Atlético-Idol Torres vom Helden zum Verlierer

Barcelona (dpa) - Tieftraurig nahm Fernando Torres alle Schuld auf sich. „Dies ist einer der schwärzesten Tage in meiner Karriere. Ich fühle mich verantwortlich für die Niederlage“, sagte der Torjäger von Atlético Madrid.

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Innerhalb weniger Minuten war Torres beim 1:2 im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Barcelona vom Helden zur tragischen Figur geworden.

Elf Minuten nach seinem Führungstreffer leitete Torres' Gelb-Rote Karte die Niederlage Atléticos ein und sorgte zugleich für Verärgerung bei den Verantwortlichen über Bundesliga-Referee Felix Brych.

Der Referee habe mit zweierlei Maß gemessen, meinte Geschäftsführer Miguel Angel Gil Marín. „Der FC Barcelona hat eine solche Protektion (durch den Schiedsrichter) nicht nötig.“ Trainer Diego Simeone biss sich auf die Zunge und erklärte: „Ich kann nicht sagen, was ich denke.“ Im Madrider Sportblatt „As“ sprach ein Kommentator gar von einer „Kreuzigung von Torres“. Die Regelexperten der spanischen Sportpresse urteilten demgegenüber übereinstimmend, dass Brych mit dem Platzverweis völlig richtig gelegen habe.

In der Schlüsselszene in der 35. Minute hatte der Stürmer dem Barça-Profi Sergio Busquets im Übereifer von hinten in die Beine getreten, obwohl er bereits verwarnt gewesen war. Das Foul war völlig unnötig, denn es geschah im Niemandsland des Mittelfelds. Aber Torres, der Spanien 2008 im EM-Finale in Wien zum 1:0-Sieg über Deutschland geschossen hatte, bewies mit seiner Unbeherrschtheit, dass er trotz seiner 32 Jahre immer noch „El Niño“ (der Junge) ist, wie er in seinem Verein genannt wird.

Elf Minuten vor der Gelb-Roten Karte hatte Torres, der den Zenit seiner Karriere längst überschritten hat, das Publikum im Camp-Nou-Stadion jäh zum Schweigen gebracht. Bei einem Konterangriff schoss er dem deutschen Barça-Keeper Marc-André ter Stegen den Ball mit Wucht zwischen den Beinen hindurch ins Tor. Bei den katalanischen Fans wurden bittere Erinnerungen an die 1:2-Schlappe drei Tage zuvor im Clásico gegen Real Madrid wach.

Gegen ein Team in Unterzahl setzten Lionel Messi & Co. jedoch zu einem Sturmlauf und zu einem Kombinationswirbel an, der die Herzen der Fans höher schlagen ließ. Luis Suárez (62./74. Minute) verhalf dem Titelverteidiger mit einem Doppelpack zum Sieg. Messi setzte einen Fallrückzieher knapp neben das Tor, Neymar traf nur die Latte des Atlético-Tores. Die Madrilenen verteidigten geschickt und mit dem Mut der Verzweiflung. Immerhin verfügen sie in der Liga mit 15 Gegentreffern in 31 Spielen über die mit Abstand beste Defensive.

Am Ende waren die Trainer beider Teams mit dem 2:1 irgendwie zufrieden. Luis Enrique zeigte sich erleichtert, dass der Clásico keine Wunden hinterlassen hat. „Mit diesen Spielern gehe ich bis ans Ende der Welt“, pries der Barça-Coach sein Team. Sein Gegenüber Simeone betonte: „Barça hätte noch mehr Tore schießen können. Das ist zum Glück nicht geschehen. Nun gehen wir mit guten Aussichten ins Rückspiel. Das wird eine spannende Partie.“