Baumjohann blüht auf: Neuer Spaß unter Rangnick

Gelsenkirchen (dpa) - Abgeschoben, aussortiert, abserviert - der einst als großes Fußball-Talent gefeierte Alexander Baumjohann hat beim FC Schalke 04 eine schwere Zeit hinter sich. Unter dem neuen Trainer Ralf Rangnick blüht der 24 Jahre alte Mittelfeldspieler nun regelrecht auf.

Nach dem Abgang von Coach Felix Magath fand Baumjohann seine Lust am Fußball wieder und nimmt einen neuen Anlauf. „Unter Magath hatte ich keine Perspektive mehr. Als Rangnick kam, hat er viel mit mir gesprochen und mich wieder aufgebaut“, sagt Baumjohann.

Der Waltroper hat wie kein anderer Schalker vom Trainerwechsel profitiert. „Es war für mich logisch, dass er bei uns mitmachen muss. Er ist ein Klasse-Fußballer und kommt immer besser in Schwung“, urteilt Rangnick über den offensiven Mittelfeldspieler, den er schon in seiner erste Amtszeit (September 2004 bis Dezember 2005) auf Schalke unter seinen Fittichen hatte. „Damals ist er vielleicht einen Tick zu früh als Riesentalent gesehen worden. In den letzten Spielen hat er gezeigt, dass er nichts verlernt hat.“

Seine bis dato beste Zeit hatte Baumjohann bei Borussia Mönchengladbach (2006 bis 2009). Unvergessen ist sein 70-Meter-Solo im August 2008 gegen Werder Bremen, das er mit einem spektakulären Treffer abschloss, der in der ARD-Sportschau zum „Tor des Monats“ gekürt wurde. Prompt lockte Bayern München den dynamischen Jungprofi an die Isar. Im Starensemble des Rekordmeisters konnte er sich aber nicht durchsetzen, brachte es nur auf drei Bundesligaspiele-Einsätze. „Mein Anspruch war es, Champions League zu spielen“, erklärt Baumjohann. „Deswegen bin ich damals zu den Bayern gewechselt.“

Für eine Million Euro holte ihn Magath im Januar 2010 nach nur einem halben Jahr aus dem bajuwarischen Exil nach Schalke zurück. Doch der nächste Absturz folgte, als der strenge Coach ihn wie Hans Sarpei und Jermaine Jones im November 2010 ins Regionalliga-Team verbannte. „Mangelnde Einstellung“ warf Magath dem Trio vor. Vier Partien absolvierte Baumjohann in der vierten Liga, wo er zuletzt Ende Januar beim 0:1 in Wiedenbrück kickte.

„Für mich war es wichtig, im Rhythmus zu bleiben, auch wenn ich rund sechs Monate nicht auf höchstem Niveau spielen konnte“, betont der ehemalige U 21-Nationalspieler, dem das Image des „schlampigen Genies“ anhaftet. Nach der Begnadigung durch Magath im Februar durfte er wieder mit den Profis trainieren. Eine echte Chance erhielt er nicht - bis Rangnick kam.

Er holte ihn aus der Sackgasse zurück ins Rampenlicht: Beim 2:0 auf St. Pauli stand Baumjohann überraschend in der Startelf und zahlte das Vertrauen mit einer guten Leistung zurück. Und nach der 5:2-Gala in der Champions League bei Titelverteidiger Inter Mailand, wo Baumjohann ein Tor vorbereitete, feixten Sarpei und sein junger Kollege in der Interview-Zone: „Hier stehen zwei Viertliga-Spieler.“

Auch Kapitän Manuel Neuer freut sich, dass „Baumi“ den Anschluss gefunden hat und wie Joel Matip, Kyriakos Papadopoulos (beide 19) oder Julian Draxler (17) als Hoffnungsträger des Neuaufbaus gilt. „Es war nicht einfach für ihn. Nun gehört er wieder fest zum Team“, sagt Neuer. Auf gerade einmal 52 Bundesligaspiele (3 Tore) in fünf Jahren hat es Baumjohann gebracht - viel zu wenig für einen Profi seiner Klasse. Nun will er beweisen, dass er mehr ist als ein ewiges Talent.