Ismaël übernimmt vorerst Wolfsburgs „King“ gestürzt - Hecking erstmals beurlaubt

Wolfsburg (dpa) - 2015 war er noch der „King“ von Wolfsburg - ein Jahr später hat es nun auch Dieter Hecking erwischt. Der Trainer des Jahres 2015 ist nur 506 Tage nach seinem persönlich größten Triumph zum ersten Mal in seiner Karriere als Bundesligacoach beurlaubt worden.

Foto: dpa

Der im Jahr 2016 bitter enttäuschende VfL Wolfsburg sprach von einer „einvernehmlichen Trennung“. „Menschlich tut mir dieser Schritt sehr leid“, verkündete Sportchef Klaus Allofs. Noch am Abend zuvor hatte Allofs nach dem 0:1 gegen Aufsteiger RB Leipzig eine Trennung als „Mangel an anderen Ideen“ bezeichnet. Gleichzeitig hatte er Hecking offiziell infrage gestellt und einen Tag später seine Ideenlosigkeit mit der Beurlaubung kundgetan: „Nach den zuletzt enttäuschenden Leistungen sind wir zu der Entscheidung gekommen, durch einen Wechsel auf der Cheftrainerposition dem Team neue Impulse zu geben.“

Zunächst soll der bisherige Coach des Wolfsburger Regionalligateams, Valérien Ismaël, den Bundesliga-14. auf die Partie am Samstag beim SV Darmstadt 98 vorbereiten. Der frühere Profi von Werder Bremen und Bayern München ist ein Allofs-Zögling. 2003 hatte ihn Allofs als Bremer Manager in die Bundesliga und 2013 als Trainer der VfL-U23 nach Wolfsburg geholt. Am Dienstag (15.30 Uhr) leitet Ismaël erstmals das Training der VfL-Profis.

„Ich hätte gerne mit der Mannschaft weitergearbeitet und sie wieder in die Erfolgsspur zurückgeführt, respektiere aber die Entscheidung des Clubs“, sagte Hecking. Lange sah es so aus, als könnten er und Allofs, der den Coach kurz vor Weihnachten 2012 aus Nürnberg geholt hatte, den VfL endlich die dringend gewünschte Kontinuität und gleichzeitig Erfolg bescheren. Platz elf 2013, Platz fünf 2014, Vizemeisterschaft und Pokalsieg 2015 - lange ging es bergauf.

„Wir haben in den intensiven fast vier Jahren eng und erfolgreich zusammengearbeitet, mit dem Gewinn des DFB-Pokals und der Vize-Meisterschaft 2015 als Höhepunkt einer bis dahin kontinuierlich nach oben führenden Entwicklung“, befand Allofs, der sich nicht nur beim Pokalsieg im Mai 2015 mit Hecking glückselig in den Armen gelegen hatte. Hecking trug damals ein Baseball-Cap mit der Aufschrift „King“.

2016 folgte der Absturz, nachdem Deutschlands Fußballer des Jahres Kevin De Bruyne 2015 für die Rekordsumme von 75 Millionen Euro zu Manchester City verkauft worden war. Nach dem Aus im Viertelfinale der Champions League gegen Real Madrid funktionierte vieles nicht mehr. Saisonübergreifend holten die Niedersachsen gerade einmal 25 Punkte aus 24 Spielen - abstiegsreif. Die vergangenen Saison beendete der VW-Club mit Ach und Krach auf Platz acht.

Auf die katastrophale Rückrunde der vergangenen Saison hatte Allofs noch mit einen Kaderumbau im Sommer reagiert. Namhafte, aber schwer enttäuschende Spieler wie Max Kruse, André Schürrle und Dante verließen unter anderem den Club. Dafür kam in Nationalspieler Mario Gomes für sieben Millionen ein großer Name, der aber in dieser Saison noch ohne Torerfolg ist. Insgesamt investierte Wolfsburg 42 Millionen Euro für acht neue Spieler.

Doch auch in dieser Spielzeit läuft der Club der Erwartungshaltung von Eigner Volkswagen deutlich hinterher. Mit nur sechs Punkten aus sieben Spielen ist der VfL nur Tabellen-14. Beim 0:1 am Sonntag gegen Leipzig hatte es erste „Hecking-raus“-Rufe gegeben. Allofs versagte seinem einstigen Erfolgscoach nun die Rückendeckung und beurlaubte erstmals in seiner Managerkarriere einen Trainer. Bereits am Sonntagabend hatte er die Richtung vorgegeben, als er den 52 Jahre alten Hecking offiziell infrage gestellt hatte.

„Wir wollen uns erstmal zusammensetzen und diskutieren und dann hoffentlich zu der richtigen Entscheidung kommen“, hatte Allofs gesagt. Diese aus VfL-Sicht richtige Entscheidung folgte im Anschluss an die Trainingseinheit am Montagmorgen, die Hecking noch leitete. Nach übereinstimmenden Medienangaben gab es ein Treffen der Geschäftsführung um Allofs mit dem von VW dominierten Aufsichtsrat. Dabei sei die Entscheidung gegen Hecking gefallen.