Werders Sehnsucht nach der schwarzen Null
Bremen (dpa) - Die Leidenszeit von Werder Bremen soll bald zu Ende sein. Nach bitteren Jahren des sportlichen und wirtschaftlichen Niedergangs verkündete Clubchef Klaus Filbry auf der Jahreshauptversammlung aber noch einmal ein Minus von 5,9 Millionen Euro für das abgelaufene Geschäftsjahr.
Der Gesamtverlust seit der bislang letzten Europapokalsaison 2010/2011 beträgt somit satte 37,5 Millionen Euro. Das Eigenkapital ist inzwischen nahezu aufgebraucht und liegt nur noch bei zwei Millionen Euro. „Auch wir bei Werder haben Herausforderungen“, rief Filbry am Montagabend den nur 251 anwesenden Mitgliedern in einer Rede entgegen, die kämpferisch und entschlossen wirken sollte.
Er bediente sich gar dem Vokabular von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Flüchtlingskrise: „Auch wir haben eine Wir-schaffen-das-Mentalität. Aber wir haben auch einen Plan: den Werder-Weg.“ Der Funke und die Emotionen wollten nicht so ganz überspringen. Kritik gab es - fast schon traditionell - aber keine. Offensichtlich glaubten die Werder-Mitglieder der Botschaft Filbrys, die im Kern hieß: „Der Konsolidierungskurs ist auf der Zielgeraden.“
Ein Minus soll es künftig nicht mehr geben, im kommenden Jahr soll ein ausgeglichener Haushalt präsentiert werden. „Die schwarze Null ist keine Fata Morgana“, befand Filbry, der bereits vor knapp drei Jahren nach dem ersten Minus von 13,9 Millionen Jahren im Geschäftsjahr 2011/2012 nur noch für das dann folgende Jahr einen Millionen-Verlust angekündigt hatte. Am Montag war es aber schon das vierte hohe Minus am Stück, das den Mitgliedern präsentiert wurde.
Deshalb fand Aufsichtsratschef Marco Bode nach der Veranstaltung auch mahnende Worte. „Wir müssen diese Konsolidierung ernst nehmen, weil wir dauerhaft natürlich gesund werden müssen“, sagte der frühere Nationalspieler und fügte hinzu: „Als Club kann man nicht dauerhaft Defizite erwirtschaften. Sonst wird es irgendwann existenzbedrohend“.
Filbry wird sich also diesmal an seiner Ankündigung auch messen lassen müssen. Der von ihm vielzitierte „Werder-Weg“ soll wohl bedeuten, dass die Bremer wieder aus sich selbst heraus wachsen und stärker werden wollen. Publikumswirksam giftete der Werder-Chef gegen „Vitamin-B-Vereine wie Wolfsburg, Leverkusen oder Hoffenheim“. Ein Finanzinvestor werde es in Bremen nicht geben. „Können wir uns einem Mann unterwerfen wie Hoffenheim, der nicht nur gute Entscheidungen trifft?“, fragte Filbry, dessen „Werder-Weg“ stattdessen das Entwickeln junger Talente und „einfallsreiche Transfers“ vorsieht.
An Trainer Viktor Skripnik richtete sich die Zielsetzung eines einstelligen Tabellenplatzes und eine weiterer Wunsch Filbrys: „Ich möchte gerne noch einmal nach Berlin.“ Um das auch finanziell lukrative DFB-Pokalfinale kurzfristig zu erreichen, müsste der Tabellen-14. der Bundesliga am 15. Dezember beim Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach bestehen. Das Erreichen eines endlich wieder ausgeglichenen Haushaltes hörte sich am Montagabend realistischer an.