Völler hofft nach 4:0 in Wien auf Münchner Respekt
Wien (dpa) - An einem Tag wie diesem stand Rudi Völler gern Rede und Antwort. „Was sagen Experten über so ein Spiel: In der Höhe verdient“, scherzte der Sportdirektor von Bayer Leverkusen nach dem 4:0-Sieg in der Europa-League-Partie bei Rapid Wien.
„Es war eine beeindruckende Vorstellung.“
Mit dem Erfolg hat Bayer in der Gruppe K die Platz eins übernommen und den Einzug in die K.o.-Runde fast gebucht. Völler glaubt, dass die vier „Warnschüsse“ vor dem Gastspiel am Sonntag in München Eindruck gemacht haben: „Die Bayern werden uns nun so respektieren, wie es sich gehört.“
Allerdings dürfte der Sieg beim schwachen österreichischen Fußball-Vizemeister mehr der Werkself Mut machen als dem Bundesliga-Spitzenreiter Angst. Schließlich hat Bayern München in den ersten acht Spielen noch keinen einzigen Punkt verloren. Außerdem liegen die einzigen beiden Siege der Leverkusener an der Isar weit zurück: 1986 gewann Bayer 3:0 und 1989 1:0 in München. „Die Bayern sind ein anderes Kaliber als Rapid, aber wir sind an guten Tagen in der Lage, den Bayern Paroli zu bieten - wie in der ersten Halbzeit bei uns gegen Mainz 05 und in der zweiten Halbzeit in Wien“, sagte Völler.
Ein Spiel aus einem Guss ist es auch an der Donau nicht gewesen. „Von der 20. bis zur 60. Minute war das ein guter Auftritt“, befand Bayer-Chefcoach Sascha Lewandowski. „Wenn die Mannschaft so auftritt wie in diesen 40 Minuten ist es schwierig, gegen uns zu spielen.“
Erleichtert registrierte er, dass Bayer nicht wie zuletzt allein von den Toren des Stürmers Stefan Kießling - bisher sieben Pflichtspieltreffer - abhängig ist. Auch andere treffen mal - wie in Wien Philipp Wollscheid (37. Minute), Gonzalo Castro (56./90.+2) und Karim Bellarabi (58.). „Wir haben in vielen Spielen deutlich mehr Chancen gehabt, aber weniger Tore gemacht“, nannte der Coach einen weiteren positiven Aspekt. „Das ist ein Mutmacher für München, weil wir dort sicher nicht so viele Chancen haben werden.“
Den Bayer-Profis hat der hohe Erfolg im achten Spiel ohne Niederlage in Serie merklich Auftrieb gegeben. „Wir fahren mit Selbstbewusstsein nach München, obwohl das nicht einfach wird“, kündigte Lars Bender an. „Wir versuchen da frech aufzutreten und etwas mitzunehmen.“ Bender war vom FC Bayern vor der Saison umworben worden, musste aber nach einem Veto von Bayer am Rhein bleiben.
Auch sein Nationalteamkollege André Schürrle glaubt, mit mentaler Stärke in München etwas ausrichten zu können. „Bayern ist der klare Favorit. Im Fußball ist es aber nicht immer so, dass der Favorit gewinnt“, sagte der Mittelfeldmann. Und der Innenverteidiger Philipp Wollscheid hofft: „Die Bayern haben noch keinen Punkte abgegeben in dieser Saison. Warum nicht am Sonntag?“
Immer furchtloser tritt Leverkusens trickreiches Mittelfeldjuwel Karim Bellarabi auf, der die Rapid-Akteure in seiner vierten Europacup-Partie fast schwindelig spielte. „Er hat es schon einige Male in dieser Saison angedeutet, was er für ein Potenzial hat“, lobte Völler den 22-Jährigen. „Auf der Seite, wo er gespielt hat, hat sicher der eine oder andere Österreicher Kreislaufprobleme gehabt.“