Trotz Fauxpas zum Antritt: Dutt will aus Fehlern lernen
Bremen (dpa) - Die sprachlichen Eigenheiten in seiner neuen Wahlheimat hat Robin Dutt noch nicht verinnerlicht, ansonsten scheint er aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben.
„Mein Herz liegt auf dem Trainingsplatz. Mir ist klargeworden, wo ich hingehöre“, sagte Dutt bei seiner Vorstellung als Nachfolger von Trainer-Urgestein Thomas Schaaf bei Werder Bremen und warb um Verständnis für seinen fluchtartigen Weggang beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). „Ich weiß auch, dass es sich eigentlich nicht schickt, schon nach neun Monaten wieder zu gehen. Ich glaube schon, dass der Job des Sportdirektors hoch attraktiv ist. Du solltest nur 18 Jahre vorher kein Trainer gewesen sein.“
Die Verlockung, wieder in der Bundesliga zu arbeiten, war beim 48-Jährigen zu groß. Die Anpassungsprobleme im für ihn neuen Wirkungskreis begegnete Dutt indes mit einem Schmunzeln. „Ich lerne noch dazu“, sagte Werders neuer Chefcoach, nachdem sein Dienstantritt mit einem kleinen sprachlichen Fauxpas begann. „Ich glaube, hier sagt man 'Morgn, Morgn'“, meinte der in Süddeutschland aufgewachsene Dutt und blickte in irritierte Gesichter. Geschäftsführer Thomas Eichin, geborener Freiburger und selbst erst seit gut 100 Tagen beim Bremer Fußball-Bundesligisten, berichtigte prompt: „Man sagt 'Moin, Moin'.“
Nach knapp anderthalb Jahrzehnten mit dem Trainer Thomas Schaaf und Manager Klaus Allofs, vielen Erfolgen und einigen Misserfolgen zum Ende deren Wirkens müssen sich die Bremer Fußball-Fans endgültig an ein neues Führungsduo gewöhnen. Das will laut Eichin gemeinsam versuchen, „einen neuen Aufbruch zu bewerkstelligen“. Zumindest zusammen lachen können Dutt und Eichin schon.
Es war auch der einzige kleine Fehltritt Dutts, der mit einem Funkeln in seinen Augen unterstrich, was er mit vielen Worten verdeutlichte: Die Erleichterung darüber, nach nur neun Monaten als Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund endlich wieder als Bundesligatrainer arbeiten zu können: „Und dann auch noch Werder. Das ist ein absolutes Highlight in meinem Leben. Tja, Euphorie pur.“ Auch wenn der frühere Freiburger und Leverkusener Coach das Wort „Missverständnis“ vermied, machte er doch deutlich, dass seine neunmonatige Zeit beim DFB genau dies war.
Auch beim Werder-Umfeld warb er sogleich um Vertrauen. „Nach Thomas Schaafs 14 Jahren muss man mit Sensibilität an die Themen herangehen“, sagte Dutt, der auffällig oft seinen Vorgänger lobte. Dutt verwies darauf, auch in Freiburg 2007 in Volker Finke einen Dauer-Trainer nach 16 Jahren abgelöst und Erfolg gehabt zu haben.
Ex-Profi Damir Buric wird als Assistent arbeiten. Neuer Torwarttrainer wird Marco Langner. Den Posten des zweiten Assistenten lässt Dutt noch unbesetzt. „Es besteht die Möglichkeit, diese Stelle extern zu besetzen“, sagte Dutt.
Noch ist keine Entscheidung gefallen, wie es mit den Problemprofis Eljero Elia und Marko Arnautovic weitergeht. Beide waren zum Ende der abgelaufenen Saison vonSchaaf wegen Disziplinlosigkeit suspendiert worden. „Sie sind Mitglieder des Teams und haben noch Verträge. Wir werden uns unterhalten“, sagte Eichin.
„Ich kenne beide nicht“, meinte Dutt angesprochen auf Elia und Arnautovic, die in der vergangenen Saison sportlich enttäuscht hatten. Dutt deutete jedoch an, Wert auf Disziplin legen zu wollen: „Eins ist klar: Teamgeist wird ein elementarer Baustein für unseren Erfolg sein.“ Arnautovic hat noch einen bis 2014 gültigen Vertrag. Der Kontrakt von Elia läuft noch bis 2016.
Seine misslungene Zeit bei Bayer in der Saison 2010/2011 will Dutt dagegen vergessen machen. „Leverkusen war nicht meine beste Performance. Da habe ich gerade in der ersten Zeit zu viele Fehler gemacht. Ich versuche, aus diesen Dingen zu lernen und eine bessere Performance zu zeigen“, räumte Dutt ein. Damals hatte er nach Querelen mit dem alternden Michael Ballack und einem Zerwürfnis mit einigen Führungsspieler gehen müssen.
Die Voraussetzungen sind diesmal allerdings ganz anders. Dutt übernimmt keinen fertigen Kader, sondern nach dem nur knapp verhinderten Abstieg und einigen Abgängen eine Team-Baustelle. „Ein paar Abgänge geben uns Aufträge, etwas zu tun“, meinte Dutt, der zusammen mit Eichin den Umbruch bewerkstelligen soll.
Immerhin rund neun Millionen Euro nimmt Werder für Abwehrspieler Sokratis ein, dessen Wechsel zu Borussia Dortmund am Dienstag offiziell verkündet wurde. Auch Chelsea-Leihgabe Kevin de Bruyne und damit der mit Abstand beste Werder-Profi der vergangenen Saison verlässt Bremen. Jede Menge Arbeit wartet also auf Dutt, der um Geduld bat: „Wir sollten jetzt noch keine hochtrabenden Ziele raushauen.“