„Noch ist alles offen“ Atlético vorsichtig, Leicester optimistisch
Madrid (dpa) - Craig Shakespeare war sauer. Wie der Treffer bei der 0:1-Niederlage bei Atlético Madrid im Viertelfinal-Hinspiel der Fußball-Champions-League zustande gekommen war, passte dem Coach von Leicester City gar nicht.
„Das war eine wirklich enttäuschende Entscheidung des Referees“, schimpfte er nach dem Spiel. Der Schiedsrichter hatte Madrid nach einem Foul außerhalb des Strafraums einen Elfmeter zugesprochen, und der gefoulte Antoine Griezmann verwandelte (28. Minute). „Das war ein Schlüsselmoment im Spiel“, sagte Shakespeare. „Da muss er richtig entscheiden, bei sowas darf er nicht mutmaßen.“
„Es war fast im Strafraum, aber dann doch draußen“, schrieb das spanische Sportblatt „AS“ süffisant. Die englische Tageszeitung „Guardian“ monierte „eine besonders schwache Leistung“ des schwedischen Schiedsrichters Jonas Eriksson. Und „The Daily Telegraph“ forderte die baldige Einführung des Videobeweises.
Auf der anderen Seite konnten auch die „Foxes“ gut mit dem Resultat leben. „Ich glaube, vor dem Spiel hätten wir ein 0:1 genommen“, räumte Shakespeare ein. „Wir sind zwar hergekommen, um ein Auswärtstor zu schießen, aber wir haben gesehen, was Atlético Madrid für ein Spitzenteam ist.“ Ärgerlich für Leicester: Im Rückspiel muss der Meister auf Robert Huth verzichten. Der frühere deutsche Nationalspieler sah in Madrid seine dritte Gelbe Karte und ist deshalb am kommenden Dienstag gesperrt.
Hoffnung auf einen Halbfinal-Einzug des Außenseiters machen aber die bisherigen Auftritte in der Königsklasse, zuletzt im Achtelfinale. Noch unter Trainer Claudio Ranieri hatte Leicester auswärts beim FC Sevilla mit 1:2 verloren, war dann aber unter seinem Nachfolger Shakespeare durch ein 2:0 zuhause weitergekommen. Der Trainer setzt für das Rückspiel wieder auf den Heimvorteil und bleibt optimistisch: „Wir haben eine gute Bilanz im King Power Stadion und noch ist alles offen.“
Spätestens seit dem Gewinn der englischen Meisterschaft im Vorjahr ist Leicester City immer für eine Überraschung gut. Atlético-Trainer Diego Simeone warnte seine Mannschaft deshalb schon jetzt, noch sei nichts entschieden: „Sie sind sehr stark zuhause. Wir werden vermutlich ein sehr schweres Spiel bestreiten müssen.“
Der Hinspielsieg für Madrid war trotzdem verdient, weil der Tabellendritte der spanischen Liga im Stadion Vicente Calderón klar überlegen war. „Es war ein Spiel, wie wir es erwartet haben, schwer und hart umkämpft“, sagte Simeone, der trotz der mageren Torausbeute nicht unzufrieden war. „Ich habe schon vor dem Match gesagt, dass ich in diesem Spiel nicht viele Tore von einer der beiden Mannschaften erwarte.“ Atlético-Verteidiger Filipe Luis ging noch weiter und nannte das 1:0 überschwänglich ein „spektakuläres“ Ergebnis: „Wir haben gewonnen und kein Gegentor kassiert.“