Vehs Wiedersehen mit dem VfB
Frankfurt/Main (dpa) - Es ist Anfang der Woche, das erste öffentliche Training von Eintracht Frankfurt nach dem 3:1-Spektakel gegen Hannover 96. Wo sich sonst bestenfalls zwei, drei Dutzend Fans hinverirren, drängen sich diesmal an die 500 Zuschauer um den Platz an der Commerzbank-Arena.
Nur Armin Veh lässt das alles völlig unberührt: Der Trainer des Tabellenzweiten steht mit verschränkten Armen und tief ins Gesicht gezogener Mütze in der Mitte des Feldes. Eine solch überbordende Euphorie ist nichts Neues für den 51-Jährigen, er hat das alles schon einmal in seiner Zeit beim nächsten Gegner erlebt. 2007 wurde er mit dem VfB Stuttgart deutscher Meister, am Sonntag kehrt er nun mit der Eintracht an den Ort seines größten Erfolgs zurück. „Dass ich dort gerne gesehen werde, kann ich gut nachvollziehen“, sagt Veh und lacht dabei. „Aber ich sehe die Leute dort auch noch sehr gern.“
Der frühere Präsident Erwin Staudt sei leider nicht mehr da, aber zu Jochen Schneider (Sportdirektor) oder Ulrich Ruf (Finanzvorstand) habe er immer noch Kontakt. „Das war eine super Zeit damals - auch zwischenmenschlich.“ Deshalb sei die Rückkehr am Sonntag auch „kein normales Spiel für mich. Momente wie die Meisterschaft und die anschließende Meisterfeier bleiben einfach in einem drin.“
Vergleiche zwischen seiner aktuellen Frankfurter und seiner damaligen Stuttgarter Mannschaft meidet Veh. Am Ende könnte es ihm so ausgelegt werden, als traue er auch dem frechen Aufsteiger schon den Titel zu. Trotzdem gab es beim Aufbau beider Teams eine Menge Parallelen. Und die verraten viel über die Stärken dieses erfahrenen, geradlinigen, vom schnellen und direkten Spiel überzeugten Coaches.
„Für Armin Veh war immer klar: Er will Fußball spielen lassen, das ist seine Philosophie“, erklärt Frankfurts Sportdirektor Bruno Hübner. Bei ihm sehe man „immer eine Handschrift“ - und auch ein außergewöhnliches Auge für die dazu passenden Spieler.
Vor dieser Saison holte Veh größtenteils Profis aus der 2. Liga zur Eintracht - Stefan Aigner, Takashi Inui, Olivier Occean oder Carlos Zambrano. Die mischen jetzt auch eine Etage höher die Fußball-Bundesliga auf.
Auch bei seinem Neuaufbau in Stuttgart wurde er an Orten fündig, die nicht jeder Trainer wie selbstverständlich im Blick hat: in Mexiko (Pavel Pardo, Ricardo Osorio), in der zweiten französischen Liga (Arthur Boka), im eigenen Nachwuchs-Bereich (Serdar Tasci, Sami Khedira). 2008 musste Veh beim VfB auch deshalb gehen, weil ihn sein Gespür zwischenzeitlich verlassen hatte. Nach der Meisterschaft schlugen Transfers wie Ewerthon, Yildiray Bastürk oder Gledson auf einmal nicht mehr so ein. „Wir haben nicht die richtigen Leute geholt“, räumte er damals selbstkritisch ein.
In Frankfurt kann das niemand von ihm und Hübner behaupten. Im Gegenteil: Als Aufsteiger liegt die Eintracht zurzeit zehn Punkte und zehn Tabellenplätze vor dem Europa-League-Teilnehmer VfB.
Der frühere Stuttgarter und heutige Frankfurter Heiko Butscher nannte Vehs Arbeitsweise in der „Frankfurter Rundschau“ einmal „arschcool“. Es gebe nicht viele von seiner Sorte, meinte der Verteidiger. „Armin Veh ist die Souveränität in Person. Er ist authentisch, du nimmst ihm ab, was er sagt und macht.“ Es gebe auch „viele Trainer, die eine Rolle spielen, die sich vor den Medien und der Mannschaft verstellen. Und es gibt Spieler, die merken so was“.