Wieder Aufregung um Diego - Brasilianer vor Abschied?
Wolfsburg (dpa) - Beim VfL Wolfsburg dreht sich wieder einmal alles um Diego. Seit der 0:2-Blamage im Derby der Fußball-Bundesliga gegen Eintracht Braunschweig ist die Stimmung in Wolfsburg frostig.
Und wie immer, wenn beim VW-Club etwas besonders schlecht läuft oder besonders gut, ist der begnadete, aber auch eigenwillige brasilianische Spielmacher Gesprächsthema Nummer eins.
Auch am Sonntag beim FC Augsburg werden wieder alle Augen auf den Wolfsburger Edeltechniker gerichtet sei. Zum einen, weil seit der Derbypleite täglich über seinen möglichen Abgang bereits im Winter spekuliert wird - der Vertrag des 28-Jährigen läuft im Sommer aus. Zum anderen, weil Diego mit seiner Spielweise eben hervorsticht.
Gewinnt Wolfsburg in Augsburg, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dies an einem feinem Pässchen im richtigen Moment, einem Tor oder einem anderen Geniestreich Diegos gelegen haben wird. Verliert Wolfsburg aber, dann mit noch größerer Wahrscheinlichkeit, weil Augsburg Diego mit mindestens zwei Mann auf den Füßen gestanden, ihm die Lust am Spielen und möglicherweise gar mit Fouls provoziert haben wird. „Sind wir zu abhängig von Diego?“, fragte VfL-Trainer Dieter Hecking vor kurzem rhetorisch und nicht gerade originell.
Jeder, der mal ein Spiel Wolfsburgs gesehen hat, weiß, dass der VfL sehr abhängig ist von seinem auffälligsten Spieler. Diego aus dem Spiel nehmen - das scheint die Devise für fast jeden gegnerischen Trainer in der Bundesliga zu sein. Mit seiner Frage entfachte Hecking indes einen medialen Sturm. Vom „Abschied auf Raten“ oder „Abschied schon im Winter?“ ist wahlweise die Rede. Heckings Äußerung, das Spiel seines Teams und das Diegos „mit Argusaugen“ beobachten zu wollen, wurde so gedeutet, dass sie sich in Wolfsburg spielerisch und taktisch gerne anders aufstellen würden. Dazu passt Manager Klaus Allofs' zögerliche Haltung zum Thema Vertragsverlängerung: „Das werden wir nicht heute und auch nicht morgen entscheiden.“
In Kevin de Bruyne vom FC Chelsea scheint ein möglicher Nachfolger auf dem Markt, den Allofs einst auf Leihbasis zu Werder Bremen holte und den er jetzt wieder in Bundesliga lotsen könnte. Unter José Mourinho ist de Bruyne in London wieder nur Ersatz. „Wir haben uns im Sommer um ihn bemüht. Chelsea wollte ihn nicht abgeben, aber der Spieler ist nach wie vor für uns interessant“, sagte Hecking über das belgische Top-Talent und nährte so natürlich die Spekulationen über ein bevorstehendes Ende Diegos in Wolfsburg.
„Bei allem, was wir sagen, wird immer etwas hineininterpretiert - egal, wie wir es sagen“, beschwerte sich der VfL-Coach nun angesichts der allgemeinen Aufregung. „Ich habe weder gesagt, dass er gehen kann, weder, dass wir den Vertrag verlängern, ich habe gesagt, dass wir alles weiter beobachten. Ja, ich habe das Wort Argusaugen benutzt. Mehr aber nicht.“ Aber das reicht eben beim Thema Diego.
Eigentlich ist es mehr als verständlich, dass Hecking und Allofs zunächst abwarten wollen, wohin die Entwicklung des Teams in dieser Saison geht. Denn für ein weiteres Jahr ohne Europapokal ist Top-Verdiener Diego - laut „Kicker“ bekommt er beim VfL rund acht Millionen Euro ohne Prämien - einfach zu teuer. Selbst den dank Volkswagen alles andere als klammen Niedersachsen. „Wir reden dabei ja auch nicht über einen Jahresvertrag, sondern über zwei oder drei Jahre“, berichtete Allofs, der mehr als seine Vorgänger Felix Magath und Dieter Hoeneß auf die Sinnhaftigkeit von Ausgaben achtet.
Sollte sich in den kommenden Spielen aber eine erfolgreichere Saison für den VfL als in den vergangenen Jahren andeuten, könnte Diego sehr wohl auch in der kommenden Saison noch in Wolfsburg wirbeln. „Ich bevorzuge es, im Moment nichts dazu zu sagen“, meinte Diego übrigens selbst in der „Wolfsburger Allgemeinen Zeitung“ zur Aufregung um seine Person.