Werder reagiert: Nouri für Skripnik, Baumann beschädigt
Bremen (dpa) - Am Ende konnten Viktor Skripnik auch alle Treueschwüre seiner ehemaligen Weggefährten nicht mehr retten. Werder Bremens umstrittener Trainer musste nach der desaströsen 1:4-Pleite bei Borussia Mönchengladbach unfreiwillig seinen Dienst quittieren.
„Wir sind auf der Busfahrt zu der Entscheidung gekommen, Viktor freizustellen. Er war sehr enttäuscht“, erläuterte Werders Geschäftsführer Frank Baumann die erste Trainerentlassung der 54. Bundesliga-Saison.
Nach der vierten Pflichtspiel-Niederlage in Serie sahen Sportchef Baumann und die Werder-Führung akuten Handlungsbedarf, um nicht in eine noch schlechtere Ausgangsposition zu geraten. „Wir haben auch keine Weiterentwicklung gesehen“, sagte der ehemalige Fußball-Profi Baumann. Er hatte noch vor Saisonbeginn den Vertrag mit Skripnik bis 2018 verlängert und in den vergangenen Wochen sogar erklärt, dass sich sein früherer Mitspieler acht sieglose Partien erlauben könne.
Die Trennung von Skripnik und dessen Co-Trainern Torsten Frings Florian Kohfeldt war aber keine große Überraschung mehr. Skripnik hatte schon vor dem Gladbach-Spiel jeglichen Kredit bei den Werder-Fans verloren. Die Beurlaubung nach nur drei Punktspielen wirft auch auf Manager-Neuling Baumann kein gutes Licht. Er hatte die Nachfolge von Thomas Eichin angetreten, der als Skripnik-Kritiker galt. Im Nachhinein hatte Eichin mit seiner Skepsis Recht.
Nun soll der bisherige U23-Trainer Alexander Nouri die konfusen Werder-Profis auf die zwei Heimspiele am Mittwoch gegen den FSV Mainz 05 und am Samstag gegen den VfL Wolfsburg vorbereiten. „Von ihm erhoffen wir uns einen Impuls für ein Team, das nach dem personellen Umbruch in der Sommerpause, den letzten Spielen und dem bestehenden Verletzungspech mit einer gewissen Verunsicherung zu kämpfen hat“, meinte Baumann.
Nouri, der Werder II in der 3. Liga coacht, ist für Baumann und Aufsichtsratchef Marco Bode zunächst eine Übergangslösung. „Wir werden den Markt sondieren und haben ein klares Anforderungsprofil“, sagte Baumann zu der anstehenden Trainersuche. Als mögliche Kandidaten sind Andreas Herzog, Andre Breitenreiter und Markus Gisdol im Gespräch. Kurios: Die beurlaubten Skripnik, Frings und Kohfeldt können sich Chancen auf einen anderen Job im Verein ausrechen. Zumindest stellte ihnen dies Baumann in Aussicht. So tickt die Werder-Familie.
Der bisherige Werder-Coach hatte nach der Partie in Gladbach einen Rücktritt seinerseits ausgeschlossen. „Nein“, sagte Skripnik, diese Frage stelle sich ihm nicht. Mit mehreren personellen Maßnahmen - unter anderem spielte Jaroslav Drobný für Felix Wiedwald im Tor und Ulysses Garcia auf der linken Abwehrseite - wollte der eigensinnige Skripnik in seiner 200. Bundesligapartie als Bremer Spieler und Trainer eine Trendwende erzwingen. Doch das Vorhaben scheiterte grandios.
Selbst auf der Werder-Homepage war nach dem fahrlässigen und naiven Defensivverhalten von „Blackouts im Minutentakt“ zu lesen. Die Gladbacher Offensivspieler Thorgan Hazard (11./17. Minute) und Raffael (21., Foulelfmeter/41.) machten vor 54 014 Zuschauern das Debakel perfekt. Immerhin gelang Zugang Serge Gnabry (73.) der erste Treffer im Werder-Trikot. Stürmer Aron Johannsson (80.) sah wegen Schiedsrichterbeleidigung Rot und steht Nouri nicht zur Verfügung.