Barça trotzt dem Krisengerede - „Messi wie ein Engel“

Leverkusen (dpa) - Krise? Welche Krise? Barcelona spaziert weiter durch die Champions League. Ungeachtet der Probleme in der spanischen Meisterschaft dominierten Messi und Co. den Bundesligisten aus Leverkusen auch ohne den ganz großen Glanz.

Von fehlendem Erfolgshunger keine Spur.

Eigentlich bestand kein Grund zur Sorge. Spätestens nach dem dritten Treffer seiner Mannschaft hätte sich Josep Guardiola entspannt zurücklehnen und den Auftritt seiner Fußball-Künstler genießen können. Stattdessen lief der Trainer des FC Barcelona auch noch kurz vor dem Abpfiff der Champions-League-Partie gegen Bayer Leverkusen wild gestikulierend durch die Coaching-Zone. Doch diesmal war auf seine Profis Verlass. „Das Team hat bewiesen, dass es im Europapokal einen neuen Chip einlegen kann“, befand der als „Engel“ gefeierte Superstar Lionel Messi nach dem souveränen 3:1 des Titelverteidigers gegen den chancenlosen Bundesligisten.

Guardiolas Nervosität war weniger der Klasse des biederen Gegners als vielmehr den jüngsten Erlebnissen in der Primera Division und den Schlagzeilen über das drohende Ende des großen Barça-Zaubers geschuldet. Seitdem der Abstand auf den Erzrivalen Real Madrid durch das 2:3 bei CA Osasuna am vorigen Wochenende in der nationalen Meisterschaft auf zehn Punkte angewachsen ist, war in der heimischen Presse viel von fehlendem Erfolgshunger der Titelabonnenten zu lesen. Nicht zuletzt deshalb rief Guardiola seine Profis dazu auf, allen Kritikern das Gegenteil zu beweisen. Und welcher Wettbewerb wäre besser dazu geeignet als die Champions League?

Die Worte des Trainers fanden Gehör. Allein die große Show des zuvor ebenfalls gescholtenen Weltfußballers Messi führte das Gerede von Tristesse ad absurdum. Das 1:0 durch den zweifachen Torschützen Alexis Sánchez bereitete der Argentinier mit einem sehenswerten Anspiel vor, das dritte Tor erzielte er selbst. Es war sein bereits siebter Treffer im laufenden Wettbewerb - ausnahmslos in Auswärtsspielen erzielt. Flugs schlug die Schelte in Lob um. „Messi spielte wie ein Engel“, kommentierte die Zeitung „El Periódico de Catalunya.“

Allen Kritiken zum Trotz setzte das Starensemble seinen Spaziergang durch die Champions League auch im Achtelfinal-Hinspiel gegen Leverkusen fort. In den bisherigen sieben Partien auf europäischer Bühne gab es bei einem Unentschieden gegen den AC Mailand ausnahmslos Siege und imposante 23 Barça-Treffer. Mit Alexis Sánchez traf bereits der neunte Profi - das spricht für eine große Homogenität. Auf ein Extralob für den zu Saisonbeginn verpflichteten Chilenen verzichtete Guardiola: „Wir haben ihn verpflichtet, damit er solche Tore schießt.“

Der Trainer ist in der glücklichen Lage, auf einen Fundus an Talenten zurückgreifen zu können. Das erhöht die Chance, das der Club auch in der heimischen Liga zumindest im nächsten Jahr wieder an alte Erfolge anknüpfen kann. Mit der Einwechslung solcher Nachwuchsprofis wie Isaac Cuenca, der kurz vor dem Anpfiff für Alexis Sánchez kam, will Guardiola den Konkurrenzkampf schüren. Das alte Erfolge keinen Stammplatz garantieren, bekam Gérard Piqué zu spüren. Der Innenverteidiger fehlte im Aufgebot. „Er hat keinen Grund, sauer zu sein“, kommentierte Guardiola betont gelassen, „ich kann nur 18 Spieler nominieren.“