Wie der FC Bayern seine Macht zementiert

Bundesliga Herausragende Zahlen, ein bereinigter Paragraf in der Satzung - und ein weiterer Sieg in Berlin

Foto: dpa

München. Wann immer der FC Bayern zuletzt seine Mitglieder zur Jahreshauptversammlung gerufen hatte, war er gewachsen. Das war am späten Freitagabend nicht anders. Der FCB ist wieder größer und wirtschaftlich stärker als je zuvor in seiner 114-jährigen Geschichte. 528 Millionen Euro Umsatz, 16,5 Millionen Gewinn, 105 Millionen Einnahmen aus Merchandising, 1,3 Millionen verkaufte Trikots in zwölf Monaten. Dazu ein schuldenfreies Stadion, das zum Rückrundenstart auf 75 000 Plätze erweitert werden soll, und 251 000 Klub-Mitglieder. Letzteres ist Weltrekord für Sportvereine und Benfica Lissabon (235 000 Mitglieder) überholt.

Trotzdem war etwas anders. Uli Hoeneß fehlte. Der zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilte Steuerbetrüger war als Häftling der Justizvollzugsanstalt Landsberg unabkömmlich. „Wenn die entsprechenden Justizstellen nun ihr Einverständnis geben, dann könnte Uli Hoeneß im neuen Jahr Freigänger werden und in unserer Nachwuchsabteilung eine Anstellung erhalten“, sagte FCB-Präsident Karl Hopfner. Schon erhoben sich die Bayern-Mitglieder unter anhaltendem Beifall und „Uli“-Rufen.

An Hoeneß wäre ohnehin niemand vorbeigekommen. Schon wegen der 250 000 Briefe, die der FC Bayern an seine Mitglieder verschickt hatte, um eine Neufassung der Vereinssatzung anzukündigen. Unter Paragraf 7 war der Passus „Als Mitglieder können nur unbescholtene Personen aufgenommen werden“ durchgestrichen. Die neue Formulierung: „Mitglied kann jede Person werden, welche die Ziele des Klubs unterstützt.“ Eine Brücke für Hoeneß? „Hier einen Zusammenhang herzustellen, ist hanebüchen“, hatte Hopfner schon vor Tagen grantig beschieden. Tatsächlich zielt die Änderung auf neue Mitglieder ab und träfe damit nicht das Altmitglied Hoeneß. Einen Schatten auf dessen Rückkehr würde es dennoch werfen. Also winkten die Bayern die Neufassung flüssig durch.

Viel gute und vorweihnachtliche Stimmung, die nach dem 1:0-Sieg des FC Bayern gegen Hertha BSC Berlin durch einen Treffer von Arjen Robben Trainer Pep Guardiola einfing. „In der zweiten Halbzeit haben wir gemerkt: Wir haben viel Arbeit“, sagte ein nachdenklicher Bayern-Coach. "Wir haben noch viele Dinge zu verbessern.“ Sportlich ist der Vorsprung auf die folgenden Clubs schon vier Runden vor dem Hinrunden-Abschluss so groß, dass nur noch über eine noch frühere Meisterfeier als in der Vorsaison diskutiert wird. 80 Prozent Ballbesitz, zahlreiche Großchancen auch in Berlin. „Wir arbeiten auch jeden Tag dafür, dass es uns in der Zukunft weiter gut geht“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.