Völler adelt Held Leno - Calhanoglus Rückkehr gefährdet
Magdeburg (dpa) - Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler stellte Bernd Leno nach dem Elfmeter-Krimi von Magdeburg auf eine Stufe mit Weltmeister Manuel Neuer.
„Das ist ja auch die große Qualität wie bei Manuel Neuer, dass man nicht die Nerven verliert. Deswegen ist er ja auch die Nummer zwei in Deutschland“, adelte Völler den Keeper, der mit drei gehaltenen Elfmetern beim 5:4 ein blamables Zweitrunden-Aus des Champions-League-Starters im DFB-Pokal bei Viertligist 1. FC Magdeburg verhinderte. Der 22-Jährige war mit seinen Paraden der Garant für den Vorstoß der Werkself ins Achtelfinale. Dort wartet als Lohn ein Heimspiel gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern.
Das Entschärfen von Strafstößen zählt ohnehin zu den Spezialitäten des U-21-Nationalspielers: In der vergangenen Bundesliga-Saison blieb Leno gleich fünfmal Sieger im Duell vom Punkt. Im Pokal sei es auch Glückssache, weil man die Schützen nicht so gut kenne, meinte der Schlussmann nach dem glücklichen Erfolg. Da war längst vergessen, dass sich Leno beim 1:1-Ausgleich durch Christoph Siefkes in der 28. Minute einen kapitalen Fehler geleistet hatte.
Weniger gute Erinnerungen an den Pokal-Krimi vor 23 855 Zuschauern hat Hakan Calhanoglu. Der Bayer-Spielmacher droht ausgerechnet im Ligaspiel bei seinem Ex-Club Hamburger SV am Samstag auszufallen. Der 20-Jährige, der nach 155 Sekunden den Führungstreffer erzielt hatte, blieb nach der Halbzeitpause in der Kabine wegen eines Zweikampfs mit dem Magdeburger Silvio Bankert. „Er hat einen Tritt gegen die Hacke bekommen und dort nun einen Cut am Fersenbein. Heute sah das schon wieder besser aus, aber wir müssen abwarten, ob er spielen kann“, sagte Bayer-Trainer Roger Schmidt am Donnerstag.
Die Rückkehr des Stürmers an seine ehemalige Wirkungsstätte birgt ohnehin Zündstoff, da Calhanoglu die Hanseaten im Sommer nur wenige Monate nach seiner Vertragsverlängerung und einem öffentlichen Treuebekenntnis wieder verlassen hatte. Rückendeckung bekam der Deutsch-Türke von Rekordnationalspieler Lothar Matthäus: „Der Spieler hat alles richtig gemacht. Er spielt jetzt in der Champions League, ist in der Bundesliga vorne dabei statt im Keller“, meinte Matthäus in der „Sport Bild“.
Nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Stefan Reinartz (Augenhöhlenbruch), Gonzalo Castro (Muskelfaserriss) und Simon Rolfes (Aufbautraining) muss der Champions-League-Starter nun auch noch eine längere Rotsperre von Heung-Min Son fürchten, der in der 78. Minute wegen Nachtretens vom Platz musste. Auf dem Weg in die Kabine legte sich der Südkoreaner auch noch mit dem vierten Offiziellen an.
Für Bayer-Coach Schmidt, der mit seiner Mannschaft nach dem Duell beim kriselnden HSV schon am Dienstag bei Zenit St. Petersburg in der Königsklasse antreten muss, begann die Aufarbeitung des denkwürdigen Pokal-Fights noch in den Katakomben des Magdeburger Stadions. „Die Herausforderung, die wir gemeistert haben, birgt natürlich das Potenzial, daran zu wachsen. Wir müssen uns im Klaren sein, dass wir uns das nächste Mal anders verhalten müssen“, sagte Schmidt und verwies auf Erfahrungswerte: „Ich hatte letztes Jahr in Salzburg eine ähnliche Situation, da mussten wir in der zweite Runde auch ins Elfmeterschießen - unterklassig. Am Ende des Tages sind wir dann Pokalsieger geworden. Vielleicht klappt das dieses Jahr ja auch.“
Der Coach haderte nach dem Spiel gegen einen aufopferungsvoll kämpfenden Gegner mit den Nachlässigkeiten in seiner jungen Mannschaft. „Ich glaube, dass wir seit Wochen auf sehr hohem Niveau spielen, alle drei Tage spielen müssen. Und dann denkt man, wenn man 1:0 führt, muss man weniger tun. Dafür sind wir abgestraft wurden. Wir sind nicht die Ersten, denen das passiert.“ FCM-Coach Jens Härtel, der gemeinsam mit Schmidt 2011 in Köln beim Trainer-Lehrgang die Lizenz erworben hatte, war nach dem Aus bedient: „Bitterer kann man als Viertligist nicht verlieren. Die Chance, einen Champions-League-Teilnehmer zu eliminieren, war da.“