Ärgerliche Punktsieger: Bayern erden sich selbst
Neapel (dpa) - Das Gefühl des Punktsiegers mochte sich bei den Bayern auch nach Mitternacht beim Bankett nicht einstellen. „Mit sieben Punkten nach drei Spielen kann man zufrieden sein, wenngleich man sich ärgert nach so einem Spiel“, haderte Mario Gomez.
Und die Verärgerung der Münchner entzündete sich gar nicht so sehr an dem Laserangriff italienischer Tifosi auf den Elfmeter-Fehlschützen. „Der Laserpointer war da, aber ich muss nicht nach Ausreden suchen“, erklärte Gomez, der beim 1:1 (1:1) des deutschen Fußball-Rekordmeisters beim SSC Neapel die größte von vielen Münchner Torchancen versiebt hatte. Sein kläglich geschossener Handelfmeter landete in den Händen von SSC-Schlussmann Morgan de Sanctis (49. Minute). „Das tut mir leid für die Mannschaft“, entschuldigte sich der Torjäger bei den Kollegen.
Es war aber nicht der grün schimmernde Laser, dessen Einsatz Sportdirektor Christian Nerlinger als „Ding der Unmöglichkeit“ verurteilte, der die Münchner in Italien stoppen konnte. Und auch Neapel hat die „galaktischen Bayern“ (SSC-Coach Walter Mazzari) nicht geerdet - das übernahm der Bundesliga-Dominator im Hexenkessel „San Paolo“ schon selbst. „Wir haben unsere Torchancen nicht rein gemacht, das muss man aber in der Champions League“, betonte Kapitän Philipp Lahm. „Wir haben einen ganz ordentlichen Job getan. Jetzt müssen wir mit dem Punkt leben“, ergänzte Bastian Schweinsteiger zerknirscht.
Die Bosse mochten nicht so sehr hadern. „Auch wir können nicht jede Woche 4:0 oder 7:0 gewinnen“, meinte Trainer Jupp Heynckes, der auch mit dem verhinderten Matchwinner Gomez betont nachsichtig umging: „Der Junge hat so viel in den letzten Wochen für uns geleistet, dann kann er auch mal einen Elfmeter verschießen.“
Karl-Heinz Rummenigge sprach sogar demonstrativ von „einem Punktgewinn und keinem Punktverlust“. Der Vorstandschef sah das Unentschieden keineswegs als Rückschlag, sondern bewertete die Leistung als weiteren Fortschritt: „Die Mannschaft reift immer mehr, denn es ist schwer hier gegen 60 000 heißblütige Fans anzuspielen.“
Ausbremsen aber mussten sich die Bayern schon selbst nach dem Blitztor des für Heynckes „überragenden“ Toni Kroos nach gerade einmal 99 Sekunden. Auch die Torsperre von Manuel Neuer durchbrachen sie nach 1146 Pflichtspielminuten mit einem unglücklichen Eigentor von Innenverteidiger Holger Badstuber selbst (39.). „Wir können auch mal Fehler machen“, kommentierte Heynckes.
Neuer nahm das Ende seiner Zu-Null-Serie im 13. Pflichtspiel gefasst hin. „Ich will immer zu Null spielen, klar. Aber wichtig sind für mich nicht die Rekorde, sondern der mannschaftliche Erfolg.“ Das zuvor einzige Gegentor des Gladbachers Igor de Camargo hatte der Nationaltorhüter mit einem Fehler persönlich verschuldet.
Die verschenkten zwei Punkte haben den Bayern aufgezeigt, dass der Weg an die europäische Spitze keine Nachlässigkeiten duldet. „Es ist noch nichts gewonnen“, mahnte Schweinsteiger: „Wenn wir die Chancenverwertung noch besser hinbekommen, sieht es ganz gut aus.“
Die Perspektiven bleiben bestens. „Unser Ziel war, nach dem Spiel weiter Tabellenführer zu sein. Das ist uns gelungen“, hob Rummenigge hervor. Mit sieben Punkten führen die Bayern die Gruppe A weiter vor Neapel (5) und Manchester City an (4). Nur der FC Villarreal (0) ist praktisch schon raus aus dem Rennen um die zwei Achtelfinalplätze.
„Jetzt haben wir zwei Heimspiele. Die sollten wir gewinnen, dann ist das der Gruppensieg“, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger mit Blick auf die kommenden Partien in München gegen Neapel (2. November) und Villarreal (22. November). „Wir hatten einen guten Start in die Champions League“, urteilte Heynckes: „Jetzt haben wir zwei Heimspiele - und zu Hause sind wir noch stärker.“