Champions League am Dienstag Ancelottis Albtraumnächte - Keine Lustreise für die Bayerns

London (dpa) - Betriebsausflug? Vergnügungstrip? Freundschaftsspiel? Nein, von solchen Titulierungen der Städtereise nach London will beim FC Bayern niemand etwas wissen - erst recht nicht der in seiner Trainer-Vita auch schon von Champions-League-Albträumen heimgesuchte Italiener Carlo Ancelotti.

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Die Münchner Fußballstars wollen auch ohne ihren gesperrten Anführer Philipp Lahm das Achtelfinal-Rückspiel beim FC Arsenal topseriös angehen, ungeachtet des vermeintlichen 5:1-Ruhekissens aus der ersten Partie. Für Leichtsinn oder Überheblichkeit ist am Dienstag (20.45 Uhr MEZ) kein Platz.

„Wir machen keinen Betriebsausflug, sondern das ist Champions League. Die Tür ist auf, aber wir müssen jetzt noch seriös und respektvoll durchgehen“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge am Montag, bevor er in München den mit Bildern von Robert Lewandowski oder dem noch fehlenden Jérôme Boateng dekorierten Charterflieger bestieg.

Das „Gunners“-Team des von den Arsenal-Fans immer mehr kritisierten Trainers Arsène Wenger scheint in seiner aktuellen Verfassung keine Bedrohung für die Bayern darzustellen. Ohne den erkrankten Mesut Özil gab es bei der Generalprobe eine 1:3-Schlappe gegen Jürgen Klopps FC Liverpool, der Mittelfeldregisseur wird voraussichtlich auch gegen die Münchner fehlen. „Was ich sehen will, ist, dass wir für einen Kampf bereit sind“, forderte Weltmeister Per Mertesacker.

Bayern-Coach Ancelotti braucht zur Warnung eigentlich nur von zwei schwarzen Nächten zu erzählen, die der Erfolgstrainer auf Europas schillerndster Fußballbühne erlebte. 2004 schied er mit dem AC Mailand im Viertelfinale nach einem 4:1-Heimsieg gegen Deportivo La Coruña aus. In Spanien setzte es eine 0:4-Pleite. Es ist der Rekord für den höchsten aufgeholten Rückstand in der Königsklasse.

Ein Jahr später folgte Albtraum Nummer II: Im Endspiel gegen den FC Liverpool führte Ancelotti mit Milan in Istanbul zur Pause scheinbar uneinholbar mit 3:0. Liverpool gelang mit dem heutigen Bayern-Profi Xabi Alonso eine spektakuläre Aufholjagd zum 3:3 und triumphierte schließlich im Elfmeterschießen. „Carlo wird das so machen, dass wir kein La Coruña oder Istanbul erleben werden“, sagte Rummenigge voller Vertrauen in den Chefcoach. Ancelotti wird keine Stars schonen, Rafinha dürfte den gesperrten Lahm ersetzen. Torwart Manuel Neuer wird das Team als Kapitän aufs Spielfeld führen.

Auch ein 5:1 hat einer deutschen Mannschaft einmal nicht gereicht. Borussia Mönchengladbach schied 1985 im UEFA-Cup mit Jupp Heynckes auf der Trainerbank gegen Real Madrid nach einem 0:4 im Rückspiel aus. So eine historische Blamage soll dem Bayern-Ensemble 2017 nicht widerfahren. „Es gab leider schon Mannschaften, die so große Rückstände aufgeholt haben. Ich möchte mich nicht einreihen in die Gruppe derer, die so was mal vergeben haben“, sagte Mats Hummels.

Vom fehlenden Kapitän Lahm gab es einen klaren Auftrag an die Kollegen. „Wir müssen sehr konzentriert ins Spiel gehen und in der ersten Viertelstunde zeigen, dass für Arsenal an die nächste Runde nicht mehr zu denken ist. Sondern dass klar ist: Der FC Bayern kommt eine Runde weiter“, sagte der gesperrte Philipp Lahm.

Es geht in England auch darum, im aktuellen Flow zu bleiben, der aus den Bayern wieder einen echten Triple-Anwärter gemacht hat. Rummenigge empfiehlt, mit Demut die Aufgaben anzugehen. „So haben wir das 2013 unter Jupp Heynckes gemacht. Und so werden wir das jetzt auch wieder machen.“ Auch in London wollen die Bayern ihre Stärke demonstrieren. „Das ist wichtig für unser Selbstvertrauen und für die nächsten Spiele“, sagte Franck Ribéry.

„Vollgas geben“, lautet die Ansage von Innenverteidiger Javi Martínez. Trotz Formtief sei das Arsenal-Team immer noch „gefährlich“. Wenn aber alles normal läuft, wird der FC Bayern am Mittwoch mit dem Viertelfinalticket und 6,5 Millionen Euro Prämie im Gepäck nach München zurückkehren.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

FC Arsenal: Ospina - Bellerin, Mustafi, Koscielny, Gibbs - Ramsey, Xhaka - Oxlade-Chamberlain, Iwobi, Walcott - Sanchez

FC Bayern München: Neuer - Rafinha, Martínez, Hummels, Alaba - Xabi Alonso, Vidal - Robben, Thiago, Ribéry - Lewandowski

Schiedsrichter: Sidiropoulos (Griechenland)