Rückendeckung vor Relegation VW wird VfL Wolfsburg auch im Abstiegsfall unterstützen
Wolfsburg (dpa) - In der schwersten Krise seit dem Aufstieg vor 20 Jahren versuchen die VW-Bosse mit demonstrativer Rückendeckung den VfL Wolfsburg vor dem Absturz in die Zweitklassigkeit zu bewahren.
„VfL ist eine 100-Prozent-Tochter von VW; VW lässt keine Tochter fallen“, sagte der mächtige Aufsichtsrats-Vorsitzende der VfL-GmbH, Francisco Javier Garcia Sanz, vor den brisanten Relegations-Duellen mit dem Lokalrivalen Eintracht Braunschweig.
Der Spanier ging vor dem ersten Spiel an diesem Donnerstag (20.30 Uhr/ARD) in Wolfsburg sogar soweit, einen Teil der Schuld für den unerklärlichen Niedergang des Vizemeisters und Pokalsiegers von 2015 auf die Kappe des Autobauers zu nehmen. „Das Unternehmen Volkswagen hat ein sehr schweres Jahr hinter sich, das hat sich vielleicht auf die Mannschaft übertragen“, sagte Garcia Sanz.
Für VW ist die Konstellation in der Relegation auch deshalb so prekär, weil der Konzern beim Zweitligisten Braunschweig über die Marke Seat ebenfalls als Hauptsponsor fungiert. Insgeheim dürften sie in der Firmen-Zentrale unweit der Volkswagen Arena natürlich dem VfL die Daumen drücken, würde ein Abstieg doch einen weiteren Kratzer für das durch die Dieselaffäre eh schon ramponierte Image bedeuten. Öffentlich sind alle um Neutralität bemüht.
Für Wolfsburgs Coach Andries Jonker zählt das Drumherum nicht. Der Niederländer fordert von seiner Mannschaft einen Sieg, egal mit welchen Mitteln. „Schluss. Vorbei. Jetzt müssen wir wirklich gewinnen. Es muss vorbei sein zu sagen, wir sind gut, aber gewinnen nicht“, sagte Jonker am Mittwoch. „Es geht um Kampfgeist und um den Willen. Schön zu spielen, reicht einfach nicht.“
Auch VfL-Sportdirektor Olaf Rebbe nimmt die Mannschaft in die Pflicht. „Mit Verlaub, wir sind der Erstligist! Und das müssen wir in den beiden Spielen auch ganz klar auf dem Platz zeigen“, sagte Rebbe im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Wie es für Rebbe und Jonker in Wolfsburg weitergeht, hängt maßgeblich am Abschneiden in der Relegation ab. So oder so wird es beim VfL einen großen Umbruch geben, ob Rebbe und Jonker daran mitwirken, steht nach dem Rückspiel am Montag in Braunschweig fest. „Da werden wir jeden Stein umdrehen und dort, wo es nötig ist, den Hebel ansetzen“, sagte Rebbe, dem auf jeden Fall ein neuer Geschäftsführer Sport zur Seite gestellt werden soll.
In Braunschweig verfolgen sie die Geschehnisse beim großen Nachbarn mit größter Gelassenheit. Die Eintracht hat es sich nach ihrer tollen Saison mit 66 Punkten in der Rolle des Underdogs bequem gemacht und hofft aus dieser Position heraus auf die große Sensation. „Das ist ein Kräftevergleich, der eigentlich im Bereich des Unmöglichen zu liegen scheint“, sagte Trainer Torsten Lieberknecht. „Man muss sich ja nur mal die beiden Kader und die Etats anschauen.“
Doch das viel Geld nicht auch viel Erfolg bedeutet, haben sie in Wolfsburg in dieser Saison schmerzlich erfahren. In Braunschweig hat sich dagegen eine verschworene Gemeinschaft entwickelt, die sich auch vom 0:6-Blackout in Bielefeld am vorletzten Zweitliga-Spieltag nicht aus der Bahn hat werfen lassen. „Der Teamspirit bei uns liegt nicht brach, der ist sehr ausgeprägt“, sagte Lieberknecht mit einer kleinen Spitze in Richtung des konturenlosen VfL-Teams.
Dass Wolfsburg dennoch Favorit ist, ist allen klar. Am großen Ziel der Eintracht ändert das aber nichts. „Wir wollen wieder in die Erste Liga“, stellte Braunschweigs Kapitän Ken Reichel klar. Es ist also angerichtet für zwei packende Duelle. Das sei wie „Derbys wie Schalke gegen Dortmund oder Atlético gegen Real“, sagte Garcia, „da ist immer ein bisschen Pfeffer dabei.“
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
VfL Wolfsburg: Casteels - Träsch, Knoche, Luiz Gustavo, Gerhardt - Guilavogui, Arnold - Vieirinha, Malli, Ntep - Gomez
Eintracht Braunschweig: Fejzic - Sauer, Decarli, Valsvik, Reichel - Moll, Boland - Hochscheidt, Hernandez - Kumbela, Nyman
Schiedsrichter: Stegemann (Niederkassel)