Wiederholungstäter: Trainer außer Rand und Band

Hannover (dpa) - Der Deutsche Fußball-Bund nimmt den nächsten Trainer-Wüterich ins Visier. Nach den Verbalattacken von Freiburg ermittelt der Kontrollausschuss jetzt erstmals auch gegen den in der Bundesliga bislang unbescholtenen Nürnberg-Coach Gertjan Verbeek.

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Längst sind die Trainer-Akten des DFB-Sportgerichts mit Namen wie Jürgen Klopp, Christian Streich, Thomas Tuchel und Torsten Lieberknecht prall gefüllt.

Gegen Braunschweigs Lieberknecht wurde ein weiteres Verfahren eingeleitet, weil er am Samstag in Leverkusen zum dritten Mal in dieser Saison auf die Tribüne verbannt worden war. „Wenn ich eine Strafe bekommen sollte, wäre das ein großer Witz“, wetterte Lieberknecht schon vor Beginn der Ermittlungen.

Verbeek dagegen ist für die DFB-Ermittler ein Ersttäter. Bei der 2:3-Niederlage beim SC Freiburg war der Niederländer nicht nur mit seinem emotionalen Kollegen Christian Streich aneinandergeraten, sondern hatte zudem Schiedsrichter Jochen Drees als „zwölften Mann“ der Gastgeber bezeichnet. Deshalb droht ihm nun Ärger.

Keine Strafe muss Verbeek indes wegen des Trainer-Dramas fürchten, das er und Streich bei dem Spiel aufgeführt hatten. „Das ist unverschämt, brutal und respektlos“, beschrieb der Nürnberger Fußballlehrer Streichs Verhalten. „Das ist für mich kein Kollege.“ Sein Freiburger Widerpart wies alle Vorwürfe empört zurück.

Im Hochdruck-Geschäft Bundesliga hat so mancher Trainer oft Mühe, seine Gefühlswelt im Zaum zu halten. Streichs wilde Tänze an der Linie und Schimpftiraden gegen Schiedsrichter haben ihm schon mehrere Geldstrafen beschert. Trotzdem fühlt er sich wie die meisten seiner Kollegen ungerecht behandelt. „Unglaublich, so eine Unterstellung. Das ist völliger Wahnsinn, so was zu sagen“, sagte Streich zu Verbeeks heftiger Kritik an seinem Verhalten.

Als Prototyp des Wüterichs gilt Borussia Dortmunds Coach Klopp. 58 000 Euro Bußgeld musste er bereits an den DFB bezahlen. Erst Mitte März waren 10 000 Euro hinzugekommen, nachdem er im Heimspiel gegen Mönchengladbach auf die Tribüne geschickt wurde. „Ich bin in meinem Leben oft zu Recht bestraft worden. Diesmal nicht“, kommentierte er seinen Ausraster. „Ich habe nur gerufen 'Und da pfeifst du nicht?'. Allerdings mit meinem inzwischen weltbekannten Gesichtsausdruck.“

Dass die verbalen Ausraster nicht nur mit wachsender Anspannung im Abstiegskampf zu erklären sind, wird auch bei Thomas Tuchel deutlich. Er schwebte mit Mainz 05 eher selten in ernsthafter Abstiegsgefahr. Stattdessen spielt seine Mannschaft um den Einzug in die Europa League, er selbst gilt als einer der begehrtesten Trainer der Liga. Trotzdem wurde er vom DFB schon mehrfach zur Kasse gebeten, seine emotionalen Ausbrüche sind vielen Schiedsrichtern ein Graus.

„Wenn man von einem Innenverteidiger alle Fouls aus einem Jahr zusammen schneidet, dann entsteht auch das Bild von einem ständigen Rotsünder, selbst wenn der Spieler nie eine Gelbe Karte sieht“, sagte Tuchel: „So ähnlich ist das auch bei mir.“

Selbst wenn sie sich meist zu Unrecht bestraft fühlen, die Trainer-Wüteriche bescheren dem DFB-Sportgericht regelmäßig Arbeit. Im Falle einer möglichen Geldstrafe hat zumindest der Braunschweiger Lieberknecht bereits vorgesorgt. „Wenn sie kommt, entscheide ich, wo das Geld hinfließt“, polterte er am Samstag. Irrtum: Dieser Beschluss bleibt weiter Sache des DFB-Präsidiums.