Bundesliga Wenn die Bayern nicht wären
Dortmund nähert sich dem Glanz der Meisterjahre, hat aber ein großes Problem.
Dortmund. Borussia Dortmund eilt von Sieg zu Sieg, trotzdem fehlen nach wie vor fünf Punkte zum Überteam aus München. Auf die Frage, dass es nur noch zwei Zähler Rückstand wären, wenn Schwarz-Gelb das Rückspiel gegen den Spitzenreiter im Frühjahr für sich entscheide, und ob es nicht deshalb doch auch um die Meisterschaft für die Borussia ginge, antwortete Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc: „Nein, der Titel ist vergeben, die Bayern spielen konstant stark.“
Was sich zwischen den beiden Länderspielpausen von Anfang Oktober bis jetzt allerdings auch von den Dortmundern behaupten lässt. Sieben Pflichtpartien, sieben Siege — Trainer Thomas Tuchel und die Mannschaft haben die desaströse 1:5-Pleite von München erstaunlich gut weggesteckt. Das von Vorgänger Jürgen Klopp perfektionierte, aber irgendwann durchschaubare Gegenpressing ist einer permanenten offensiven Spielfreude mit viel Ballbesitz gewichen. Angeführt von Ilkay Gündogan in der Schaltzentrale, über den immer stärker werdenden Matthias Ginter als stürmendem Rechtsverteidiger bis hin zu Torgarant Pierre-Emerick Aubameyang — ein Rad greift ins andere. So auch im hitzigen Revierderby gegen aufopferungsvoll kämpfende Schalker, als der kleine Shinji Kagawa (30.) und Ginter (43.) jeweils per Kopf sowie Aubameyang (47.) mit dem Fuß die drei Punkte unter Dach und Fach brachten und Tabellenplatz zwei bei acht Punkten Vorsprung auf die anderen schwächelnden Bayern-Jäger-Konkurrenten perfekt machten.
Bei aller Freude über den speziell für die eigenen Fans so wichtigen Triumph gegen den ungeliebten Nachbarn aus dem „Pott“ blieb aber auch Platz für Kritik. „Wir hätten früher das 4:1 machen müssen, stattdessen bringen wir den Gegner durch zwei Missgeschicke zurück ins Spiel“, erkannte Tuchel indirekt auch den Unterschied zum Branchenführer aus München. Denn während die Bayern die Konkurrenten nach einer Führung gnadenlos „abschießen“, bringen sich Mats Hummels und Co. durch Abwehrschnitzer oder mangelhafte Chancenauswertung des öfteren selbst in die Bredouille.
Am Ende durften auch die Schalker Anhänger im mit 79.956 Zuschauern nahezu voll besetzten Westfalenstadion klatschen. Was an der Einstellung ihrer Idole auf dem Platz lag. „Andere lassen sich hier abschlachten, wir haben weiter Gas gegeben. Nach dem 2:3 ging nochmal die Post ab, die Mannschaft hat gebrannt“, blickte Gästecoach André Breitenreiter auf die 94 hochintensiven Minuten vom Sonntag zurück. In denen Klaas-Jan Huntelaar (33., 71.) mit seinem Doppelpack die wenigen Chancen verwertete und später erklärte: „Dortmund wusste in der ersten Halbzeit nicht, wohin mit dem Ball. Schade, dass wir uns nachher nicht mit dem Ausgleich belohnt haben.“ Und Sportdirektor Horst Heldt trotzte den nackten Zahlen (das 2:3 war das sechste Pflichtspiel in Folge ohne eigenen Sieg) und dem momentanen Leid nach viel Freud zu Rundenbeginn mit den Worten: „Ich habe ein Team gesehen, dass alles gegeben hat.“
In zwei Wochen geht es für Dortmund zum HSV. „Da zählt nicht der Blick auf die Tabelle, sondern wieder der Anspruch, das Bestmögliche aus uns herauszuholen“, sagte Michael Zorc nach dem Derby-Happyend. Verlierer Schalke wiederum empfängt dann die „aktuell stärkste Mannschaft der Welt. Da fängt es zwar wieder bei 0:0 an“, bemühte Heldt eine alte Fußballer-Weisheit, beendete seine Gedanken aber mit einem süffisanten Lächeln nicht. Ja, die Bayern, wenn die nicht wären.
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