Überzahl und Übermacht Torwart-Blackout hilft RB zum nächsten Sieg
Leipzig (dpa) - Besser als der 1. FC Kaiserslautern im Aufstiegs-Meisterjahr und schon zur Hälfte der Saison nur noch einen Punkt vom selbst gesetzten Pflichtziel entfernt: Zum Schaulaufen sollen die kommenden 17 Spiele für den unersättlichen Aufsteiger RB Leipzig aber keinesfalls werden.
Erst recht nicht nach dem vermeintlichen Härtetest, der durch die ungewollte Slapstick-Einlage von Eintracht Frankfurts Keeper Lukas Hradecky schon nach 131 Sekunden keiner mehr war. Vielmehr sammelten die Sachsen weiteren Mut und weiteres Selbstvertrauen für ihre erste Rückrunde in der Fußball-Bundesliga.
„Es tut den Jungs gut zu sehen, dass das, was wir uns in der Vorbereitung zurecht gelegt haben, auch funktioniert hat“, betonte Trainer Ralph Hasenhüttl am Sonntag. Spürbar zufrieden resümierte der Österreicher im eisigen Leipzig den Start in die spannende zweite Saisonhälfte. Nur eines wollen die Verantwortlichen beim Tabellenzweiten weiter tunlichst lassen: Davon reden, worauf die junge Mannschaft geradewegs zusteuert: Die Champions League. „Über solche Dinge machen wir uns momentan keine Gedanken“, betonte Hasenhüttl.
Dennoch räumt RB - dank besserer Tordifferenz sogar besser als Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern in dessen Meistersaison 1997/1998 - einen Konkurrenten nach dem anderen aus dem Weg. Diesmal die als Tabellenvierter angereisten Frankfurter, für die nach 131 Sekunden der Ausflug bereits zum Scheitern verurteilt gewesen war. In der dritten Minute musste Hradecky mit Rot vom Platz - er war beim Herauslaufen ausgerutscht und hatte außerhalb des Strafraums den Ball mit den Händen gestoppt. So schnell war noch nie ein Torhüter in der Bundesliga vom Platz geflogen. „Dann steht man hier in Leipzig vor einer schwierigen Situation“, betonte Eintracht-Trainer Niko Kovac.
Als „Gradmesser“ wollte Hasenhüttl die Partie nicht werten wegen der frühen Roten Karte. In fast 90-minütiger Überzahl konnte RB aber erneut in einem Verfolgerduell seine Heimstärke demonstrieren. „Das war mehr oder weniger ein Sechs-Punkte-Spiel, und dass wir das so gelöst haben, gibt uns viel Selbstvertrauen“, betonte Hasenhüttl.
Sechs Heimsiege in Serie, sieben insgesamt, nur eine Partie endete remis. Vor der Winterpause ließen die daheim ungeschlagenen Leipziger dem damaligen Tabellendritten Hertha BSC beim 2:0 keine Chance. Jetzt bekamen die Frankfurter phasenweise die Wucht des Liga-Neulings zu spüren, der sein bis dahin letztes Spiel 0:3 in München verloren hatte.
„Wenn man von einer Mannschaft spricht, die einen gewissen Lauf hat, dann ist es oft, dass Mannschaften, die nur von diesem Lauf leben, nach der ersten Niederlage einbrechen“, betonte Hasenhüttl am Sonntag auf dem RB-Trainingsgelände. Dass Leipzig jeweils nach einer Niederlage souverän die Spiele danach gewann, „spricht schon für ein bisschen mehr Substanz, die hinter unserem Erfolg steckt“.
Gegen die Eintracht sorgten Abwehrspieler Marvin Compper (6. Minute) und Torjäger Timo Werner (45.+4) mit seinem zehnten Saisontreffer für die Vorentscheidung. Jesus Vallejo (67.) unterlief ein Eigentor. „So müssen wir jetzt weitermachen, keinen Deut weniger“, forderte Compper nach dem höchsten RB-Heimsieg der Saison.
Mit drei Punkten Rückstand festigte der Aufsteiger seinen zweiten Platz hinter Spitzenreiter FC Bayern und vergrößerte den Vorsprung auf die Eintracht auf zehn Zähler. Mit einem Remis am kommenden Samstag zuhause gegen die einzig noch ungeschlagene Bundesliga-Mannschaft aus Hoffenheim würden die Leipziger die anvisierten 40 Punkte bereits haben, reichen wird ihnen das aber beileibe nicht.