„Verliebt in den Club“: Verbeek freut sich auf den Club
Nürnberg (dpa) - Nach der Liebeserklärung an seinen neuen „Club“ ging es für Gertjan Verbeek direkt auf den Trainingsplatz. Etwas Applaus von den Fans, ein paar Worte an seine neue Mannschaft - dann verfolgte der 51-Jährige zurückhaltend die Übungseinheit beim 1. FC Nürnberg.
Schon am Mittwoch dürfte es mit der Reserviertheit des als strengen Vertreter seiner Zunft bekannten Niederländers aber vorbei sein. „Ich bin schon eine Weile Cheftrainer und natürlich habe ich einige Ideen. Wir wollen einen attraktiven Fußball spielen und ein eigenes Gesicht haben“, hatte Verbeek zuvor deutlich seine eigene Handschrift in Aussicht gestellt.
Viel, viel Erfahrung - das ist es wohl, was sich die Führung der Franken nach dem missglückten Experiment mit dem bemühten, aber letztlich zu zurückhaltenden Jung-Trainer Michael Wiesinger erhofft. „Gertjan hat in den letzten zehn Jahren sehr erfolgreich in Holland als Cheftrainer gearbeitet“, erinnerte „Club“-Sportvorstand Martin Bader am Dienstag bei der Präsentation des Überraschungsmanns und stattete diesen mit einem Vertrag bis Mitte 2015 aus.
Im TV-Sender Sport1 stellte er angesichts der schwierigen sportlichen Lage aber klar: „Er weiß auch, dass es nicht leicht wird, bis zum Winter alles in die Spur zu kriegen. Es wird ein zäher Ritt für den 1. FCN.“ Bis zur ersten Bewährungsprobe hat Verbeek nicht viel Zeit, schon am Freitag wartet mit der Auswärtspartie beim VfB Stuttgart der Ernstfall auf den in Deutschland bislang eher unbekannten Coach.
Gut zwei Wochen hatte beim neunmaligen deutschen Meister die Suche nach dem richtigen Mann gedauert. Noch ohne Sieg ist der Traditionsverein in dieser Saison, da muss beim neuen Mann alles passen. „Die Schnittmenge ist die größte“, begründete Bader die Entscheidung für Verbeek, der sich gegen Konkurrenten wie Landsmann René Meulensteen und dem österreichischen Nationaltrainer Marcel Koller durchsetzte. „Wir haben uns für Gertjan Verbeek entschieden und nicht gegen einen anderen“, bekräftigte Bader.
Zuletzt hatte Verbeek beim niederländischen Erstligisten AZ Alkmaar gearbeitet, musste Ende September jedoch überraschend seinen Trainerstuhl beim Pokalsieger räumen. Nachfolger wurde Dick Advocaat. Vor zehn Tagen sei es dann zum Kontakt mit den Franken gekommen, gewährte Verbeek einen kleinen Einblick in die Ereignisse der vergangenen Tage. Immer näher sei man sich gekommen - und nun sei klar: „Ich habe mich verliebt in den Club. Ich bin froh, dass ich hier arbeiten darf.“
In seiner Heimat gilt Verbeek als harter Hund, bei seinem ersten Auftritt in Nürnberg zeigte sich der Niederländer von seiner lockeren Seite. Aufgeräumt und mit einer gehörigen Portion Humor beantwortete er die Fragen der Reporter - in erstaunlich gutem Deutsch. Die Erklärung lieferte der im grenznahen Enschede aufgewachsene Verbeek gleich mit. „Ich habe als kleiner Junge viel deutsches Fernsehen gesehen.“ Selbst den Vergleich mit Rod Stewart wegen seiner wilden Haarpracht nahm er gelassen, stellte aber doch klar: „Ich kann nicht singen.“
Das erste Training mit Verbeek und dem neuen Assistenten Raymond Libregts leitete Ex-Publikumsliebling Marek Mintal. „Er gehört zu diesem Verein. Er kennt diesen Verein in- und auswendig“, begründete Bader die Einbeziehung des früheren Bundesliga-Torschützenkönigs. Mintal soll auch künftig Verbeek zur Seite stehen - und dem „Club“ auf dem Weg aus dem Tabellenkeller helfen.