Volland befreit sich und Hoffenheim
Augsburg (dpa) - Wohl dem, der einen Kevin Volland hat. Trainer Markus Gisdol wusste ganz genau, welchem Hoffenheimer Spieler der größte Dank nach dem befreienden ersten Saisonsieg gebührte.
„Kevin hat einiges an Kritik einstecken müssen“, sagte Gisdol nach dem 3:1 (1:1) in Augsburg und hob den Doppeltorschützen darum besonders hervor: „Er hat sich diese Leistung verdient. Es war sehr schön, dass er einen großen Anteil hatte, dass wir das Spiel gewonnen haben.“
Der Fußball-Nationalstürmer mit dem großem Zukunfts-Potenzial verkörperte am markantesten den Unterschied zwischen den brutal effektiven Gästen und einem extrem fehlerhaften FC Augsburg, dem in der Saison nach dem sensationellen Höhenflug bis in die Europa League ein harter Absturz in der Fußball-Bundesliga droht. Volland erzielte das 1:0 (10. Minute) und das vorentscheidende 2:1 (68./Foulelfmeter), als Zugabe bereitete er das entscheidende 3:1 von Jonathan Schmid mit einem tollen Pass vor. „Es ist schön, einen Doppelpack zu schnüren und so der Mannschaft zu helfen. Es war für uns als Team unheimlich wichtig, dass wir hier in Augsburg bestehen“, erklärte Volland.
Der Angreifer ging voran und erwies sich als Befreiungskünstler. Seit seinem Blitztor nach neun Sekunden beim 1:2 gegen den FC Bayern am 2. Spieltag hatte Volland nicht mehr getroffen. Und ohne Tore des Top-Angreifers steht es schlecht um 1899. „Es ist schön, wenn die Dinger auch mal wieder reingehen“, gestand der 23-Jährige.
Vor dem stets emotional aufgeladenen Heimspiel gegen den VfB Stuttgart erleichterte Volland auch seinem Trainer die Arbeit. Gisdol umarmte nach dem Abpfiff jeden Hoffenheimer, der seinen Weg kreuzte, behauptete aber später: „Ich war nie unruhig. Ich sehe, was die Mannschaft tut. Wir brauchen noch etwas Zeit, aber das findet sich.“
Für Siege und Punkte gibt es im knallharten Fußball-Geschäft jedoch keinen Ersatz. „Man wird am Schluss daran bewertet, was auf der Anzeigetafel steht“, stellte Sportdirektor Alexander Rosen fest. 3:1 prangte dort in der Augsburger Arena. Mit fünf Punkten zog 1899 am Gegner vorbei, der auf den Relegationsrang zurückfiel. Kapitän Paul Verhaegh stimmte Teamkollegen und Fans am 7. Spieltag auf eine schwierige Saison ein: „Wir sind im Moment im Abstiegskampf dabei.“
Der FCA droht in einen Abwärtssog zu geraten. Die Automatismen der Vorsaison sind weg, der hohe Spielrhythmus geht an die Substanz, die Mannschaft konnte sich erneut nicht für ihren hohen Aufwand belohnen. Bei 26 Torschüssen fehlte vorn ein Knipser der Marke Volland, allein Ja-Cheol Koo traf per Kopf zum 1:1-Ausgleich (38.). Und hinten führen schlimme Fehler wie von Jeong-Ho Hong beim 1:2 zu Gegentoren.
„Du musst Tore erzielen und darfst hinten nicht solche Geschenke verteilen“, stöhnte Trainer Markus Weinzierl an einem gespenstischen Tag, der im Stadion atmosphärisch durch die Trauer um zwei tödlich verunglückte FCA-Fans überlagert wurde. Vier Gegentore beim 2:4 in Gladbach, drei gegen Hoffenheim - „da müssen wir uns schleunigst bessern“, mahnte Torwart Marwin Hitz. Nach Ballverlust müsse jeder „einen Stromschlag“ kriegen und sofort auf Verteidigung umschalten.
„Wir müssen zusammenstehen und geschlossen bleiben“, sagte Manager Stefan Reuter in beschwörendem Tonfall. „Das haben wir alles schon mitgemacht“, erinnerte er an die „schwierigen Phasen“ in den Abstiegskämpfen in den ersten zwei Jahren nach dem Aufstieg 2011.
Vorfreude auf das Europapokal-Heimdebüt gegen Partizan Belgrad am kommenden Donnerstag konnte am Wochenende niemand verbreiten. Nur drei Tage später folgt das schwere Liga-Auswärtsspiel in Leverkusen - „und dann ist Gott sei Dank Länderspielpause“, bemerkte Weinzierl.