VfB-Dauertief: „Keine Frage, dass wir hinterherhinken“

Stuttgart (dpa) - Beim VfB Stuttgart geht zur Zeit gar nichts. Wenn die seit Wochen schwächelnden Schwaben nicht langsam die Kurve kriegen, drohen sie in der Fußball-Bundesliga sogar noch in Abstiegsgefahr zu geraten.

Dass die Lage für den im Dauertief steckende VfB immer bedrohlicher wird, räumten Trainer Bruno Labbadia und Sportdirektor Fredi Bobic nach dem nächsten Rückschlag gegen den Hamburger SV aber freimütig ein. „Es ist keine Frage, das wir in der Liga hinterherhinken“, konstatierte der Coach konsterniert. Bobic bestätigte: „Wir bleiben in der Bundesliga leider hinter den Erwartungen zurück.“

Die Fakten sind niederschmetternd und belegen den scheinbar unaufhaltsamen Niedergang des schwäbischen Fußball-Bundesligisten: schlechteste Rückrundenmannschaft, drittschlechteste Tordifferenz, drittschwächster Angriff und viertschlechteste Abwehr. Und ein Aufwärtstrend ist nicht absehbar, zumal gegen die beiden kommenden Kontrahenten Eintracht Frankfurt und Borussia zwei weitere Niederlagen drohen. Ein Weiterkommen in der Europa League an diesem Donnerstag bei Lazio Rom grenzt angesichts der 0:2-Hinspielpleite eh an Wunschdenken.

Wie in den meisten Partien seit der Winterpause ließen die physisch und psychisch stark angeschlagenen Stuttgarter gegen den HSV fast sämtliche Fußball-Tugenden vermissen. Selbst die sportliche Führung und die Profis sprachen bei ihren Analysen gleich eine ganze Reihe von Mängeln an. Labbadia listete fehlende Klarheit, fehlende spielerische Mittel, fehlendes Selbstvertrauen und fehlende Ballsicherheit auf.

Bobic führte mit Verweis auf die Dreifachbelastung in Liga, Europa League und DFB-Pokal an, dass die „letzte Frische“ fehle: „Der Rhythmus hinterlässt Spuren.“ Auch die Gegner wissen, dass der kaum über personelle Alternativen verfügende VfB seit Wochen auf dem Zahnfleisch geht. Geduld und beharrliches Attackieren zahlen sich deshalb über kurz oder lang aus. „Wir haben gewusst, dass es für den VfB schwer ist, mit dem Kader auf drei Hochzeiten zu tanzen“, sagte HSV-Trainer Thorsten Fink. Das Traumtor von Artjoms Rudnevs (50. Minute) zum 1:0 (0:0) reichte zum vierten Auswärtserfolg und erneuten Vorstoß auf einen Europa-League-Platz. VfB-Mittelfeldmann Christian Gentner bemängelte: „Wir tun uns schwer, weil wir keine Effektivität an den Tag legen.“ Abwehrchef Serdar Tasci klagte: „Wir haben im Spielaufbau nicht viele Ideen.“ Vedad Ibisevic räumte mangelnde Durchschlagskraft in der Offensive trotz einiger guter Chancen ein. „Wenn wir wüssten, woran es liegt, würden wir es ändern“, äußerte sich der Torjäger generell ratlos.

Gegen die im Hinspiel und in den drei Heimpartien zuvor noch jeweils besiegten Hanseaten wies der VfB auf der Habenseite nur Einsatzwillen auf. Das ist zu wenig, um den Absturz nach ganz unten zu vermeiden. Acht Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang sind bei noch neun ausstehenden Spielen keine Garantie. „Wir müssen Punkte holen, keine Frage“, forderte auch Labbadia.

Die Fans reagieren auf den Absturz zunehmend frustrierter. Mit den üblichen „Vorstand raus!“-Sprechchören forderten sie nicht nur den Rücktritt des wenig geliebten Präsidenten Gerd Mäuser, ihre Wut richtet sich inzwischen auch vermehrt gegen die eh schon verunsicherten Spieler. „Die Stimmung hilft nicht, aber das ist ja nichts Neues“, sagte Bobic sarkastisch. „Jeder Gegner freut sich, hierherzukommen.“