Lebenszeichen von Paderborn - „nicht angst und bange“
Paderborn (dpa) - Mit der Leistungskurve ging es aufwärts, in der Tabelle weiter bergab. Trotz einer kampfstarken Vorstellung beim 0:0 gegen 1899 Hoffenheim rangiert der SC Paderborn erstmals seit seinem Bundesliga-Aufstieg auf einem direkten Abstiegsplatz.
Beim Blick auf die anderen Ergebnisse des 26. Spieltages verfinsterten sich die Mienen der Ostwestfalen: „Endlich mal wieder ein Spiel, in dem man sieht, dass Paderborn noch nicht tot ist - und dann gewinnen die anderen auch noch“, klagte Einwechselspieler Süleyman Koc.
Das 2:0 des bisherigen Vorletzten SC Freiburg über Augsburg vergrößerte in Paderborn die Not. Selbst der letzte Tabellenplatz liegt nach dem Erfolg von Schlusslicht Stuttgart über Frankfurt (3:1) nur noch einen Punkt entfernt. Im Gegensatz zu Koc ging Trainer André Breitenreiter mit keiner Silbe auf die anderen Ergebnisse ein und wertete die Partie gegen die schwachen Hoffenheimer als Lebenszeichen: „Ich habe meiner Mannschaft gesagt, dass sie sehr stolz auf sich sein kann. Sie hat eine super Reaktion gezeigt.“
Bei aller Zuversicht des Fußball-Lehrers verheißt die bisherige Rückrundenbilanz wenig Gutes. Kein Team schoss weniger Tore als Paderborn (2), kein Team kassierte mehr Gegentreffer (24). In acht der neun Partien blieb der SC ohne eigenen Treffer. Nicht zuletzt deshalb hatte Breitenreiter vor der Partie gegen 1899 die freien Tage für seine Profis gestrichen und im Vergleich zur schwachen Vorstellung in Frankfurt (0:4) gleich sechs Neue in die Startelf beordert. Zur Erleichterung des Trainers zeigten diese Maßnahmen Wirkung: „Nach solch einer turbulenten Woche eine solche Leistung meiner Mannschaft zu sehen - da ist mir nicht angst und bange.“
Unbestrittene Fortschritte gab es in der Defensive. Doch die Chancenverwertung blieb auf dem Level eines Abstiegskandidaten. Trotz Überzahl in den letzten 25 Minuten nach der Ampelkarte für den Hoffenheimer Verteidiger Ermin Bicakcic (65.) müssen die SC-Fans weiter auf das erste Heimtor ihres Teams in der Rückrunde warten. Doch Breitenreiter sieht Licht am Ende des Tunnels: „Ich bin überzeugt, dass schon bald der Ball wieder im Netz zappeln und die Brust dann wieder breiter wird.“
Dass der SC nicht doch noch für eine engagierte Leistung beloht wurde, lag an Gäste-Keeper Oliver Baumann. Das veranlasste Trainer Markus Gisdol zu einem Extralob für den Schlussmann: „Oli hat uns mit tollen Paraden in der Schlussphase im Spiel gehalten.“ Für eine Mannschaft mit Europacup-Ambitionen war sein Team jedoch zu harmlos. Der Coach sah sich für seine Einschätzung vor der Partie bestätigt: „Ich habe nicht umsonst vor Paderborn gewarnt. Es ist schwer bei der Paderborner Spielweise, Struktur ins Spiel zu bringen.“
Der Platzverweis für Bicakcic brachte sein Team mächtig ins Wanken. Der Abwehrspieler war sich jedoch keiner Schuld bewusst. „Das ist ein Witz, ich bin richtig angefressen“, kommentierte er die Entscheidung von Referee Markus Schmidt, ihm nach wiederholtem Foulspiel Gelb-Rot zu zeigen. Gisdol hielt sich mit einer Bewertung der Entscheidung zurück. „Der Platzverweis hat uns natürlich nicht in die Karten gespielt. So muss man nach dem Spielverlauf von einem Punktgewinn sprechen.“