Leverkusen Warum Ex-Fortune Demirbay bei Leverkusen nicht gezögert hat

Leverkusen · Für Kerem Demirbay war der Wechsel zu Bayer Leverkusen eine Bauchentscheidung und der nächste Schritt in seiner bisher wechselvollen Fußball-Karriere.

Beim Trainingsauftakt von Bayer Leverkusen am Montag nimmt sich Zugang Kerem Demirbay nach dem Training Zeit für einen Fan und schießt mit ihm ein Selfie

Foto: dpa/Marius Becker

Es war beileibe kein Blinde-Date, das Kerem Demirbay und sein Berater vor ein paar Monaten mit den Verantwortlichen von Bayer Leverkusen hatten. Man kennt sich eben in der Fußballszene. Und doch genügte dieses eine Treffen, um den zweifachen Nationalspieler von einem möglichen Engagement unterm Bayer-Kreuz zu begeistern. „Es war schnell klar, dass ich das machen will“, verrät der 26-Jährige den anwesenden Journalisten in einer Medienrunde in der BayArena.

Die Gründe lagen für ihn auf der Hand: ein junges Team, das über enormes fußballerisches Potenzial verfügt, dazu ein Trainer, der ganz der niederländischen Doktrin, schnellen Offensivfußball spielen lässt und dessen Philosophie Demirbay als „Weltklasse“ einstuft. „Besser hätte es für mich nicht laufen können“, betont der neue Spielmacher und lächelt.

Demirbay entschied sich für
Bayer aus dem Bauch heraus

Dabei sei zum damaligen Zeitpunkt noch überhaupt nicht klar gewesen, wohin für Bayer die Reise geht. Champions League? Europa League? Oder gar nur Bundesliga? Für Demirbay war das zweitrangig: „Ich bin ein Typ, der gerne Entscheidungen aus dem Bauch heraus trifft.“ Und er spürte, dass die Leverkusener Entscheidungsträger nicht nur oberflächliches Interesse an ihm hatten. „In einer solchen Art und Weise habe ich mit Vereinsverantwortlichen noch kein Gespräch geführt. Es war auch menschlich top.“ Also entschied sich der Bauch für den „Werksklub“. Für den gebürtigen Hertener der nächste logische Schritt auf der Karriereleiter, die nach einigem Anlauf seit 2015 steil nach oben geht.

Damals konnte Demirbay allenfalls von der europäischen Königsklasse träumen. Der Hamburger SV, bei dem er zwei Jahre zuvor seinen ersten Vertrag als Bundesliga-Profi unterschrieb, fand für ihn keine Verwendung, lieh ihn zunächst zum damaligen Zweitligisten Kaiserslautern und später nach Düsseldorf aus. Bei der Fortuna wurde er schnell zum Dreh- und Angelpunkt in der Mittelfeldzentrale und schaffte 2016 mit dem Klub auch mithilfe seiner 14 Scorerpunkte (zehn Tore, vier Vorlagen) bei nur 25 Einsätzen den Klassenerhalt im Unterhaus.

Eine beachtliche Bilanz, doch der HSV hielt ihn immer noch nicht für tauglich und transferierte ihn nach seiner Rückkehr für weniger als zwei Millionen Euro an 1899 Hoffenheim. Das Ende ist bekannt: Während Hamburg in den folgenden Jahren den Gang in die Zweitklassigkeit antreten musste, reifte Demirbay im Kraichgau unter Julian Nagelsmann zum Nationalspieler und Champions-League-Teilnehmer und trieb seinen Marktwert dabei so in die Höhe, dass Leverkusen bereit war, in diesem Sommer die festgeschriebene Ablösesumme von rund 32 Millionen Euro zu bezahlen – Vereinsrekord.

Druck verspüre er wegen dieser Summe nicht, versichert er. „Ich sehe das eher positiv und als Bestätigung meiner Arbeit in den vergangenen Jahren.“ Druck wird die Mannschaft genug bekommen, schließlich sollen erneut die Champions-League-Plätze angegriffen werden. Mit Demirbay in der Zentrale. Vielleicht als Teil einer Doppelsechs mit Charles Aránguiz oder auf der Acht neben Kai Havertz. In jedem Fall fühlt er sich schon nach zwei Trainingseinheiten angekommen in Leverkusen, woher auch seine Ehefrau stammt. „Es fühlt sich tatsächlich so an, als wäre ich schon zwei Jahre hier“, sagt er. Bislang hat der Bauch also Recht gehabt.