Vorhang auf: Ancelotti hat „Lust auf die Bundesliga“

München (dpa) - Carlo Ancelotti ist „sehr aufgeregt“ vor seiner Bundesliga-Premiere. Das war dem neuen Trainer des FC Bayern 32 Stunden vor dem Anpfiff des Saisoneröffnungsspiels gegen Werder Bremen zwar nicht anzusehen, aber es sei so.

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„Ich bin immer nervös, vor dem Spiel, im Spiel und nach dem Spiel.“ Und der 57-Jährige betritt ja am Freitag (20.30 Uhr) Neuland. „Ich habe Lust, die Bundesliga zu beginnen“, sagte der Nachfolger von Pep Guardiola.

Und sie zu gewinnen! Seinen Stars habe er zu den vier Titeln in Serie gratuliert. Aber er habe auch gleich Meisterschaft Nummer fünf am Stück gefordert. „Ich möchte ja nicht, dass gesagt wird, der FC Bayern hat es nicht geschafft, weil Ancelotti gekommen ist“, sagte der Italiener, der seine ruhige Art mit Humor zu paaren versteht.

Er wolle „keine Revolution“ im Bayern-Spiel starten, aber seine persönliche Note soll von Anfang an erkennbar werden. Schneller zum Abschluss kommen, mehr Vertikalpässe, das ist sein Stil. „Wir wollen gut starten“, lautet sein Wunsch. Da kommt Werder Bremen, der alte Bayern-Rivale, der seit Jahren in München die Bude voll bekommt, als Auftaktgegner wie gerufen: 5:0, 6:0, 5:2, 6:1, 4:1 lauteten die Torfestivals der letzten Jahre. „Ich bin kein Magier, ich kann das Resultat nicht voraussagen“, antwortete Ancelotti auf Frage zu einem Torfest. Im Eröffnungsspiel der 54. Bundesligasaison soll es aber auf jeden Fall den 50. Bayern-Sieg im 101. Nord-Süd-Duell geben.

Seit 2002 darf der deutsche Meister die neue Spielzeit mit einem Heimspiel eröffnen. Noch nie siegte der Gast. Diese Tradition scheint kaum in Gefahr. Bremen läuft nach dem Pokal-Aus beim Drittligisten SV Lotte schon taumelnd in München ein. „Sie haben jetzt vielleicht mehr Druck“, urteilte Ancelotti. Einen Spaziergang zum fünften Titel nacheinander erwarten die Münchner aber nicht. „Wir werden große Konkurrenz haben“, prophezeit Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. An erster Stelle Borussia Dortmund, vielleicht auch Bayer Leverkusen.

Werder Bremen scheidet als Bayern-Jäger aus. Die Stimmung an der Weser ist so mies, dass Sportchef Frank Baumann schon vor dem ersten Punktspiel Trainer Viktor Skripnik Rückendeckung geben muss. „Wir werden gemeinsam mit dem Team hart daran arbeiten, nun eine bessere Saison zu spielen“, sagte Baumann in der „Nordwest-Zeitung“.

Pokalaus, verletzte Spieler und die latente Unzufriedenheit mit Skripnik im Umfeld lösen fast schon Angst vor der Bayern-Aufgabe aus. Die will Skripnik seinem Team mit einer verordneten Manndeckung nehmen. „Da bist du als Spieler im Fokus, du musst liefern. Gewinnst du den Zweikampf, dann pusht dich das. So kommst du aus der Angst raus“, meinte der Ukrainer: „So wollen wir spielen.“ Aber wer soll Tore schießen? Neuzugang Max Kruse (Knie-OP) und der noch nicht wieder fitte Ex-Münchner Claudio Pizarro scheiden für den Job aus.

Auch wenn die Bayern noch nicht in Bestform sein können, Ancelotti zudem noch einige verletzte Stars fehlen, könnte die Erfolgsmaschine gleich wieder angeworfen werden. „Man muss versuchen, sofort eine Serie hinzulegen und keine Punkte zu verlieren“, sagte der noch nicht einsatzfähige Arjen Robben. Der aus Dortmund heimgekehrte Mats Hummels wird als Attraktion auflaufen, Europameister Renato Sanches als zweiter Topneuzugang nach überstandener Oberschenkelblessur zumindest schon mal auf der Bank Platz nehmen.

Weltmeister Hummels „soll dafür sorgen, dass unsere ohnehin schon bärenstarke Abwehr noch stabiler wird“, sagte Rummenigge über den Toptransfer. Nur 17 Mal konnte Manuel Neuer schon in der vergangenen Rekordsaison bezwungen werden. 0,5 Treffer im Schnitt. „Es geht bei Null los. Man muss sich alles neu erarbeiten“, mahnte der Torhüter.