VW-Rückendeckung Wolfsburg-Coach Ismaël kämpft gegen die „Scharfschützen“
La Manga del Mar Menor (dpa) - Trotz äußerlich bester Bedingungen bei 20 Grad und wolkenlosem Himmel schaute Valérien Ismaël nach der Landung in Murcia mürrisch. Der Trainer des VfL Wolfsburg - der stark unter Druck steht - geht geradezu verbissen das Wintertrainingslager im südspanischen La Manga del Mar Menor an.
Nach der ersten Einheit in der südspanischen Sonne am Nachmittag redete Ismaël minutenlang intensiv auf seine Assistenten ein und forderte anschließend von seinen Spielern bedingungslosen Einsatz. „Ich erwarte, dass jeder an sein Limit geht“, sagte der 41-Jährige und kündigte ein intensives Programm für die Woche in La Manga an: drei Einheiten pro Tag, um 7.00 Uhr aufstehen.
„Er war von Beginn an sehr fokussiert und hat einen klaren Plan“, sagte Kapitän Benaglio über den Coach, der eigentlich gar nicht mehr da sein sollte, dann aber doch noch dafür sorgen konnte, das ursprünglich in Florida geplante Trainingslager nach Spanien zu verlegen. Auch der Aufsichtsrat des VW-Clubs sah sich noch einmal bemüßigt, Ismaël und dem jungen Manager Olaf Rebbe den Rücken zu stärken. „Wie schon im letzten Jahr deutlich gemacht - Valerien Ismaël hat, wie geplant, das Training mit der Mannschaft aufgenommen“, sagte VW-Kommunikationschef und VfL-Aufsichtsrat Hans-Gerd Bode der Deutschen Presse-Agentur.
Bode war es aber auch, der im Dezember ein Treffen mit dem vermeintlichen Wunschkandidaten David Wagner vom englischen Zweitligisten Huddersfield bestätigt hatte. Nachdem dieser dann abgesagt hatte, war vor allem VW um Darstellungen bemüht, so weit sei man mit Wagner gar nicht gewesen.
Ismaëls Team gewann derweil etwas überraschend die Spiele gegen Frankfurt und Mönchengladbach. Auch deshalb dufte der Ex-Profi bleiben, gilt seit der Absage von Wagner in der Öffentlichkeit aber nur noch als Notlösung. Ismaël weiß das. „Ich weiß, dass die Scharfschützen schon um die Ecke sind“, sagte der 41-Jährige etwas nebulös bereits am Dienstag beim Trainingsauftakt.
Bei VW ist der man derzeit vor allem um Ruhe bemüht. Wohl auch deshalb lobte Bode Ismaël nun noch einmal dafür, zusammen mit dem erst 38 Jahre alten Rebbe „in der Weihnachtswoche wichtige personelle Entscheidungen getroffen und den Kader verändert“ zu haben.
Das Millionen-Missverständnis Julian Draxler ist weg, ein Teil der 42 Millionen Euro Ablöse von Paris St. Germain könnte demnächst für den französischen Flügelspieler Paul-Georges Ntep ausgegeben werden. „Ein sehr, sehr interessanter Spieler“, bemerkte Ismaël. Rund fünf Millionen Euro sind als Ablöse an Stade Rennes im Gespräch. Nach dpa-Informationen sind die Verhandlungen allerdings noch nicht so weit fortgeschritten, wie verschiedene Medien es berichteten. Ob Ntep noch ins Trainingslager nachkommt, ist unklar.
Im Niederländer Riechedly Bazoer und dem nigerianischen Talent Victor Osimhen hat der VfL bereits zwei neue Spieler in Spanien mit dabei. Bode bestätigte, dass bis Ende Januar noch weitere Veränderungen anstehen: „Olaf Rebbe und Valerien Ismael haben wenig Pause gehabt die letzten Wochen und werden die auch künftig nicht haben.“
Luiz Gustavo - zuletzt nur noch Ersatz - steht wohl vor dem Absprung. Zuletzt wurde über Inter Mailand und China als künftige Beschäftigungsorte für den Brasilianer berichtet, der zunächst aber mitgeflogen ist ins Trainingslager. Zunächst nicht dabei sind Maximilian Arnold (Knieprobleme), Christian Träsch (private Gründe) und Josip Brekalo (krank). arnold soll nach einer Untersuchung nachreisen, die beiden anderen Profis kommen ebenfalls möglicherweise später nach.
Beim erkrankten Philipp Wollscheid ist dies eher unwahrscheinlich. Er war ohnehin nicht mehr für das Trainingslager vorgesehen. Der VfL verhandelt mit Stoke City über ein vorzeitiges Ende des Leihgeschäftes.
Mit dabei sind dagegen die verletzten Marcel Schäfer und Daniel Didavi. Beide fehlten am Nachmittag beim ersten Training bei 20 Grad in Spanien und absolvierten ein individuelles Programm. der erkrankte Jakub Blaszczykowski setzte ebenfalls aus. Dafür trainierte der zuletzt angeschlagene Ricardo Rodriguez erstmals in diesem Jahr wieder mit dem Team.
Die Wolfsburger bleiben bis zum 11. Januar in La Manga. Der VfL will unter anderem vier Testspiele absolvieren, bevor er am 11. Januar zurückreist.„Unser oberstes Ziel ist die Mannschaft und damit das gesamte Team so zu stärken, dass wir aufbauend auf den Ergebnissen der letzten Spiele weiterhin Punkt für Punkt sammeln“, sagte Bode. Die Ausführungen lassen die Schlussfolgerung zu, dass es mit der Rückendeckung von VW auch schnell wieder vorbei sein kann, sollten die gewünschten Zähler zum Punktspiel-Auftakt Ende Januar gegen den Hamburger SV und den FC Augsburg nicht geholt werden. „Die Lage bleibt ernst“, erkannte Ismaël selbst.