VfL-Amateuren kickte: In nur 115 Minuten Einsatzzeit in dieser Bundesliga-Saison zwei Tore, die Wolfsburg sechs Punkte brachten. „Sebastian Polter ist ein Spieler, den wir sonst nicht im Kader haben. Wenn er rein kommt, ist er sofort da und hellwach. Das ist eine Qualität, die wir noch brauchen werden“, sagte Magath nach dem 1:0 am Samstag gegen den 1. FC Köln.
23 Minuten benötigte Polter nach seiner Einwechslung, um das erlösende Siegtor zu köpfen. Bis dahin war der VfL gegen defensiv stabile Kölner angerannt. Was fehlte, war ein Stürmer mit Durchsetzungsvermögen. „Mir liegt die Jokerrolle sehr gut“, sagte Matchwinner Polter bescheiden. Keine Ansprüche, aber viel Leistung. Das mag Magath. „Das ist natürlich traumhaft für ihn, dass er jetzt zweimal hintereinander das Siegtor gemacht hat“, sagte der Trainer.
Vor fünf Wochen im letzten Hinrundenspiel gegen Stuttgart lief es ähnlich. Wolfsburg mühte sich vergeblich, Magath brachte Polter und der bedankte sich 22 Minuten später mit dem Siegtor. „Das ist irgendwie schön, ich bin vollkommen zufrieden“, sagte Polter nun. Mit seiner bodenständigen Art und den wichtigen Toren hat er sich schnell Freunde gemacht. „Ich wünsche ihm noch viele Tore. So kann es weitergehen“, lobte Kapitän Christian Träsch. „Selbstverständlich kann es so weiter gehen“, erwiderte Polter mit breitem Grinsen.
Der gebürtige Wilhelmshavener ist seit 2009 VfL-Profi, aber erst vor sechs Wochen in Bremen gab er sein Bundesligadebüt. Eine Halbzeit Spielzeit zum Anlaufen; danach zwei Tore in siebzig Minuten, die Gold wert waren. Für Polter, für den VfL und für Magath. Dank der sechs Punkte hat Wolfsburg wieder Anschluss gefunden, darf mit nun 23 Punkten wieder vom großen Ziel Europapokal träumen.
Magath fühlte sich nach seiner umstrittenen Einkaufstour im Winter mit bislang acht neuen Spielern für 29 Millionen Euro bestätigt: „Ich war mit dem Spiel sehr zufrieden und damit auch mit den neuen Spielern. Die Mannschaft hatte eine ganz andere Struktur. Das zeigt mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
Der 58-Jährige gab gerne zu, dass Polters Tor und damit der Sieg angesichts der Kritik an seiner Personalpolitik gerade vor den schwierigen Spielen bei Bayern München und gegen Mönchengladbach deutlich Druck nahm. „Wenn eine Mannschaft viele neue Spieler hat, dann ist ein Sieg umso wichtiger, um zusammenzuwachsen. Umso mehr, wenn wir wie jetzt beim kommenden deutschen Meister antreten müssen.“
Von den fünf Neuen, die Magath gegen Köln brachte, zeigte vor allem der tschechische Nationalspieler Petr Jiracek im Mittelfeld sein gewaltiges Potenzial. Anderen, wie vor allem dem portugiesischen Angreifer Vieirinha, der für Polter angeschlagen weichen musste, fehlte noch erkennbar die Bindung zum Team. „Man hat gesehen, dass sich der eine oder andere noch an den Rhythmus der Bundesliga gewöhnen muss“, sagte Magath. Zur Not bleibt ja noch Joker Polter.