1:0 in Lille: Bayern in Champions League wieder im Soll (mit Video)

Lille (dpa) - Bundesliga-Dominator FC Bayern München ist auch in der Champions League wieder auf Erfolgskurs. Der deutsche Fußball-Rekordchampion meisterte seine erste Drucksituation der Saison mit einem weitgehend kontrolliert herausgespielten 1:0 (1:0) beim Punktelieferanten OSC Lille.

Beim zweiten Sieg im dritten Gruppenspiel fanden die Bayern fünf Monate nach der Finalniederlage gegen den FC Chelsea auch ihr Elfmeterglück in Europas Königsklasse wieder: Thomas Müller traf nach Foul an Kapitän Philipp Lahm vor 45 259 Zuschauern im Grand Stade Métropole in der 20. Minute eiskalt vom Punkt. Zur Halbzeit der Gruppenphase liegen die Bayern wieder im Soll - und dank sechs Zählern mit Borissow und Valencia gleichauf.

„Das war ein Arbeitssieg, aber auch solche Spiele muss man gewinnen“, resümierte Trainer Jupp Heynckes. „Meine Mannschaft hat gefightet und den Fight verdient gewonnen.“ Dass die Münchner die spielerische Eleganz gegen einen schwachen Gegner vermissen ließen, führte der Coach auf die anstrengenden vergangenen Wochen zurück. „Aber man muss auch mit einer solchen Leistung zufrieden sein.“ Auch Matchwinner Müller unterstrich: „Auswärts muss man erstmal gewinnen.“

Nach dem unerwarteten Dämpfer vor drei Wochen in Borissow hatte der Trainer seine derzeit in der Liga konkurrenzlosen Rekord-Bayern aufgefordert, nun auch „international eine Duftmarke zu setzen“. Dafür stellte er seine Mannschaft im Vergleich zum jüngsten 5:0 bei Fortuna Düsseldorf auf einer Position um: Für Luiz Gustavo rückte Neuzugang Javi Martinez ins defensive Mittelfeld. „Er war in der ersten Halbzeit zu passiv, hat in der zweiten aber ein gutes Spiel gemacht“, lobte Heynckes den 40-Millionen-Euro-Mann.

Mit dem Selbstvertrauen aus acht Siegen in acht Liga-Spielen übernahmen die Münchner von Beginn an die Initiative, gegen die arg ersatzgeschwächten Franzosen wurde der Qualitätsunterschied zwischen dem Vorjahresfinalisten und den jungen Gastgebern schnell deutlich. Der deutsche Rekordmeister zog geduldig sein Spiel auf, vor allem über „Rückkehrer“ Ribéry trieben die Gäste den Ball nach vorne.

Der nur gut 100 Kilometer entfernt aufgewachsene Dribbelkünstler, der als Teenager einst in der Jugendabteilung des OSC Lille für zu klein befunden wurde, war von seinem Gegenspieler Djibril Sidibé fast nur mit Fouls zu stoppen. In der personell arg geschwächten Abwehrreihe war der 20-jährige Sidibé der unerfahrendste Akteur - und wäre in seinem zweiten Champions-League-Spiel nach zwei Fouls beinahe schon vor der Pause mit Gelb-Rot vom Platz geflogen.

Symptomatisch für die ersten 45 Minuten fiel der Führungstreffer: Lucas Digne vertändelte gegen Lahm zunächst den Ball und brachte den Bayern-Kapitän danach unbeholfen im Strafraum mit einem Schubser zu Fall. Den Foulelfmeter verwandelte Müller cool und durfte damit gewissermaßen in dreifacher Hinsicht jubeln: Erstens über die Führung, zweitens über seinen ersten Treffer in der Champions League seit dem vermaledeiten Vorjahresfinale und drittens darüber, dass die Bayern wieder einen sicheren Elfmeterschützen zu haben scheinen. In der Königsklasse hatten in den vergangenen Partien Arjen Robben (im Finale) und Mario Mandzukic (gegen Valencia) verschossen.

Apropos Robben: Der Niederländer fehlt nach wie vor wegen einer Oberschenkelblessur und sorgte kurz vor dem Auftritt seiner Kollegen in Frankreich für Aufsehen. In einem Interview mit dem TV-Sender NOS kokettierte der Nationalspieler mit dem Karriereende („Manchmal ist es einfach schwer und dann denke ich: Lasst mich, ich hänge meine Fußballschuhe an den Nagel und höre auf.“), Sportchef Matthias Sammer stellte aber klar: „Da ist überhaupt nichts dran, das ist Quatsch.“ „Das darf man doch nicht ernst nehmen“, meinte dazu Heynckes.

Ribéry blieb in dieser Saison ebenfalls von kleinen Verletzungen nicht verschont und auch in Lille musste der 29-Jährige angeschlagen in der Pause in der Kabine bleiben. Etliche Fouls in der ersten Halbzeit setzten seinem unspektakulären Auftritt ein Ende. Ersten Diagnosen zufolge musste Ribéry wegen einer Muskelverhärtung passen.

Nach dem Seitenwechsel wurde die Partie ruppiger, spielerische Höhepunkte blieben weitgehend aus. Der OSC, der am 7. November zum Rückspiel nach München reist, fand besser ins Spiel und profitierte auch von der Unentschlossenheit der Bayern in der Offensive. Dass es vor dem Tor von Manuel Neuer gefährlich wurde, lag in der 78. Minute an einem Patzer von Dante, der dem gerade eingewechselten Ryan Mendes im Strafraum den Ball herschenkte, aber nicht bestraft wurde.