Viele Punkte, leise Töne beim BVB - Hofmann: „Sind Jäger“

Dortmund (dpa) - Der Blick auf die Tabelle erfüllte alle Dortmunder mit Stolz, verleitete aber niemanden zu einer Kampfansage. „Auch wenn wir wieder ganz oben stehen, sind wir immer noch die Jäger“, sagte Torschütze Jonas Hofmann nach dem famosen 3:0 (1:0) über Bayer Leverkusen.

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Ähnlich wie die Profis ließ sich auch Thomas Tuchel nicht locken. Auf die vielen Fragen der Medienvertreter, ob die Borussia nun wieder ein echter Konkurrent für die Münchner sei, reagierte der Trainer mit einem müden Lächeln: „Es geht darum, sich zu fokussieren, sich nicht ablenken zu lassen und sich keine Gedanken darum zu machen, wohin das führt.“

Wie ein Blick in die jüngste Vergangenheit beweist, ergibt diese Zurückhaltung Sinn. Auch vor zwei Jahren startete der Revierclub mit fünf Siegen in die Saison, lag am Ende aber satte 19 Zähler hinter dem Rekordmeister aus München. Dennoch spricht derzeit viel dafür, dass das direkte Duell der beiden Branchenführer in zwei Wochen beim FC Bayern wieder zu einem echten Gipfeltreffen wird. Nach der jüngsten Gala seines Teams geriet auch Tuchel ins Schwärmen: „Wir bekommen in schöner Regelmäßigkeit Kostproben davon, wie viele Wettkämpfer wir in der Mannschaft haben.“

Auch in der als Reifeprüfung bezeichneten Partie gegen Leverkusen setzte der BVB die irre Erfolgsserie mit nunmehr elf Siegen in den ersten elf Pflichtspielen fort. Nach Toren von Hofmann (19.), Shinji Kagawa (58.) und Pierre-Emerick Aubameyang (74./Foulelfmeter) erklangen im Stadion erstmals seit langer Zeit wieder Meistergesänge. Doch bei aller Freude über soviel Begeisterung warnte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vor zu großer Erwartungshaltung: „Wir fühlen uns weder als Bayern-Jäger noch als Titelkandidat. Wir sehen uns in der Bundesliga nach wie vor als Herausforderer der Spitzenteams.“

In den kommenden zwei Wochen mit Spielen gegen Hoffenheim, Darmstadt, Saloniki und München wird sich zeigen, wie stabil das Dortmunder Hoch wirklich ist. Es spricht für die Borussia, dass der souveräne Sieg über Leverkusen auch ohne Marco Reus gelang. Obwohl der von einem Zehenbruch genesene Nationalstürmer wieder zur Verfügung stand, verzichtete Tuchel auf dessen Einsatz. „Es war eine Kopfentscheidung - auch wenn sie schwer fiel. Aber wir wollen Marco durch die ganze Saison bringen“, kommentierte der Fußball-Lehrer. „Er hatte 17 Tage nicht trainiert, das Risiko für eine Folgeverletzung war deshalb zu hoch.“

Anders als die Dortmunder haben sich die Leverkusener bei neun Punkten Rückstand auf das Führungsduo vorerst aus dem Kampf um die Spitzenplätze verabschiedet. Erstmals seit dem Amtsantritt von Trainer Roger Schmidt im Juli 2014 gab es drei Bundesliga-Niederlagen in Serie. Auch die mehr als 20 Millionen Euro teuren Last-Minute-Käufe Kevin Kampl und Javier „Chicharito“ Hernandez konnten den negativen Trend bisher nicht stoppen.

Schmidt machte aus seinem Frust über den dürftigen Saisonstart mit nur sechs Punkten keinen Hehl: „Es ist unser Anspruch, geschlossen auf den Platz zu gehen. Das haben wir heute nicht ausgestrahlt.“ Doch bei aller Enttäuschung über den 13. Tabellenplatz sieht der Coach noch keinen Grund zur Panik: „Nach nur fünf Spieltagen ist der Tabellenrang nicht das Wichtigste. Immerhin haben wir schon in München und Dortmund gespielt - und das sind die schwersten Spiele, die man haben kann.“