Bundestrainer Löw gibt vorläufigen WM-Kader bekannt
Frankfurt/Main (dpa) - Joachim Löw wird um 12.30 Uhr den vorläufigen Kader der deutschen Nationalmannschaft für die Fußball-WM bekanntgeben.
Es wird erwartet, dass der Bundestrainer in der Frankfurter DFB-Zentrale ein großes Aufgebot von bis zu 30 Akteuren für die Vorbereitung auf das am 12. Juni beginnende Turnier in Brasilien präsentiert.
Löw muss erst am 2. Juni und damit nach dem Trainingslager in Südtirol die endgültigen 23 deutschen WM-Spieler an den Weltverband FIFA melden. Die meisten Akteure dürften Bayern München und Borussia Dortmund stellen. Bei seinen bisherigen Turnier-Nominierungen hat der 54 Jahre alte Löw stets mit Überraschungen aufgewartet.
Die Handys sind auf Empfang. Angespannt wird Deutschlands Kicker-Elite vor der öffentlichen Bekanntgabe des vorläufigen WM-Kaders einem Anruf des Bundestrainers entgegenfiebern.
„Die WM in Brasilien ist ein einmaliges Erlebnis. Da will jeder dabei sein“, berichtete der Dortmunder Marco Reus, der zu den rund 20 Nationalspielern wie Kapitän Philipp Lahm oder Spielmacher Mesut Özil zählt, die keine Schreckensbotschaft befürchten müssen.
„Ich bin gespannt, wie alle anderen auch“, äußerte dagegen der Gladbacher Max Kruse, der sich seiner Nominierung am Donnerstag nicht hundertprozentig sicher sein kann. „Schauen wir einfach mal, was der Bundestrainer für Ideen hat“, sagte der zuletzt wieder formstarke Angreifer, der wie die Dortmunder Roman Weidenfeller und Kevin Großkreutz oder Schalkes Julian Draxler guten Mutes auf eine Nominierung und auch das Brasilien-Ticket hofft.
Joachim Löw wäre aber nicht Joachim Löw, wenn er nicht auch vor seinem vierten großen Turnier als Chefcoach mit Überraschungen aufwarten würde. Wenn der 54-Jährige in der DFB-Zentrale das Geheimnis um die bis zu 30 Namen auf seiner vorläufigen WM-Liste lüften wird, hat er gemeinsam mit seinen Assistenten „die schwerste Aufgabe“ schon hinter sich, nämlich Telefonate mit gestrichenen Akteuren. „Die Entscheidungen müssen getroffen werden, klar. Aber das sind natürlich auch Momente, die mir nahe gehen“, weiß der Bundestrainer von früheren Turnieren.
Über die größten Härtefälle und größten Fragezeichen für Brasilien wie die in der WM-Saison lange oder andauernd verletzten Sami Khedira (Kreuzbandriss), Miroslav Klose oder auch Mario Gomez wird Löw aber wohl erst am Ende des Trainingslagers in Südtirol (21. bis 31. Mai) abschließend entscheiden. Schließlich muss der 54-Jährige erst am Tag nach dem Testspiel gegen Kamerun am 1. Juni in Mönchengladbach dem Weltverband (FIFA) die endgültigen 23 deutschen WM-Spieler melden.
Löw, der mit seinem Trainerstab am Mittwoch zu letzten Beratungen in einem Frankfurter Hotel zusammenkam, möchte offenbar einigen etablierten Kräften über Khedira, Klose und Gomez hinaus die Chance eröffnen, in der Vorbereitung die nötige Fitness für die von ihm erwartete „WM der Strapazen“ zu erarbeiten. René Adler, Benedikt Höwedes, Marcell Jansen, Sidney Sam, Sven Bender - die Liste der Streichkandidaten ohne Form und/oder Fitness ist trotzdem lang.
Löw steckt in einer Zwickmühle. Wie sehr weicht er seine ursprünglichen Nominierungskriterien auf? Wie vielen Sorgenkindern gesteht er - zumindest für die Vorbereitung - einen Sonderstatus zu? „Spieler, die Rhythmus und Erfolge haben, kommen mit einem ganz anderen Gefühl zum Turnier“, sagte der Bundestrainer selbst. Khedira, Klose oder Gomez erfüllen dieses Kriterium zwar nicht, sind aber Spezialfälle. Khedira hat alles nach seinem Kreuzbandriss getan und biete als Führungsspieler zudem einen Mehrwert für das Team, betonte Löw. Und vorne braucht der Bundestrainer einen echten Torjäger.
Erwartet wird auch, dass Löw wie bei früheren Turnieren mit jungen, aufstrebenden Talenten wie Marko Marin 2008 oder Julian Draxler 2012 wieder für einen Schuss Aufbruchstimmung im Kader sorgt. Druck machen lautet die Vorgabe an unbekümmerte Youngster, auch wenn weder Marin noch Draxler es bei den jeweiligen EM-Turnieren in den 23-Mann-Kader schafften. Der Schalker Max Meyer (18), Wolfsburgs Maximilian Arnold (19) oder der Hoffenheimer Kevin Volland (21) werden diesmal als mögliche Überraschungen gehandelt, nachdem im Länderspiel gegen Chile (1:0) bereits der Freiburger Matthias Ginter (20) debütieren durfte.
Zumal Löw am Donnerstag viele, viele Namen nennen muss, da er im ersten von drei WM-Testspielen am kommenden Dienstag in Hamburg gegen Polen ohne das Gros seiner vorgesehenen Brasilien-Fahrer antreten muss. Die Akteure von Bayern München (Lahm, Schweinsteiger, Neuer, Müller, Kroos, Götze, Boateng) und Borussia Dortmund (Reus, Hummels, Schmelzer, Weidenfeller, Großkreutz), die das Gros für Brasilien stellen, fehlen wegen des Pokalendspiels am 17. Mai in Berlin. Auch im Ausland beschäftigte Fixkräfte wie das Arsenal-Trio Mertesacker, Özil und Podolski stehen erst zum Trainingslager zur Verfügung.