Tuchel stiller Sieger im Bayern-Land
Augsburg (dpa) - Thomas Tuchel ließ sich nicht locken. Nach dem letzten Kraftakt vor der Länderspielpause vermied der Trainer von Borussia Dortmund im Hoheitsgebiet des FC Bayern forsche Sprüche Richtung München.
„Das haben wir noch nie gemacht und machen wir nicht. Wir bleiben komplett bei uns“, sagte der 42-Jährige nach dem 3:1 (1:1) am Sonntagabend beim abstiegsbedrohten FC Augsburg. Man könne „in keinster Weise beeinflussen, was die Bayern machen“, sagte Tuchel: „Es ist keine Zeit, keine Not für irgendwelche Ansagen!“
Die Ansage der BVB-Profis auf dem Rasen der Augsburger Arena war ja ein ausreichendes Statement zum Titelduell der Fußball-Bundesliga gewesen. „Achtung Bayern! Wenn ihr patzt, sind wir da“, lautete die nicht lauthals proklamierte Botschaft des besten Rückrundenteams.
„Dieses Spiel war ein erneuter Beweis unserer Reife“, verkündete Kapitän Mats Hummels. Reife wofür? Allein für Platz zwei? Nur für die direkte Champions-League-Teilnahme, die das Saisonziel war? Die 64 Punkte, welche die Borussia nach dem 27. Spieltag aufweist, hätten 2001 zum Meistertitel genügt. Den Bayern reichten damals 63 Zähler. 15 Jahre später liegen die Münchner (69) fünf Punkte vor dem BVB.
Nach 13 Siegen und zwei Unentschieden in den schon 15 Pflichtspielen im Jahr 2016 freute sich Tuchel auch persönlich auf ein kurzes, aber dringend erforderliches Durchschnaufen in der Länderspielpause. „Es gibt gar keine Zeit, die Eindrücke der letzten Zeit zu verarbeiten.“ Er wolle über Ostern Abstand gewinnen und durchatmen, ehe es danach in die „entscheidende Phase“ gehe. Das kleine, aber feine Triple aus Meisterschaft, Pokalsieg und Europa-League-Gewinn ist weiter drin.
Tuchel lobte nach dem 45. Pflichtspiel der Saison seine ausdauernden Malocher. „Die Mannschaft hat eine ganz außerordentliche Mentalität gezeigt, einen außergewöhnlichen Siegeswillen - großes Kompliment.“ Der starke Henrich Mchitarjan (45. Minute), der immer wertvoller werdende Gonzalo Castro (69.) und Adrián Ramos (75.), der den aus privaten Gründen fehlenden Torjäger Pierre-Emerik Aubameyang ausgezeichnet im Sturm ersetzte, schossen den BVB-Sieg heraus.
Alfred Finnbogason (16.) hatte den FCA in Führung geschossen. „Wir sind ruhig geblieben, niemand wurde nervös. Das war der Schlüssel zum Sieg“, resümierte Torwart Roman Bürki. Der Bayern-Jäger baut weiter Druck auf. „Wir versuchen, jedes Spiel zu gewinnen“, sagte Bürki.
„Die Qualität hat gesiegt“, gestand Augsburgs Routinier Alexander Manninger (38), der den grippekranken Marwin Hitz im Tor vertrat. Augsburgs Plan, mit einer Fünferkette kompakt zu verteidigen, war gut, wie Trainer Markus Weinzierl auch im Nachhinein urteilte. „Aber das musst du über 90 Minuten konsequent gut umsetzen.“ Man habe jedoch „gegen keine normale Bundesliga-Mannschaft gespielt, sondern die mit dem FC Bayern beste Mannschaft in Deutschland“, bemerkte Weinzierl.
Regenerieren und noch mal richtig angreifen, so lautet nun der übereinstimmende Plan in Dortmund und Augsburg. „Die Mannschaft wird ein bisschen Ruhe kriegen vor mir“, scherzte Tuchel. Ernsthaft fügte er hinzu: „Das Durchschnaufen wird sehr wichtig sein.“
In Augsburg sogar überlebenswichtig. Nur noch die Tordifferenz trennt den FCA von Relegationsplatz 16 sowie einem direkten Abstiegsplatz. „Wir werden sieben Spiele Vollgas geben“, kündigte Weinzierl für den Saisonendspurt an. Der FCA-Coach erinnerte an die Hinrunde, als die Augsburger gegen die letzten sieben Gegner 14 Punkte holten: „Wenn du drei Spiele gewinnst, bleibst du in der Liga, denke ich.“