Warnschuss trotz 6:1 - Guardiola will mehr Dominanz

Wolfsburg (dpa) - Josep Guardiola wirkte trotz der unaufhaltsamen Rekordjagd des FC Bayern München besorgt. Paradoxerweise legte der Coach des deutschen Fußball-Rekordmeisters seine Stirn nach dem 6:1 (1:1) am Samstag beim VfL Wolfsburg beim Gedanken an den nächsten Gegner noch mehr in Falten.

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„Wenn wir Arsenal den Ball lassen, bekommen wir große, große Probleme“, prophezeite Guardiola drei Tage vor dem Achtelfinal-Rückspiel der Champions League. Anlass für die Bedenken nach dem 16. Bundesligasieg in Serie gab ausgerechnet der Kantersieg beim Meister von 2009, der nur scheinbar überlegen heraus gespielt war. „Das lag am Gegner, der sehr gut organisiert war“, lobte Kapitän Philipp Lahm den VfL. Gut eine Stunde lang demonstrierte Wolfsburg mit einem laut Doppeltorschütze Thomas Müller (63./78.) „ekligen Pressing“, wie die Bayern in Verlegenheit zu bringen sind.

Das gab Guardiola zu denken. Sollte der englische Club von Mesut Özil, Lukas Podolski und Per Mertesacker ähnlich forsch auftreten wie Wolfsburg, rechnet der Bayern-Coach mit ernsthaften Konsequenzen, trotz des 2:0-Hinspielsieges in London. „Ich kenne Arsenal sehr gut. Sie haben die Qualität für viel Ballbesitz“, meinte Guardiola und forderte eindringlich: „Wir müssen mit dem Ball dominieren.“

In Wolfsburg ließen die Bayern dem VfL den Ball und bekamen ansatzweise Probleme. „Die haben einen unglaublichen Rhythmus gehabt. In den ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit waren sie viel besser als wir“, bekannte Guardiola, der sich am Samstag beim viel zu hoch ausgefallenen Sieg noch auf seinen Kader verlassen konnte. „Der Unterschied sieht natürlich größer aus, als er war. Das ist auch eine Frage von Qualität“, bilanzierte Dribbelkönig Arjen Robben.

Als es Guardiola zu brenzlig wurde angesichts des VfL-Powerplays zu Beginn der zweiten Halbzeit, ließ er die Muskeln spielen und bot die ganze Qualität seines für die Bundesliga viel zu guten Luxuskaders auf. „Wir haben 60, 65 Minuten lang ein überragendes Spiel gemacht. Dann kommt noch mal Extraklasse von der Bank“, stöhnte VfL-Coach Dieter Hecking angesichts Guardiolas Einwechslungen von Thiago und Mario Mandzukic, die das Spiel drehten.

Thiago bereitete das 2:1 genial vor und Mandzukic sorgte ebenso wie Müller noch für einen Doppelpack (66./80.). „Wir haben unglaubliche Spieler geholt. Das ist der Unterschied“, meinte Guardiola treffend. Das Spiel kippte, als Wolfsburg drauf und dran war, sich für die für Bayern ungewohnte Gegner-Spielweise zu belohnen. „Die haben es gut gemacht und viel Druck gemacht“, meinte Robben dankbar für die perfekte Arsenal-Vorbereitung: „Das war sehr wichtig für Dienstag.“

Gegen die Engländer will sich Guardiola nicht auf Einwechslungen verlassen und fordert eine Rückkehr zum bisherigen dominanten Spiel: Mit viel Ballbesitz, frühem Pressing und schnellem Kombinationsspiel. Für Dienstag gab der Bayern-Coach eine denkbar einfach Devise aus. „Wenn wir den Ball haben, kommen wir ins Viertelfinale. Wenn wir Arsenal den Ball lassen, kommen sie ins Viertelfinale“, sagte Guardiola.

Am Samstag überließ sein Team erstmals nach langer Zeit wieder einem Gegner die Spielkontrolle. Trotzdem waren die Bayern auch im 24. Saisonspiel nicht zu packen. Zumindest in der Bundesliga nicht. „Das dürfen jetzt wieder andere versuchen“, meinte VfL-Coach Hecking.