Wiederbelebter VfB - Stevens: „Blockade noch da“
Stuttgart (dpa) - Nach den Wiederbelebungsmaßnahmen von Daniel Ginczek packte VfB Stuttgarts Sportvorstand Robin Dutt seinen Trainer Huub Stevens am Nacken und nahm ihn in den Arm.
Dank des ersten Siegs seit mehr als drei Monaten macht sich beim schwäbischen Krisenverein im Überlebenskampf der Fußball-Bundesliga wieder vorsichtige Zuversicht breit. „Wir haben heute 50 000 Brocken fallen hören“, meinte Dutt nach dem mehr als glücklichen 3:1 (0:0) gegen Eintracht Frankfurt sichtlich erleichtert. „Alle haben diesen Sieg herbeigesehnt. Man sieht das ein oder andere Lächeln mehr.“
Frankfurts Trainer Thomas Schaaf hingegen war völlig bedient. „Das ist ein bisschen eine Never Ending Story“, haderte er nach dem Schock am Samstag. „Wir haben es mal wieder geschafft, aus einem kontrollierten Spiel ein unkontrolliertes zu machen.“ Oder wie es sein Torwart und Kapitän Kevin Trapp ausdrückte: „Es ist unfassbar, irgendwann fehlen einem die Worte. Stuttgart war schon mausetot.“
Mehr als 60 Minuten boten die nach neun sieglosen Partien verunsicherten Stuttgarter Fußball auf unterstem Niveau. Die Eintracht war giftiger, zweikampfstärker und ging mit dem achten Saisontor von Haris Seferovic (51. Minute) auch in Führung. Anstatt jedoch auf das zweite Tor zu drängen, erlaubte sich die Hintermannschaft der Hessen kaum nachvollziehbare Nachlässigkeiten.
Ginczek mit seinen beiden ersten VfB-Treffern (63./66.) und Alexandru Maxim (80.) bescherten dem VfB den ersten Dreier seit dem 1:0 am 16. Dezember beim Hamburger SV. Es war zugleich erst der zweite Heimsieg der Schwaben seit dem 1:0 am 6. Spieltag gegen Hannover 96. „Ich wusste nach so vielen Monaten gar nicht mehr, wie Jubeln geht“, meinte Ginczek, der nach einem Kreuzbandriss lange um den Anschluss kämpfen musste, schmunzelnd.
Nach den Diskussionen um seine Zukunft als VfB-Trainer wirkte Stevens ungerührt. Er reagierte, wie man es erwarten konnte: nüchtern und sachlich. „Wir sind glücklich, dass wir drei Punkte eingefahren haben“, resümierte der Niederländer. „Die Mannschaft hat viel Moral gezeigt und ist zurückgekommen. Ein großes Kompliment dafür. Aber es sind trotzdem nur drei Punkte und nicht mehr.“
Stevens ärgerten die vielen Fehler des Tabellenletzten. Zugleich hatte er teils Verständnis. „Man konnte sehen, was Druck mit Menschen macht“, beschrieb Stevens die vielen gehemmt und fahrig agierenden VfB-Akteure. Von einem Befreiungsschlag will Stevens nichts wissen: „Ich denke, die Blockade ist noch immer da.“
Auch Christian Gentner wollte nach „60 düsteren Minuten“ nichts von großer Erleichterung wissen. „Wir haben keinen großen Schritt in der Tabelle gemacht“, sagte der Kapitän des VfB. „Es ist wichtig dranzubleiben und weiter Druck auszuüben.“ Zwei Punkte Rückstand haben die Schwaben nun auf den rettenden 15. Rang.
Dutt bewertete den fünften Saisonsieg auch als Bestätigung seines besonnenen Handelns - nicht nur in der zuvor heiß diskutierten Trainerfrage. „Die Situation ist nicht spurlos an uns vorübergegangen. Die Strategie nicht draufzuhauen hat geholfen. Der Sieg darf uns ruhig einen Push geben“, sagte Dutt. Gegen den VfL Wolfsburg nach der Länderspielpause wird dieser auch nötig sein.