Fußball Tuchels erster Derby-Sieg

Dortmund. Die Erleichterung stand Thomas Tuchel unmittelbar nach dem Schlusspfiff ins Gesicht geschrieben. „Das ist sicher nicht nötig gewesen. Aber wenn das gutgeht, dann hat das auch etwas“, sagte der Trainer von Borussia Dortmund nach dem 3:2 gegen den Reviernachbarn FC Schalke 04. Es war spannend geworden, unnötig spannend auf dem Weg zu des Trainers erstem Derbysieg.

Tuchel lächelte dabei so breit, als hätte er in letzter Sekunde seinen ersten Titel gewonnen. Es war ein Revierderby vor 79 956 Zuschauern in der ausverkauften Arena auf des Messers Schneide, das die Dortmunder am Sonntag über die Zeit retteten. Großen Anteil an der Spannung hatte der BVB selbst, der sich das Leben gegen Ende des Spiels unnötig schwer gemacht hatte. „Wenn wir hier nicht alle drei Punkte mitnehmen, sind wir selbst Schuld“, sagte BVB-Verteidiger Matthias Ginter.

Der BVB war das bessere Team, auch wenn sich die Schalker besonders teuer und leidenschaftlich verkauft hatten. „Wir haben ein hochklassiges Spiel gesehen, zu dem wir unseren Teil beigetragen haben“, sagte Schalke-Trainer André Breitenreiter. „Wir sind zwar enttäuscht, können das Stadion aber erhobenen Hauptes verlassen.“ Dabei hatten aber erst die Dortmunder durch individuelle Fehler dazu beigetragen, dass die Gäste in der zweiten Hälfte wieder ins Spiel kamen und noch auf den Ausgleich hoffen konnten. Shinji Kagawa erzielte nach 30 Minuten die BVB-Führung per Kopf, die in einer Phase fiel, in der sich beide Teams gegenseitig neutralisierten. Klaas-Jan Huntelaar traf nur drei Minuten später ebenfalls aus dem Nichts und einem fatalen Fehlpass von Mats Hummels zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Doch davon ließen sich die Dortmunder nicht beeindrucken, Ginter köpfte nach einem Eckball zum 2:1 (43.) ein. Zwei Minuten nach Wiederanpfiff erzielte Pierre-Emerick Aubameyang mit seinem 14. Ligatreffer das 3:1.

Zu diesem Zeitpunkt sah alles nach der Vorentscheidung und einem noch höheren Sieg des BVB aus. Schalkes Torhüter Ralf Fährmann musste mehrmals eingreifen, um weitere Treffer der Dortmunder zu verhindern. Dass Huntelaar nach 71 Minuten doch noch den Anschlusstreffer erzielen konnte, ging erneut auf einen Fehler von Hummels sowie auf einen Blackout von Sokratis zurück. „Mit dieser Art von Gegentoren kann ich leben, da steckt kein System dahinter. Das passiert nur einmal im halben Jahr“, sagte Tuchel. Die Zwischenbilanz seines Clubs beurteilte BVB-Sportdirektor Michael Zorc nach dem Derby als gut — auch wenn der Abstand zum FC Bayern weiter fünf Zähler beträgt. „Mit den 29 Punkten wären wir in Spanien oder in Italien Tabellenführer. Aber da gibt’s Bayern München nicht“, sagte Zorc am Sonntag.

Aber die Dortmunder hatten auch Glück: Schalkes eingewechselter Mittelfeldspieler Pierre-Emile Höjbjerg hatte den Ausgleich auf dem Fuß, traf aber nur den Pfosten. Kämpferisch gab es kaum Beanstandungen an dem Spiel der Gäste, spielerisch waren sie dem BVB allerdings deutlich unterlegen. Von diesen Mängeln sprach Breitenreiter nicht. Während die Dortmunder mit 29 Punkten bereits acht Zähler Vorsprung vor dem VfL Wolfsburg haben, rutschen die Knappen in immer größere Probleme. Die Elf von Breitenreiter hatte schon in sieben Begegnungen zuvor nur einen Sieg verbucht. Und der nächste Gegner inmitten dieser Negativserie ist der FC Bayern München.