Hundertprozentige Tochter VW muss sparen: Jetzt wird auch über den VfL diskutiert
Wolfsburg (dpa) - Volkswagen muss sparen. Stellen werden gestrichen, das Sponsoring wird gekürzt - und über die teure Unterstützung des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg wird inzwischen auch nachgedacht.
Nur reden mag darüber keiner, trotz erster Medienberichte über Sparmaßnahmen von bis zu 30 Millionen Euro. Der sportlich angeschlagene VfL macht derzeit keine gute Werbung für den größten europäischen Autobauer. Die hundertprozentige Fußball-Tochter liegt trotz neuer Spieler für rund 50 Millionen Euro nur auf Rang 14, befindet sich mit gerade einmal neun Punkten im Abstiegskampf. Das erschwert derzeit, die teure Unterstützung der Kicker zu rechtfertigen.
Die Spekulationen angeheizt hat Klaus Allofs. Der Manager hatte bei Sport1 gesagt: „Man wird sehen müssen, welche Ziele Volkswagen hat: Fußball am Standort oder Bundesliga-Spitze?“ Zwei Tage später berichteten die „Wolfsburger Nachrichten“, im Konzern werde „darüber diskutiert, dem Fußball-Bundesligisten für die Zukunft eine neue und gleichzeitig kostengünstigere Strategie zu verordnen“.
Verwunderlich ist das nicht. Volkswagen ist durch die Diesel-Affäre, die mehrere Milliarden kosten wird, schwer angeschlagen. In den kommenden Jahren werden weltweit bis zu 23 000 Stellen gestrichen. Beim Sport wurde auf verschiedenen Gebieten bereits gespart, unter anderem mit dem Ende des Rallye-Engagements. Jetzt könnte der VfL dran sein.
„Die bisherigen jährlichen Zuwendungen von rund 100 Millionen Euro werden runtergefahren“, schreibt der „Kicker“ über die nie kommentierte VW-Zahlung an die Fußball GmbH. Die Folge: „Die Zeit der großen Stars in der Arbeiterstadt wäre dann vorbei.“ Die „Wolfsburger Allgemeine“ schreibt von „bis zu 40 Prozent“ Einsparungen. Die „Bild“ fragte: „Muss Allofs 30 Millionen sparen?“ Eine Antwort darauf gab es am Mittwoch nicht.
Einsparmöglichkeiten gäbe es natürlich, vor allem bei den Topverdienern wie Nationalspieler Julian Draxler. „Es gibt keine Veranlassung, darüber zu reden“, sagte Manager Klaus Allofs der Deutschen Presse-Agentur zur Frage nach einem möglichen Wintertransfer. Der Mittelfeldspieler hatte im Sommer mit einem Interview versucht, einen vorzeitigen Wechsel zu forcieren. „Ich bin mir sicher, es wird solche Aussagen von Julian Draxler nicht noch einmal geben“, bekräftigte Allofs.
Mit Draxlers Verkauf - wann auch immer - ließe sich Geld machen. Im Vorjahr kassierte der VfL kräftig durch Spielerverkäufe (De Bruyne, Perisic) und durch die Champions League, dem erklärten Ziel von VfL-Aufsichtsratschef Francisco Javier Garcia Sanz. Die Transferbilanz in diesem Sommer war ausgeglichen. Geld aus einem internationalen Wettbewerb fehlt aber - im kommenden Jahr wohl auch.
Dass vor allem bei der Marke VW gespart werden muss, zeigt das Beispiel Eishockey. „Volkswagen Pkw beendet zum Saisonende sein Sponsoring bei den Grizzlys Wolfsburg“, heißt es in einer Mitteilung: „Hintergrund ist, dass die Automarke angesichts der großen Herausforderungen, vor denen sie aktuell steht, ihr Engagement im Sport weiter strafft.“
Glück für das Eishockey-Team: Der Gesamtkonzern übernimmt statt der Marke das Sponsoring, weil die Grizzlys einen „wesentlichen Beitrag zur Attraktivität der Stadt Wolfsburg und somit des Standorts der Volkswagen AG leisten“. Das könnte im komplizierten Konstrukt des Automobil-Unternehmens auch für die Fußball-GmbH gelten. Sie ist die Tochter des Konzerns und nicht der Marke VW.