Wahler würde für VfB-Erfolg mehr Geld ausgeben
Stuttgart (dpa) - Wer Bernd Wahler zuhört, der spürt die Aufgeregtheiten des Fußball-Geschäfts. Auch die jüngste Vergangenheit des VfB Stuttgart war mitunter sehr bewegend. Die Zukunft des Fußball-Bundesligisten will der 55-Jährige entscheidend mitgestalten.
Läuft alles nach Plan, wird Wahler auf der Mitgliederversammlung am 22. Juli zum neuen Präsidenten der Schwaben gewählt. Auf die immer wieder gestellte Frage, warum er sich das antue, lautet seine Antwort: „Ich will das machen, ich bin ja kein Opfer.“
Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe. In der Profifußball-Szene ständig im Rampenlicht stehen und einen Club führen, der trotz des Einzugs ins Pokalfinale und der damit verbundenen Europa-League-Teilnahme eine Saison spielte, die viele Fans auf die Barrikaden trieb. So hing im Vereinsheim des Bundesliga-Zwölften der Haussegen unter dem zurückgetretenen Ex-Präsidenten Gerd Mäuser und dem ebenfalls gegangenen Ex-Aufsichtsratschef Dieter Hundt nicht nur einmal schief.
Doch der Adidas-Topmanager Wahler hat Lust auf diesen Job. Und er will nach den Zeiten des rigorosen Sparens unter Mäuser auch wieder mehr Geld investieren. „Es gibt die Bereitschaft, ein bisschen mehr zu riskieren, ein kalkuliertes Risiko einzugehen. Aber wir machen auch kein Harakiri“, erklärt der im kleinen schwäbischen Ort Schnait unweit von Stuttgart aufgewachsene Wahler. Seine Wahl gilt als sehr wahrscheinlich, auch wenn er für Wahlkampf kaum Zeit hat.
Die Marke VfB soll nach einer Saison mit viel Holperfußball und ernüchternder Heimbilanz wieder strahlen, das ist Wahlers Ziel. „In der Bundesliga sind zwei, drei Vereine ein bisschen enteilt“, sagt der frühere VfB-Jugendspieler. „Und dahinter gibt es eine Reihe von Clubs, die in den Europacup wollen.“ Dazu gehöre auch der VfB. „Wir müssen aus dem Mittelfeld raus und uns weiter oben platzieren. Dafür muss man auch mehr investieren.“ In der kommenden Saison hält er erst einmal Platz vier bis neun für realistisch.
Dann hat es sich aber schon mit den großen Zielen. Einen Zehn-Punkte-Plan, mit dem Mäuser startete und scheiterte, hat Wahler nicht zu bieten. Visionen will er im Team entwickeln. „Es geht hier nicht nur um mich. Wir sind hier nicht bei Deutschland sucht den Superstar, dafür bin ich zu alt“, erklärt Wahler. Er setzt lieber auf „konstruktive Konflikte und eine positive Streitkultur“.
Dass er künftig als Vereinschef auf Schritt und Tritt beobachtet würde, dessen ist sich der „VfB-Fan“ bewusst. Er habe schon Respekt vor der Öffentlichkeit und werde am Montag bei seiner Rede vor den Mitgliedern sicher nervös sein. Er sei auch bei Adidas, wo er derzeit noch der Vize-Präsident Innovation ist, schon bei großen Events dabei gewesen und habe keine Berührungsängste gehabt. „Aber da stand immer auch noch ein Messi oder ein Vorstandsvorsitzender dabei.“
Seine Erfahrungen und sein Netzwerk aus der Tätigkeit beim Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach will er nutzen, um dem VfB mehr Sponsoren zu beschaffen und damit den finanziellen Spielraum zu erweitern. Kritik an seinen Vorgängern ist das nicht, vielmehr lobt er den früheren VfB-Patriarchen Hundt. Der habe sich schließlich über viele Jahre Verdienste um den Verein erworben. „Es liegt mir fern, das jetzt beiseite zu reden.“
Eine Personality-Show erwartet die Mitglieder auf der Wahl-Versammlung übrigens nicht. „Ich werde mich da nicht verstellen, das muss authentisch sein“, sagt Wahler. „Dann wissen die Leute, mit wem sie es zu tun haben.“ Mit einer Reihe Stuttgarter Fans hat er sich schon getroffen. Er scheint dort gut anzukommen.