BVB-Erfolg bringt Löw in Zugzwang
Barcelona (dpa) - Die USA-Reise der Fußball-Nationalmannschaft wird für Joachim Löw zu einer kniffligen sportlichen Mission.
Nach dem Einzug von Borussia Dortmund ins Champions-League-Finale steht der Bundestrainer vor einer haarigen Kaderzusammenstellung für die Länderspiele am 29. Mai in Boca Raton gegen Ecuador und am 2. Juni in Washington gegen das US-Team von Jürgen Klinsmann. Denn es zeichnet sich eine Reisegruppe ohne die Spieler von Bayern München, Borussia Dortmund sowie Mesut Özil und Sami Khedira von Real Madrid ab. Die Nominierung soll nach DFB-Angaben am 16. Mai erfolgen.
Die insgesamt acht aktuellen Auswahlspieler des FC Bayern werden auf jeden Fall komplett fehlen, da sie am 1. Juni in Berlin noch das DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart bestreiten. Die Option, die sechs BVB-Akteure nach dem Königsklassen-Endspiel am 25. Mai in London für eines oder beide Länderspiele nach Nordamerika nachkommen zu lassen, ist mehr als vage. Die Stammkräfte Özil und Khedira stehen trotz des Halbfinal-Ausscheidens mit Real in der Königsklasse gegen Dortmund nicht zur Verfügung, weil die Meisterschaft in Spanien erst am 1. Juni endet.
Löw wird demnach am 22. Mai mit einer zweiten Garde nach Miami aufbrechen müssen, die angeführt werden dürfte von etablierten Profis wie Lukas Podolski und Per Mertesacker (beide FC Arsenal), den Schalkern Benedikt Höwedes und Julian Draxler, den Leverkusenern Lars Bender und André Schürrle sowie dem Hamburger Trio René Adler, Heiko Westermann und Rückkehrer Marcell Jansen. Torjäger Miroslav Klose bestreitet am 26. Mai noch mit Lazio das italienische Pokalfinale gegen den Stadtrivalen AS Rom.
Angesichts des personellen Engpasses werden wohl einige Neulinge mit Perspektive Flugtickets in die USA ergattern. Als Kandidaten bieten sich etwa der Freiburger Max Kruse oder Innenverteidiger Philipp Wollscheid aus Leverkusen an. Auf Talente der U 21-Auswahl wie den schon in der A-Elf erprobten Lewis Holtby (Tottenham Hotspur) oder den Gladbacher Patrick Herrmann und Sebastian Jung von Eintracht Frankfurt kann Löw dagegen nicht zurückgreifen, weil das Juniorenteam dann mitten in der Vorbereitung auf die Europameisterschaft vom 5. bis 18. Juni in Israel steckt.
Der Bundestrainer hatte die Problematik des US-Reisetermins frühzeitig bewusst einkalkuliert. „Das war genauso geplant, trotz des Risikos, dass einige Spieler nicht dabei sein können“, so Löw zu Jahresbeginn. Für ihn hatte „oberste Priorität“, dass die beiden Länderspiele nicht erst im Juni zur offiziellen Abstellungsperiode für Nationalspieler stattfinden. Löw hat bereits die WM 2014 in Brasilien im Blick, wie er in einem dpa-Interview erläutert hatte: „Wichtig ist, dass die Spieler ein paar Wochen Urlaub haben und dann eine lange, zusammenhängende Vorbereitung, um für ein hartes Turnier am Ende der kommenden Saison die richtige Basis zu schaffen.“