„Wahnsinnsspiel“ beflügelt Augsburg - Bremer schimpfen
Augsburg (dpa) - Für die Spektakel-Fußballer des FC Augsburg soll die Sechs-Tore-Show gegen Werder Bremen erst der Anfang gewesen sein. Minutenlang ließen sich die Profis für ihr 4:2 (2:1) von den Fans feiern, Matchwinner Tobias Werner sorgte sich gar um die verdiente Erholung.
„Das war ja ein Wahnsinnsspiel“, sagte der Mittelfeldprofi, „bis man dieses Spiel verarbeitet hat“. Allzu lang sollte es nicht dauern, bereits am Mittwoch steht der Auftritt in Leverkusen an. Auch vor dem Champions-League-Teilnehmer haben die Augsburger keine Angst mehr. „In Leverkusen gibt es ja auch drei Punkte für uns zu holen“, kündigte Werner forsch an.
Die Euphorie war der Truppe von Trainer Markus Weinzierl nach ihrem zweiten Sieg in dieser Bundesligasaison nicht zu verübeln. Sechs Tore, zwei Elfmeter, etliche Fouls und Nickligkeiten, obendrein noch eine Schiedsrichterdebatte und erboste Bremer waren die Bilanz des emotionalen Nachmittags in Augsburg. „Entspannt ist das natürlich nicht“, räumte selbst FCA-Manager Stefan Reuter ein. Aber für entspannten oder gar langweilig abwartenden Fußball sind die Schwaben eh nicht bekannt.
Schon beim 2:3 gegen Borussia Dortmund im ersten Heimspiel kamen die Zuschauer auf ihre Kosten, dann folgte das 1:0 in Frankfurt und nun der Erfolg über Bremen. Der etwas verkorkste Saisonstart ist schon wieder vergessen. „So schnell geht's im Fußball“, sagte Weinzierl voller Genugtuung. „Vor einer Woche gab es noch Fragen nach einem Fehlstart und nach einer Krise, und heute haben wir sechs Punkte.“
Das Überraschungsteam der Vorsaison hat sich wieder in die obere Tabellenhälfte geschlichen. Daniel Baier (14. Minute), Paul Verhaegh per Foulelfmeter (45.+3), Werner (77.) und Tim Matavz (90.+3) trafen vor 29 044 Zuschauern in einem unterhaltsamen Spiel voller Emotionen, Tempofußball und Chancen en masse. „Das war eine kollektive Mannschaftsleistung“, kommentierte Trainer Weinzierl zufrieden.
„Dass es dann am Ende so ein Spektakel geworden ist, ist umso schöner für die Fans“, ergänzte Mittelfeldantreiber Halil Altintop, der den ersten Treffer mit einem genialen Außenrist-Schlenzer in die Tiefe vorbereitet hatte. „Diese Kombination war sensationell“, lobte Werner.
Und nun Leverkusen, „vielleicht die Mannschaft schlechthin im Moment, was deren Offensive anbelangt“, sagte Manager Reuter. „Da muss man sehr kompakt stehen, um was zu holen.“ Werner wagte sich mehr aus der Deckung. „Wir fahren ja nicht hin und sagen: Oho, jetzt kommt Leverkusen, die in der Champions League spielen, die überragende Offensivspieler haben. Wir fahren da hin und wollen was mitnehmen.“
Auch die Bremer hatten in Augsburg etwas mitnehmen wollen - neben den Toren von Davie Selke (3.) und Franco Di Santo (56./Foulelfmeter) blieb den Norddeutschen aber nur Frust und viel Ärger über die Unparteiischen. Der Grund war vor allem die Szene unmittelbar vor dem Elfmeterpfiff, als Sascha Mölders klar im Abseits stand, zum Ball grätsche, ihn nicht erwischte, aber Torwart Raphael Wolf irritierte. „Das war natürlich ein Witz“, haderte Dutt.
Nicht nur an der Szene stießen sich die Gäste. „Von Anfang an hatte ich nicht das Gefühl, gleichberechtigt behandelt zu werden“, klagte Dutt. Manager Thomas Eichin ergänzte im NDR: „Ich bin der Meinung, dass fast 70, 80 Prozent der Entscheidungen für Augsburg gepfiffen wurden. Die lagen nur am Boden, wegen jedem kleinsten Trara wurde gejammert und geweint. Ich habe heute eine Tendenz erkannt, die mir überhaupt nicht gefallen hat.“ Und noch eine Erkenntnis ist bitter: Werder wartet weiter auf den ersten Sieg und hat bereits zehn Gegentore kassiert.