„Zu lieb“: VfB-Coach Veh fahndet nach Führungskräften

Stuttgart (dpa) - Nach dem Fruststart leitete Armin Veh beim VfB Stuttgart die Fahndung nach Führungskräften ein. „Es soll keine Drecksau sein, sondern ein Leader“, umriss der 53-Jährige das Anforderungsprofil an einen Antreiber, der eine Mannschaft mitreißen kann.

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Der VfB verfüge jedenfalls nicht über diesen einen Spieler, der auch für den emotionalen Unterschied auf dem Rasen sorge. „Wir müssen es als Team machen.“ Die Schwaben seien in manchen Bereichen „zu lieb“, diagnostizierte Veh. „Wir sind in einigen Belangen zu grün.“

Kaltblütig im Abschluss, clever in der Rückwärtsbewegung - Aufsteiger 1. FC Köln führte den Stuttgartern schon am 2. Spieltag in der Fußball-Bundesliga ihre Defizite vor Augen. Yuya Osako (22. Minute) mit seinem ersten Bundesligator und Anthony Ujah (33.) nach einem schwerwiegenden Fehler von Jung-Nationalspieler Antonio Rüdiger sorgten beim 2:0 (2:0) für schwäbische Tristesse.

„Wenn wir nicht lernen, klüger zu sein und im letzten Drittel konsequenter zu sein, wird es eine ähnlich schwere Saison wie letztes Jahr“, mutmaßte Veh, der sich seine Heimpremiere glücklicher ausgemalt hatte. Sein Fazit fiel trotz höherer Spielanteile ernüchternd aus. „Wir haben nicht die Stärke, wie viele meinen“, analysierte der Coach, der den Aufbau einer echten Mannschaft als langwierigen Prozess sieht. „Vielleicht können wir damit auch schwer leben, dass wir paarmal Meister geworden sind.“ Anspruch und Wirklichkeit klaffen beim Fast-Absteiger der vergangenen Saison in schöner Regelmäßigkeit auseinander.

„Das war ernüchternd, die Situation ist frustrierend“, fasste Mittelfeldspieler Martin Harnik die Stimmung beim fünfmaligen Champion zusammen. „Wir sind auf der ganzen Linie enttäuscht.“ Harnik bemängelte vor allem die fehlende Kreativität und Konstruktivität in der Offensive. „Es kann nicht sein, dass wir 90 Minuten nach vorne nichts auf die Reihe bekommen“, stöhnte er. „Das ist eine schwierige Situation für alle“, meinte Harnik zum Pfeifkonzert der Fans.

Nach dem Vier-Punkte-Start resümierte Kölns Trainer Peter Stöger dagegen zufrieden: „Wir sind konkurrenzfähig.“ Verteidiger Dominic Maroh meinte stolz: „Uns läuft keiner weg, uns dribbelt keiner aus und schwindelig hat uns auch noch keiner gespielt.“

Alarmiert zeigte sich Stuttgarts Kapitän Christian Gentner nach der ideenlosen Vorstellung des willigen VfB noch nicht. Von Sorge wollte er nicht sprechen. „Wir sind von diesen drei Punkten fest ausgegangen. Ob uns das zurückwirft, wird sich im Laufe der nächsten Wochen zeigen“, meinte er. „Es warten schwierige Spiele auf uns im Laufe der Saison. Da müssen wir uns beweisen, da dürfen wir uns nicht verstecken.“

Wie denn auch?! Nach der Länderspielpause muss der VfB versuchen, beim FC Bayern München den Fehlstart nach nur einem Punkt aus den ersten beiden Partien abzuwenden. Von einer geregelten Vorbereitung aufgrund zahlreicher Abstellungen kann aber auch für Veh keine Rede sein. „Wie soll ich mit zehn Mann trainieren, wenn zwölf unterwegs sind?“, wollte er wissen.