Alarm bei Schalke: Sieg gegen Saloniki Pflicht
Gelsenkirchen (dpa) - Panik vor PAOK? Wäre unangebracht, aber nachvollziehbar. Denn nach dem Katastrophenstart in der Fußball-Bundesliga geht es für den FC Schalke 04 im Millionen-Duell mit Saloniki und Ex-Trainer Huub Stevens schon um viel mehr als (nur) ums Renommee.
Mindestens 20 Millionen Euro und die nähere sportliche Zukunft stehen in den Playoff-Partien der Champions League auf dem Spiel. „Wir haben ein Jahr dafür gearbeitet, dass wir diese Spiele haben. Jetzt werden wir alles tun, dass wir unser Ziel erreichen. Aber wir müssen eine ganz andere Leistung und Einstellung an den Tag legen“, betonte Trainer Jens Keller in Gelsenkirchen.
Wie Keller zieht auch Manager Horst Heldt vor dem Hinspiel am Mittwoch paradoxerweise die Zuversicht vor allem aus der Selbstkritik der Spieler und dem schon jetzt immensen Erfolgsdruck. „Die Mannschaft hat schon oft beweisen, dass sie mit Druck umgehen kann. Da ist sie auch in der vorigen Saison schadensfrei durch solche Drucksituationen gekommen“, merkte Heldt mit Blick insbesondere auf das letzte Saisonspiel in Freiburg an, als es um den wichtigen vierten Platz ging. Schalke gewann 2:1.
Nach eindringlichen Worten an das Team am Sonntag und vielen Einzelgesprächen von Keller mit den Akteuren soll die 0:4-Klatsche in Wolfsburg in den Köpfen abgehakt sein. „Es müssen nun Taten folgen, wir sollten uns auf unsere Stärken besinnen und die Schwächen abstellen“, fordert Heldt unmissverständlich eine andere Einstellung, Leidenschaft und Durchschlagskraft von der hoch bezahlten Truppe. „Die Mannschaft kann jetzt die drei bisher ernüchternden Auftritte wegspielen. Wichtig ist, dass sie jetzt den Schalter umlegt.“
Die Auswirkungen eines Ausscheidens gegen den griechischen Vizemeister, der nicht gerade zur Beletage des europäischen Fußballs gehört, kann man sich im chronisch nervösen Schalker Umfeld, in dem kleine Krisen schnell zu großen Horrorszenarien wachsen, ohne viel Fantasie ausmalen. Zumal in den nächsten zehn Tagen auch noch die Bundesliga-Auswärtspartie bei Hannover 96 und das Heimspiel gegen Bayer Leverkusen anstehen. Wenn es ganz blöd läuft, ist Schalke danach raus aus dem Millionenspiel Königsklasse und steht nach vier Bundesliga-Runden mit einem Zähler auf einem Abstiegsplatz.
Doch noch ist es nicht so weit, noch haben es Keller und sein Team, in dem es laut Kapitän Höwedes „keine Risse“ gibt, selbst in der Hand, die miese Stimmung ins Positive umzuwandeln und den Turnaround zu schaffen. Doch dafür sind ein konzentrierter und engagierter Auftritt mit einem überzeugenden Sieg gegen Saloniki vonnöten. „Jeder weiß, worum es geht. Deshalb werden wir das Spiel absolut konzentriert und hochmotiviert angehen“, versprach Höwedes: „Wir werden mit aller Macht versuchen zu gewinnen.“
Das Team muss es ohne den besten Torjäger Klaas-Jan Huntelaar richten, der nach seinem Innenbandanriss im Knie wochenlang ausfällt. Auch Verteidiger Sead Kolasinac fehlt weiter. Die Angriffs-Hoffnungen ruhen nun auf Acht-Millionen-Einkauf Adam Szalai. Mannschaft und Trainer stehen vor dem ultimativen Charaktertest.
Dass in Huub Stevens nun ausgerechnet der bei den Schalker Fans so beliebte „Jahrhunderttrainer“ kommt, macht die Sache nicht gerade leichter - auch wenn Saloniki nur Außenseiter ist. Womöglich müssen der ohnehin von Anfang an kritisch beäugte Keller und die Spieler sogar damit klarkommen, dass der vor acht Monaten entlassene Ex-Coach von den eigenen Anhängern gefeiert wird. „Aber Schalke spielt nicht gegen Huub Stevens, sondern gegen PAOK Saloniki“, befand Höwedes.
„Wir müssen zusehen, dass wir wieder in die Spur finden und dürfen nicht in Selbstmitleid zerfließen. Was wir zuletzt falsch gemacht haben, wissen wir. Da müssen wir ansetzen.“ Recht hat er. Aber wenn Mittwoch nicht sofort der Funke zum Publikum überspringt, könnte schnell Unruhe aufkommen - aber möglichst keine Panik vor PAOK.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
FC Schalke 04: Hildebrand - Uchida, Matip, Höwedes, Fuchs - Höger, Jones - Farfan, Draxler, Clemens - Szalai
PAOK Saloniki: Jacobo - Kitsiou, Katsouranis, Vitor, Lino - Tziolis, Lazar - Lucas, Stoch - Salpingidis, Athanasiadis
Schiedsrichter: Stéphane Lannoy (Frankreich)